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0831 - Leichen frei Haus

0831 - Leichen frei Haus

Titel: 0831 - Leichen frei Haus
Autoren: Jason Dark
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bedauerte Sam. Hier war ein Mensch gestorben, der mit mir hatte Kontakt aufnehmen wollen, und ich fragte mich, was ich überhaupt von ihm wußte.
    So gut wie nichts. Nicht einmal seinen Wohnort kannte ich. Ich wußte nicht, ob er Freunde hatte, ob er gern gegessen, gespielt, gelacht oder mehr ein ernster Typ gewesen war. Ich wußte einfach nichts über ihn, und dies kam mir an diesem Tag wieder überdeutlich zu Bewußtsein.
    Vielleicht lag es auch am Monat November oder allgemein am Wetter, daß ich in diesem Stimmungstief steckte, das noch nicht vorbei war, als ich Glendas Büro betrat.
    Auch sie hatte die Sucht nach dem Blut anderer Menschen wieder überstanden und ging wieder ihrer normalen Tätigkeit nach. Nur ein wenig blaß war sie noch um die Nase herum.
    Vor meiner Abfahrt hatte ich sie eingeweiht, und nach meinem Eintritt schaute sie mich skeptisch an. »Du siehst aus, als hättest du keinen Erfolg gehabt.«
    »Das war auch nicht möglich. Von Soonie ist nichts mehr übriggeblieben. Die Bombe hat nichts, aber auch gar nichts mehr von ihm zurückgelassen.«
    Glenda schluckte an einem Kloß, als sie das hörte. Dann strich sie ihre Haare zurück. »Das ist ja schrecklich«, flüsterte sie. »Wer tut denn so etwas?«
    »Ich kann es dir nicht sagen.«
    »Aber er wollte dich auf den Friedhof hinweisen, wenn ich das recht verstanden habe.«
    »Das hat er sogar, liebe Glenda. Und genau dort werden Suko und ich auch ansetzen.«
    »Dann wollt ihr die Leichendiebe fangen.«
    »Ja.«
    Sie schlug die Beine übereinander und strich den Cordsamt an den Knien glatt. »Wer stielt Leichen?« fragte sie dann. »Und was kann man mit Ihnen anfangen?«
    »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es kommt immer darauf an, wie alt die Leichen sind.«
    »Woran denkst du denn?«
    »An die alte Frankenstein-Theorie, die ja irgendwie von der modernen Medizin aufgegriffen worden ist. Studien am toten Objekt, wir wissen alle, daß es so etwas gibt, daß Studenten an Leichen Operationen üben, das ist kein Geheimnis.«
    »Aber die Universitäten besorgen sich ihre Objekte doch nicht klammheimlich in stockdunkler Nacht und auf den Friedhöfen.«
    »Eigentlich nicht.«
    Auch Glenda wußte nicht mehr weiter, stand auf und öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. »Manchmal«, so sagte sie, »habe ich immer noch den Eindruck, das Blut zu riechen.« Sie schüttelte sich bei dem Gedanken, und als sie sich wieder umdrehte, wischte sie über ihre Augen.
    Der letzte Fall hatte sie doch schwerer mitgenommen, als sie zugegen wollte.
    Ich tröstete sie, tupfte ihre Tränen ab und schlug ihr vor, Urlaub zu machen.
    »Jetzt?« fragte sie grinsend. »Warum nicht?«
    »Und wo soll ich hin?«
    »In den Süden.«
    »Nein, ich möchte ja Winter haben und die Jahreszeiten miterleben. Ich werde vielleicht mal einige Tage zu Hause ausspannen und einfach nur spazierengehen.«
    »Ist auch eine Idee.«
    Sie wechselte das Thema. »Falls du Suko suchst, er befindet sich bei Sir James.«
    Ich war sofort mißtrauisch. »Was liegt denn an?«
    »Nichts, denke ich. Aber Sir James wollte wissen, wohin du gefahren bist.«
    »Okay, dann gehe ich mal zu ihm.« Dort fand ich auch Suko. Beide waren natürlich gespannt. Sie warteten auf meinen Bericht und wurden nicht enttäuscht. Die richtige Enttäuschung folgte dann, als uns klar wurde, daß wir so gut wie keine Spur hatten, wo wir ansetzen konnten.
    »Es bleibt nur der St. Martin Cemetary. Da sind ja wohl die Leichen gestohlen worden.«
    Sir James ballte die Hände. »Und das soll niemand bemerkt haben?« fragte er.
    »Wir werden es herausfinden.«
    »Wann?«
    »Heute abend noch.«
    Sir James verzog die Lippen. »Es wird kalt werden, denke ich mir. Nehmen Sie sich etwas zum Aufwärmen mit.«
    »Klar, das schaffen wir. Einfach warme Gedanken machen, das ist es, was wir brauchen…«
    ***
    Der Wind blies in unsere Gesichter, als wäre er aus dem Eiskanal gekommen.
    Das hatten wir schon beim Verlassen des Rovers bemerkt, und Suko hatte mich auf die warmen Gedanken angesprochen und gemeint, daß sie wohl bei diesem Wetter nicht ausreichten.
    »Kann sein.« Es blieb bei dieser knappen Antwort, denn ich fühlte mich seelisch nicht gut. Immer wieder mußte ich an den getöteten Soonie denken. Mit dieser Bombe hatten Profis gearbeitet, und so konnte ich nur ahnen, wer hinter dem Anschlag steckte. Sicherlich eine starke Macht, die uns noch in große Schwierigkeiten bringen konnte, wobei ich auch an die Mafia
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