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0832 - Station der MVs

Titel: 0832 - Station der MVs
Autoren: Unbekannt
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Gys-Voolbeerah bemerkte meinen Blick und sah ebenfalls auf seinen Detektor. Gleich darauf klappte er den Helm des Hulkoo-Raumanzugs zurück. Sein Helmfunk war trotzdem eingeschaltet.
    „Mir scheint, als ob nicht Ihr Partner Rorvic unsere Station bedroht, sondern als ob es die Roboter sind, die meinen Brüdern zu schaffen machen", erklärte er. „Sonst hätten sie keine typischen Roboterfallen aufgebaut."
    „Sie kennen den tibetischen Mutanten noch nicht, Kerrsyrial", erwiderte ich.
    „Sonst wüßten Sie, daß ihm alles zuzutrauen ist, auch die merkwürdige Aktivität von Robotern, die Tausende von Jahren im Dornröschenschlaf lagen -bis Rorvic kam."
    „Dornröschenschlaf?" fragte der Gys-Voolbeerah verständnislos. Woher sollte er auch terranische Märchen kennen!
    Ich kam nicht dazu, ihn aufzuklären, denn mein scharfes Gehör hatte ein Geräusch aufgefangen.
    Etwas Metallisches schlug von draußen gegen das erste Schott.
    „Schnell fort hier!" sagte ich. „Und hinter uns das Schott verriegeln!"
    Kerrsyrial fragte ebensowenig wie ich eine Weile zuvor.
    Er warf sich förmlich durch die Öffnung. Ich folgte ihm mit einem gestreckten Sprung.
    In der Luft schaltete ich meinen IV-Schirm aus, damit er bei einer zufälligen Berührung nicht den Gys-Voolbeerah tötete. Kaum war ich auf der anderen Seite, drehten wir uns um, beugten uns durch die Öffnung und zogen das Schott zu.
    Wir hatten das Stabkreuz gerade einmal herumgedreht, als etwas von draußen daran zerrte. Zugleich ertönte ein bedrohliches Pfeifen. Unter Aufbietung aller Kräfte stemmten wir uns gegen das plötzlich schwergängige Stabkreuz. Nach der nächsten Umdrehung verstummte das Pfeifen, und auch das Zerren hörte auf.
    Der Gys-Voolbeerah und ich sahen uns nur an. Wir waren beide zu erfahrene Raumfahrer, als daß wir nicht gewußt hätten, was geschehen war. Jemand - oder etwas - hatte das äußerste Schott geöffnet und die im Gang befindliche Luft ins Vakuum des Weltraums entweichen lassen.
    „Das ist kein Spaß mehr", sagte ich. „Das ist Rorvic."
    Der Gys-Voolbeerah zog eine lange stabförmige Waffe aus der Gürtelhalfter seines Raumanzugs. Sie sah genau wie eine Strahlwaffe der Hulkoos aus.
    Er richtete sie gegen das Schott, das wir soeben mühsam geschlossen hatten und sagte: „Ich werde Rorvic töten - und Sie können mich nicht daran hindern, Tatcher!"
    „Verschwinden wir lieber von hier, Kerrsyrial", erwiderte ich. „Ich hatte nicht gemeint, Rorvic wäre dort draußen, sondern Rorvic wäre verantwortlich für die unsinnige und gefährliche Aktivität der Reparaturroboter."
    Der Molekülverformer sah aus, als wollte er dennoch schießen. Aber dann besann er sich und steckte die Waffe wieder ein.
    Wir gingen durch einen weiteren kurzen Gang und kamen in eine Verteilerhalle, von der fünf weitere, in die Tiefe der Station führende Gänge abzweigten.
    Und keine der fünf Gangöffnungen war durch ein Schott abgesichert! So sah es jedenfalls auf den ersten Blick aus.
    Als ich aber genauer hinschaute, entdeckte ich an den Oberkanten der Öffnungen jeweils zwei haarfeine, etwa zehn Zentimeter auseinanderstehende parallele Linien: Schottfugen!
    Ich kannte ähnliche Konstruktionen von der SOL und anderen terranischen Raumschiffen her, auf denen ich früher geflogen war.
    Es handelte sich um ausgesprochene Katastrophenschotte, die in erster Linie auf natürlich entstandenen großen Himmelskörpern verwendet wurden. Bei einem plötzlichen Druckabfall schalteten sich, wie bei horizontal fahrbaren Schotten auch, zuerst die Elektromotoren ein, die die Schotte bewegten. Fielen sie aus, dann konnten Katastrophenschotte mit Elektromagnetelementen, die im Rahmenboden eingelassen waren, blitzschnell nach unten gezogen werden.
    Wir standen noch da und zögerten, weil wir nicht wußten, ob und welche Roboterfallen auf dem Verteilerkreis oder und in den Abzweigungen installiert waren, als sich mit scharfem Knacken die Verriegelung des Schottes hinter uns löste. Im nächsten Moment pfiff die Luft aus unserem Gang durch das spaltweit geöffnete Schott ins dahinterliegende Vakuum.
    Und gleichzeitig senkten sich die dickwandigen Panzerschotte langsam her ab!
    „Fort!" rief ich dem Gys-Voolbeerah zu.
    Aber Kerrsyrial dachte nicht an Flucht - noch nicht. Er blickte zurück, schloß seinen Druckhelm, hob abermals seine Waffe - und dann drückte er ab.
    Ich schloß geblendet die Augen und aktivierte meinen IV-Schirm, als die gesamte Umgebung in eine Helligkeit
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