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0832 - Das Siebte Siegel

0832 - Das Siebte Siegel

Titel: 0832 - Das Siebte Siegel
Autoren: W.K. Giesa
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Buchrücken, die bereits geöffneten wurden geradezu auseinander gefetzt. Die einzelnen Seiten flogen, schwebten in einem wilden Chaos abwärts. Der schwere Einband krachte auf den Boden, der Buchrücken riss auseinander. Die mit Siegeln zu Bündeln zusammengefassten Kapitelseiten schlugen wie Geschosse in den Bodenbelag.
    Nicole schaffte es nicht, sich festzuhalten. Eine unsichtbare Kraft schien sie über das Geländer zu stoßen.
    Fooly hinter ihr packte zu, wollte sie festhalten. Seine Krallen fetzten ihr Shirt auf, behielten Stoffreste zurück. Und Nicole stürzte nach unten! Sie versuchte, sich zu drehen, den Aufprall abzufedern, aber es gelang ihr nicht. Sie war keine Katze, sondern ein Mensch!
    Hart prallte sie auf!
    Grell blitzte Licht, sprühten Funken. Ihr Schrei verwehte im Nichts.
    Und im Nichts verschwand auch sie…
    ***
    Auch Zamorra wollte zugreifen. Aber er prallte dabei mit Fooly zusammen, der im gleichen Moment die Flügel spreizte. Eine der Schwingen traf Zamorra unbeabsichtigt und schleuderte ihn zurück. Er taumelte, konnte gerade noch einen Sturz verhindern.
    Fooly erhob sich in die Luft, über das Geländer hinweg. Er vollzog einen Sturzflug, um Nicole noch aufzufangen, ehe sie auf den Boden prallte, wo sich die Reste des Buches verteilten. Aber die Höhe reichte nicht. Nicole war schneller unten, als Fooly reagieren konnte. Er schaffte es gerade noch, seinen eigenen Sturzflug zu stoppen, da flammte es bereits um Nicole auf, und die Funken stoben ihm entgegen.
    Das löste einen Abwehrreflex aus, der so alt war wie die Drachen selbst. Fooly spie eine Feuerwolke über das Buch…
    »Bist du wahnsinnig?«, hörte er Zamorra von oben schreien.
    Fooly spie kein Feuer mehr. Fooly flog nicht mehr. Er sank knapp neben dem zerschmetterten Buch und dessen traurigen Resten zu Boden. Verzweifelt sah er dorthin, wo eigentlich Nicole hätte liegen müssen.
    Aber sie war fort. War einfach verschwunden. Weg. Nicht mehr da.
    »Nein«, krächzte er entsetzt. »Nein, das ist doch nicht möglich - das darf nicht sein…«
    Aber es war so.
    Etwas Unglaubliches, Fremdes, hatte sie verschlungen, hatte sie aus dieser Welt fortgerissen.
    Wenn Drachen weinen könnten, Fooly hätte es in seiner Verzweiflung getan. Aber seine Augen blieben trocken.
    Und er fragte sich: Ist es meine Schuld?
    ***
    »Es ist ein Albtraum«, murmelte Zamorra unaufhörlich. »Es ist ein Albtraum, es ist ein Albtraum, es ist ein Albtraum…«
    Die Worte kamen über seine Lippen, ohne dass er es merkte. Dabei rotierten seine Gedanken im Kreis.
    Da war Nicole mit dem Buch. Sie stolperte über die Katze, stürzte über das Geländer dem Buch hinterher - und verschwand.
    Da war Fooly, der sie wohl festzuhalten versuchte und es nicht schaffte.
    Da war das Buch, zerfetzt, zerstört. Was Nicole vor kurzem mit Magie versucht hatte, erfolglos versucht hatte, das war jetzt geschehen. Das Buch mit den Siegeln der Macht war vernichtet. Noch sieben Siegel ungeöffnet, die Kapitel ungelesen, alles zerstört. Die gesiegelten Kapitel lagen da, völlig durcheinander, sicher nie wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen. Teilweise wie Stahlplatten in den Boden gerammt, wieder erweichend umgebogen. Aber nach wie vor geschlossen.
    Da war die Katze.
    Dieses kleine, schwarze Biest mit den weißen Pfoten, das kam und ging, und das immer dann auftauchte, wenn die Öffnung eines weiteren Siegels bevorstand. Die Katze, die offenbar durch geschlossene Türen und Fenster und durch feste Wände gehen konnte. Hatte ihr noch niemand gesagt, dass das nicht ging? Dass es physikalisch unmöglich war?
    Jetzt saß sie am Fuß der Treppe und putzte sich hastig. Eine typisch kätzische Verlegenheitsreaktion.
    Ich bringe das Mistvieh um!, dachte Zamorra zornig. Wenn die Katze nicht unvermittelt vor Nicole aus der Wand gekommen wäre, wäre Nicole nicht über sie gestolpert…
    Und sie wäre nicht um Nichts verschwunden!
    Zamorra war sich sicher, dass sie noch lebte. Zwischen ihnen gab es ein unsichtbares Band. Er hätte es gespürt, wenn sie tot war.
    Aber wo befand sie sich jetzt? Wohin hatte es sie verschlagen? Sie brauchte Hilfe, denn sie war sicherlich nach dem Sturz verletzt. Wie schlimm es war, irgendwo verletzt zu liegen, wusste Zamorra aus eigenem Erleben nur zu gut. Er war gelähmt gewesen, als es ihn in die Traumzeit der australischen Ureinwohner verschlug - beziehungsweise in eine Welt, in der ein Dämon lauerte, der diese Traumzeit verändern wollte! [1]
    Durch das
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