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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus
Autoren: Jason Dark
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gewesen?« flüsterte ich, als Suko nach wenigen Schritten anhielt.
    »Ein dumpfer Schlag.«
    »Mehr nicht?«
    Er hob die Schultern. »Das ist schwer zu erklären. Es kann durchaus sein, daß jemand einen Wagenschlag zu heftig zugedrückt hat. In der Stille hört man ja jeden Laut.«
    Auf Sukos Ohren konnte ich mich verlassen. Wir waren noch vorsichtiger als beim Hinweg, suchten zunächst einmal nach einer entsprechenden Deckung, von der aus wir auch den dunklen Bau unter Kontrolle halten konnten.
    Aus dieser Richtung hörten wir nichts, da bewegte sich auch nichts. Aber wir waren davon überzeugt, nicht mehr allein auf dem alten Friedhof zu sein.
    Mir diente ein Grabstein als Deckung. Er war hoch und auch breit genug. Der Untergrund war mit eisigem Laub bedeckt, und auf den Grabstein hatte sich eine Eisschicht gelegt.
    Nichts zu hören - aber etwas zu sehen.
    Licht!
    Zuckend und nur für einen Moment. Es hatte so ausgesehen, als wäre eine Taschenlampe zuerst ein - und dann wieder ausgeschaltet worden, nur weil sich jemand orientieren wollte.
    Ich drehte den Kopf.
    Suko huschte auf mich zu. Der Stein war breit genug, um uns beiden Deckung zu bieten.
    »Hast du das gesehen, John?«
    Ich nickte.
    Suko grinste. Selbst in der Dunkelheit sah ich, wie verfroren seine Haut war. Auf diesem Gelände brannte nicht eine Lampe. Wer sich nicht genau auskannte, mußte sich wirklich auf mitgebrachte Laternen oder Taschenlampen verlassen.
    Die Spannung in mir stieg allmählich an, sie vertrieb auch die innere Kälte. Mir wurde langsam warm, ich stand wie auf dem Sprung und lauerte darauf, wieder das Blitzen des Lampenstrahls zu sehen. Diesen Gefallen tat man uns nicht.
    Es blieb düster, aber nicht mehr so still. Die anderen Geräusche bildeten wir uns sicherlich nicht ein, obwohl wir nicht in der Lage waren, sie genau zu identifizieren. Sie waren einfach da, sie paßten nicht in diese Stille, und sie schienen sich auch von dem Gebäude allmählich zu entfernen.
    »Riskieren wir es?«
    Ich nickte.
    Zu zweit bewegten wir uns auf den Bau zu. Wir kamen nicht sehr dicht an ihn heran, denn er war von struppigem Buschwerk umwachsen, als wollte dieses seine Mauern schützen. So waren wir gezwungen, einen Bogen zu schlagen, um die Eingangstür zu erreichen.
    Zu ihr führte ein Weg hin. Der Schnee hatte ihn bedeckt. Er sah aus, als wäre er eine Spur, die aus dem Dunkel der Gräber in die belebtere Region hineinführte und in der Gegenrichtung wieder verschwand. Zwar sahen wir über der Eingangstür eine Außenleuchte, sie aber verströmte kein Licht, es blieb alles im Dunkeln.
    Nur der frische Schnee hellte die Umgebung ein wenig auf, so daß wir mehr erkennen konnten als üblich.
    Zum Beispiel das Auto!
    Wir hatten es gesehen. Es zeichnete sich mit seinen Umrissen in der klaren Luft ab und hatte uns einen derartigen Schreck versetzt, daß wir in der Kälte so starr wie Figuren stehenblieben, auch weil wir damit rechneten, aus dem Wagen heraus beobachtet zu werden, was allerdings nicht der Fall war.
    Hinter den noch nicht zugefrorenen Scheiben bewegte sich niemand. Wir sahen auch nicht das berühmte Aufglühen einer Zigarette, aber wir konnten die Automarke erkennen.
    Der Wagen, der dort parkte, war ein deutsches Fabrikat. Ein neuer Mercedes der S-Klasse. Ein wuchtiges Fahrzeug, das gegen den allgemeinen Trend entwickelt worden war und in nur sehr bescheidenen Stückzahlen verkauft wurde.
    »Geben wir uns noch fünf Sekunden, John?«
    »Genau.«
    Die Zeit war schnell um. Nichts hatte sich in unserer Umgebung gerührt. Zugleich starteten wir und liefen so leise wie möglich auf das Fahrzeug zu. Ich auf dem direkten Weg, Suko schlug einen Bogen, weil er auf die andere Seite gelangen wollte. Von zwei Seiten schauten wir in das Innere des Mercedes.
    Der Wagen war leer. Nichts lag auf den Sitzen, kein Mantel, keine Jacke oder Tasche. Nur die Lampe der Alarmanlage glühte wie ein rotes Zyklopenauge.
    Als hätten wir uns abgesprochen, richteten wir uns wieder zugleich auf und schauten uns über das Dach des Fahrzeugs hinweg an. »Der Vorsprung kann nicht groß sein«, sagte ich.
    »Einverstanden.«
    Wer immer die Personen waren, die den Wagen hergefahren hatten, es gab im Prinzip nur eine Richtung, in die sie laufen konnten, wenn sie auf den Friedhof wollten, denn jenseits dieser wahrscheinlichen Leichenhalle lag bereits die Grenze.
    Spuren waren auf dem hart gefrorenen Schnee nicht zu entdecken. Wir hörten auch kein Knirschen, keine Stimmen.
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