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0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See
Autoren: Christian Schwarz
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Hai ging nicht darauf ein. »Wir wechseln ohne weiteren Verweil in die Welt über, um unsere Männer wieder an Bord zu nehmen«, befahl er mit Stentorstimme. »Sie haben ihren Auftrag soeben erfüllt. Es sind gute und tapfere Männer, ich will sie nicht an das Tageslicht verlieren.«
    Zamorra horchte auf. Tat sich da eine Möglichkeit auf? Mussten sie es lediglich schaffen, das Geisterschiff bis nach Anbruch des Tages in der realen Welt zu halten? In diesen Gedankenblitz mischte sich gleichzeitig blanke Wut. Das Ausführen des Auftrags konnte nur bedeuten, dass die Kerle Jasper Westerländer ermordet hatten.
    »In der Welt werden zudem der Zauberer und seine Buhle umgehend sterben. So will es das Gesetz. Die beiden Weiber hingegen werden zurück in den Ziegenstall gebracht.«
    »Auf die Planke, auf die Planke!«, brüllten die Piraten begeistert.
    »Ihr sollt euern Willen haben. Der Zauberer geht auf die Planke. Wir werden ihn kielholen. Sollte er das überleben, zerreißt ihr ihn in Stücke.«
    Das Gejohle nahm unerträgliche Lautstärke an.
    »Sauber«, murmelte Zamorra und zerrte an seinen Fesseln. Die Knoten hielten, er konnte sie nicht das kleinste bisschen lockern. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.
    Der Übergang aus der Halbdimension in die Welt vollzog sich mit dem wohlbekannten fahlen Blitz, aber doch vollkommen lautlos. Lediglich die Sturmböen, die plötzlich über das Deck peitschten und am Tau werk der »Dummen Kuh« zerrten, zeigten an, dass der Übergang gelungen war.
    Die Piraten machten sich umgehend ans Werk. Sie nagelten eine Planke an den Bug und spannten die nötigen Taue, mit denen sie Zamorra unter dem Schiffsrumpf durchziehen würden. Und zwar der Länge nach.
    Zamorra wehrte sich nach Kräften, als sie ihn losbanden und zur Planke neben der Galionsfigur führten. Er hatte keine Chance. Mit einem starken Tau um das Bein und auf den Rücken gefesselten Händen musste er auf die Planke steigen. Die Böen warfen ihn fast herunter. Er konnte gerade noch ausbalancieren.
    Zamorra warf einen Blick auf Nicole und sah die Sorge in ihrem Gesicht.
    Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Was konnte er tun, um zu überleben? Mit gefesselten Händen würde das äußerst schwierig sein. So konnte er Schläge gegen den mit scharfen Muscheln bewachsenen Schiffsrumpf nicht abfangen. Zudem war das Wasser extrem kalt. Wie lange dauerte es, bis sie ihn durchgezogen hatten? Und wie konnte er das Schiff bis Tagesanbruch in der Welt halten?
    Zamorra schluckte. Nichts fiel ihm ein, gar nichts. Er stand am Rand der Planke und starrte ins dunkle Wasser, auf dem weiße Schaumkronen tanzten. Es gelang ihm kaum, gegen die aufsteigende Panik anzukämpfen.
    Hans der Hai persönlich stieß ihn ins Wasser. Zamorra schrie. Er fiel völlig unkontrolliert, klatschte auf den Rücken und mit dem Kopf gegen den Bug. Gleich darauf schlug das eisige Nordseewasser über ihm zusammen. Es versteifte seine Glieder und peinigte ihn fürchterlich. Aber es half dem schwer angeschlagenen Professor auch, das Bewusstsein zu behalten.
    Er wollte atmen. Frischen Sauerstoff in die Lungen ziehen, dem drängenden Reflex nachgeben, hielt aber eisern durch.
    Zamorra war mit einer Öse an ein Führungsseil gebunden, das der Länge nach unter die »Dumme Kuh« gespannt war. Mit dem Seil um seinen Knöchel zogen ihn die Piraten unter dem Schiff durch. Fast 50 Meter hatte er zu überstehen.
    Das war nicht zu schaffen, auch wenn man die Kondition und Konstitution eines Professor Zamorra hatte. Schon nach zwanzig Metern stand er an der Schwelle des Todes. Bilder seines Lebens zogen vor seinem inneren Auge vorbei, wichtige Stationen, unwichtige Details. Er war wie in Trance, zerrte an seinen Fesseln, wand sich wie ein Aal. Gleich würde er dem Reflex nachgeben und den Mund aufreißen. Eiskaltes Wasser würde in seine Lungen strömen und ihn töten.
    Er registrierte eine düstere, hoch gewachsene Gestalt mit glühend roten Augen direkt vor sich, sah sie zufrieden lächeln - und fand sich umgehend an Bord der »Dummen Kuh« wieder!
    Prustend und keuchend krümmte er sich auf Deck, hustete sich die Seele aus dem Leib.
    Zamorra hörte Schreie um sich herum, empört und entsetzt. Er konzentrierte sich, erstickte die letzten Hustenreflexe im Keim und erholte sich schneller wieder als jeder andere Mensch. Das Wasser aus der Quelle des Lebens , das er einst getrunken hatte, half ihm dabei.
    Auf Knien und Händen rutschend bemerkte Zamorra, dass
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