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0830 - Das Vampirloch

0830 - Das Vampirloch

Titel: 0830 - Das Vampirloch
Autoren: Jason Dark
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erwies sich als ziemlich zäh, doch meine Gedanken drehten sich einzig und allein um Glenda Perkins. Ich konnte mir auch bei einer übergroßen Phantasie nicht vorstellen, was hier vorgefallen war. Jemand hatte einen Papierkorb mit Blut angereichert, und ich wußte nicht, woher dieses Blut stammte. Es war einfach nicht mit dem Blut eines Menschen zu vergleichen. Dieses hier war anders. Schleimiger, irgendwie auch heller und trotzdem kompakter.
    Was war mit Glenda geschehen? Welches Unheil hatte dieser frühe Montagmorgen über sie gebracht? Hatte sie Besuch gekriegt? War sie von diesem Besuch entführt worden? Hatte sie möglicherweise trotzdem eine Verletzung gehabt? Saßen Suko und ich auf dem falschen Dampfer?
    Viele Fragen, keine Antworten, dafür aber hörte ich Sukos scharfen Ruf. »Schau mal her, John!«
    Ich drehte mich um.
    Mein Freund hielt den Korb noch immer gekippt. Es rann auch nach wie vor der rote Schleim über den Rand, wenn auch wesentlich dünner, aber das war nicht das Interessante. Suko hielt den Behälter mit der linken Hand fest, seine rechte und auch ein Teil des Arms waren in der Öffnung verschwunden.
    Er holte etwas hervor.
    Zwischen seinen blutverschmierten Fingern klebte seltsamerweise so etwas wie ein Stück Papier oder ein Blatt, daß er aus der Tiefe des Eimers hervorgeholt hatte. Er ließ den Behälter in die Spüle rutschen und widmete sich dem Fund.
    Auch ich schaute es mir an, denn Suko hatte es auf das Metall des Abflusses gelegt. »Was ist das, John?«
    Ich hob die Schultern, denn im Moment fiel mir die Lösung nicht ein. »Ein Rest Papier?«
    »Das dachte ich auch.«
    »Und weiter?«
    Ich kam um eine Antwort herum, denn plötzlich hörten wir das Tuten des Telefons. Es stand im Flur, und das Geräusch war durch die offene Küchentür gedrungen.
    Ich hetzte hin, blieb vor dem Apparat stehen, ließ es noch einmal tuten und nahm erst dann den Hörer ab. Das klopfende Herz kriegte ich nicht unter Kontrolle, aber meine Stimme klang normal, als ich mich meldete. »Ja bitte…?«
    »Hi, John, ich dachte mir schon, daß du in meiner Wohnung bist.«
    Auf der Stelle wurde ich zu Eis, denn die Anruferin war Glenda Perkins…
    ***
    »Du?« fragte ich nur, und es klang ungläubig.
    »Ja, warum nicht?«
    »Himmel, Glenda, wir suchen nach dir. Du bist nicht zum Dienst erschienen, wir haben uns…«
    »Es spielt keine Rolle mehr, John. Ich wollte dir nur eines sagen: Sucht nicht nach mir. Tut es nicht, es hat keinen Sinn. Ich gehe meinen Weg, ich habe ihn gefunden.«
    »Nein, das kannst du nicht.«
    »Doch, John, ich kann.«
    »Was ist los mit dir, Mädchen? Was ist geschehen? Was ist, um Himmels willen, passiert? Wo steckst du jetzt?«
    »Keine Fragen, auf die du keine Antwort bekommst. Ich sage dir nicht, wo ich stecke.«
    »Hör doch auf, Glenda. Du hast…«
    »Nein, John, ich habe nicht. Ich habe mich wohl entschieden, einen anderen Weg zu gehen.«
    Ich ließ nicht locker. »Hängt es mit dem Blut zusammen?«
    Diesmal ließ sich Glenda Zeit mit einer Antwort. Ihre Stimme klang seltsam weit entfernt, als sie fragte: »Was meinst du damit?«
    »Das hast du schon verstanden.«
    »Ich kann und will dir nichts sagen. Ich werde nicht nur gehen, John, ich bin gegangen.«
    »Und wohin?«
    »Das ist nicht mehr dein Problem.«
    Bei mir stiegen Wut und Angst hoch. Sie vermengten sich zu einer brisanten Mischung. »Und ob das mein oder unser Problem ist, Glenda. So einfach lasse ich dich nicht laufen. Da muß etwas passiert sein. Und das Geschehnis geht nicht nur dich etwas an, sondern auch mich oder Suko und Sir James.«
    »Aber bitte, John, hast du noch immer nicht begriffen?« Sie sprach wie eine Lehrerin, die ihrem Schüler die Logik einer Aufgabe schon zum wiederholten Male erklärt. »Es ist einzig und allein meine Entscheidung. Du kannst daran nichts ändern.« Die Stimme klang seidenweich, völlig unnatürlich. Sie hatte nicht mehr viel Ähnlichkeit mit der meiner Sekretärin. Glenda mußte sich tatsächlich innerlich verändert haben, und daran konnte nur das Blut die Schuld getragen haben.
    Ich suchte nach Worten und war plötzlich zu. Mein Gehirn spielte nicht mehr so mit, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte, und Glenda schien die Schwäche zu spüren, denn ihr leises, auch wieder verändertes Lachen klang an mein Ohr.
    »Hast du alles begriffen, John?«
    »Das schon.«
    »Dann ist es ja gut.«
    »Nein, nichts ist gut, gar nichts. Es paßt mir überhaupt nicht in den Kram, und ich
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