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0832 - Das Siebte Siegel

0832 - Das Siebte Siegel

Titel: 0832 - Das Siebte Siegel
Autoren: W.K. Giesa
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Öffnen des fünften Siegels war es Zamorra gelungen, diese Manipulation zu verhindern. Aber der Preis dafür wäre um ein Haar zu hoch gewesen. Die Lähmung schwand mit dem Ende des Dämons, aber Zamorra hatte schon damit gerechnet, bei dieser Aktion sein Ende zu finden - weil er nur noch Arme und Oberkörper bewegen konnte - oder den Rest seines Lebens im Rollstuhl zubringen zu müssen.
    Was war nun mit Nicole? War sie ebenfalls schwer verletzt worden? Nach dem Sturz aus über vier Metern Höhe war das kein Wunder. Zamorra musste ihr helfen. Aber wie? Wie sollte er sie finden?
    »Verdammt, wenn sie nicht so närrisch gewesen wäre, sich an dem Buch vergreifen zu wollen, wäre das alles nicht passiert!«, murmelte er.
    Er stieg die Treppe hinunter.
    Die Katze ahnte wohl, dass ihr Ungemach drohte. Sie sprang auf und sorgte für Sicherheitsabstand zu Zamorra.
    Der Parapsychologe folgte ihr nur ein paar Schritte, bevor er sich abwandte. Was half es, wenn er sich in seinem Zorn an dem-Tier vergriff? Wahrscheinlich war es nicht einmal die Schuld der Katze. Die konnte ja nicht ahnen, dass gerade in dem Moment Nicole mit dem Buch unterwegs war, als sie aus der Wand hervorkam.
    Unter normalen Umständen, mit freien Händen, hätte Nicole den Sturz problemlos abfangen können. Aber das Buch hatte sie behindert.
    »Was ist nur in diese Frau gefahren?«, fragte er sich.
    Fooly versuchte eine Antwort. »Sie wollte dir helfen, Chef. Du bist nur noch für dieses Buch da, verdrängst alles andere, willst von nichts etwas wissen…«
    »Das stimmt doch gar nicht!«, protestierte der Professor. »Fängst du jetzt auch mit diesem Unsinn an?«
    »Das ist kein Unsinn, Chef«, erwiderte Fooly. »Du solltest dich mal selbst beobachten. Mademoiselle Nicole hat Recht: Du bist süchtig!«
    Zamorra schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen.
    Doch der Jungdrache redete bereits weiter. »Damit ist es jetzt aber wohl vorbei. Das Buch ist zerstört.«
    »Und Nicole ist verschwunden«, murrte Zamorra. »Das ist es doch nicht wert - ganz abgesehen davon, dass ich nicht süchtig bin. Wann begreifst du das endlich? Und warum hat Nicole es nicht begriffen?«
    »Du bist es, der nicht begreift, Chef«, sagte Fooly. »Du willst es nicht begreifen. Aber dyi solltest auf uns hören. Wir sind doch deine Freunde! Wir wollen dir helfen!«
    »Helft mir, indem ihr die Klappe haltet«,murmelte Zamorra. »Es ist ein Albtraum… es ist ein Albtraum…«
    ***
    Wie lange er auf die Reste des Buches gestarrt hatte, konnte er später nicht sagen. Eine Stunde? Oder mehr?
    Er verlor jeden Zeitbegriff. Seine Gedanken kreisten um Nicole.
    Warum hatte sie ihm das angetan? Warum hatte sie sich das angetan?
    Tot war sie nicht, dessen war er sich absolut sicher. Aber wohin hatte es sie verschlagen? Wohin hatte dieses Aufblitzen von Licht und Funken sie entführt? Und war sie verletzt?
    Immer wieder kamen die Fragen, hielten sein Denken gefangen. Nein, das Buch hatte nicht ihn in Gefahr gebracht, sondern Nicole! Nicht er war süchtig, sondern sie - süchtig danach, ihm das Buch zu nehmen und es zu zerstören.
    Jetzt war es ihr endlich gelungen. Aber zu welchem Preis? War der nicht viel zu hoch?
    Danachfragen Süchtige nie. Sie handeln nur so, wie die Sucht es von ihnen verlangt.
    Er schloss die Augen.
    Er hoffte, das grausige Bild sei verschwunden, wenn er sie wieder öffnete, und all das hier sei nicht geschehen. Nur ein Albtraum…
    Doch als er sie wieder öffnete, hatte sich nichts verändert. Die Reste des Buches lagen immer noch da oder steckten im Boden fest, und Nicole war immer noch verschwunden.
    Nur der Drache war da.
    Er hatte irgendetwas erzählt, aber Zamorra hatte nichts davon verstanden. Vermutlich war es der Erlebnisbericht des Jungdrachen über das, was geschehen war. Zamorra hatte ihm nicht zugehört. Er hatte es nicht gekonnt. Seine Gedanken drehten sich immer noch im Kreis, dessen Zentrum Nicole war.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Chef?«, vernahm er jetzt die drängende, energische Frage des Drachen.
    »Nein«, gestand er. »Ich habe nicht zugehört. Ich konnte es nicht. Ich kann es nicht. Ich muss irgendetwas tun. Ich muss Nicole zurückholen, aber ich weiß nicht, wie.«
    Er schwieg für ein paar Sekunden. Foolys große Telleraugen sahen ihn nachdenklich an. Oder kritisch prüfend? Plötzlich wirkte der Jungdrache gar nicht mehr so unreif, so kindisch, wie er sich oft genug gab. Hinter seinem Blick spürte Zamorra die tatsächliche Lebenserfahrung
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