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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch
Autoren: Paul Wolf
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sich zum Hexensabbat ein und mußte vor den Augen der Hexen und abtrünnigen Christen an einem toten und ausgeweideten Esel eine schaurige Zeremonie vollziehen.
    Asmodi reichte dem Baron die einzelnen Teile des Esels und bezeichnete sie als Körperteile seines Weibes und seiner fleischlichen Kinder. Auf diese Weise sollte der Baron seine Familie verleugnen und opfern, auf daß seine Seele dem Teufel zufiel.
    Nicolas de Conde glaubte, dies sei alles nur symbolisch gemeint, deshalb ließ er sich, widerwillig zwar und angeekelt, zu diesem schaurigen Treiben verführen. Als er jedoch auf sein Schloß zurückkehrte, mußte er erfahren, daß seine Frau und seine Kinder tot in einem nahen Wald aufgefunden worden waren.
    Der Baron wußte, daß er es war, der sie getötet hatte. Dafür hatte er von Asmodi die Unsterblichkeit erhalten – und lebte nun nach einer rastlosen Seelenwanderung durch die Jahrhunderte im Körper Dorian Hunters.
     
    Die Erinnerung an dieses schreckliche Erlebnis war so deutlich in Dorian, als sei alles erst gestern gewesen. Er stand zum Baron de Conde nicht wie zu irgendeinem Urahn, sondern dessen Leben und Leiden war ein Teil von ihm selbst. Und Dorian liebte und bedauerte dessen Frau und Kinder wie seine eigene Familie. Deshalb war der Schmerz in ihm unsagbar groß, als der Moloch nun ihre Gestalt annahm.
    Der Moloch wollte ihn aber nicht nur verhöhnen. Dahinter steckte viel mehr. Es war eine Teufelei, wie nur Asmodi sie mit Hilfe der Schwarzen Magie aushecken konnte. Ein Teufelskreis, in den Dorian eindringen mußte, ob er nun wollte oder nicht. Er hatte diese Frau und die beiden Kinder schon einmal getötet – und nun mußte er es wieder tun. Es gab keine Alternative, denn die drei – von denen Dorian wußte, daß es Teile des Molochs waren – bedrohten Vali und Jeff Parker. Wenn Dorian nicht einschritt, würden die drei das Mädchen und seinen Freund in Stücke reißen.
    Und doch zögerte der Dämonenkiller, denn es stand seine Unsterblichkeit auf dem Spiel. Wenn er diese Frau, das Mädchen und den Jungen tötete, dann hob er auch die Wirkung der magischen Kraft auf, die ihm das ewige Leben brachte. Er stand, vor der Wahl, seine Freunde zu retten und auf die Unsterblichkeit zu verzichten, oder unsterblich zu bleiben und mit anzusehen, wie seine Freunde Opfer des Molochs wurden. Und dieses Dilemma, in dem er sich befand, wurde durch die Tatsache perfekt, daß er, wollte er Vali und Jeff retten, wieder, wie schon einmal, seine Frau und seine beiden Kinder vernichten mußte.
    Er rang lange mit sich und seinem Gewissen, bevor er sich dazu entschloß, das Andenken an die Toten den Lebenden zu opfern. Und so stellte er sich dem Moloch mit fauchender Gasflamme entgegen. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er die drei Gestalten in den Flammen einen Totentanz aufführen sah, wie er gespenstischer nicht sein konnte. Aber dann ließen die Kräfte des Molochs nach. Er konnte nicht mehr das Aussehen der von Dorian einst geliebten Geschöpfe beibehalten und zerfiel zu einer zischenden Masse, die zu Asche verbrannte.
    Aber auch Asmodi konnte triumphieren. Sein Moloch hatte Opfer bringen müssen, doch nun war sein schlimmster Feind, der Dämonenkiller so sterblich und leicht verwundbar wie jeder andere Mensch. Wenn Dorian Hunter starb, dann würde es für immer sein. Seine Seele würde nicht mehr in einen anderen Körper überwechseln.
    „Was ist denn nur passiert?“ fragte Jeff Parker verständnislos. „Mir ist, als sei ich aus einem Alptraum erwacht.“
    „Der Alptraum beginnt erst jetzt“, behauptete Dorian und schickte einen Flammenstrahl zu den Deckaufbauten hinauf, wo sich die Reste des Molochs zusammenballten.
    Das Ungeheuer war rasend vor Hunger und Wut. Zu lange hatte es seine Begierde schon zügeln müssen. Nun konnte es ihnen endlich freien Lauf lassen und seinen Heißhunger an den drei schutzlosen Menschengeschöpfen stillen.
    „Wir müssen nur so lange durchhalten, bis das andere Schiff hier ist“, rief Dorian seinen Gefährten zu. „Ziehen wir uns zum Heck zurück. Dort können wir uns besser verteidigen und dem Moloch noch am ehesten trotzen.“
    Während Dorian den Moloch mit dem Feuerstrahl in Schach hielt, liefen sie die Reling entlang zur Plicht.
    Als sie ihr Ziel erreicht hatten, schrie Dorian den anderen zu: „Öffnet die Hähne der Gasflaschen und werft sie in den Maschinenraum hinunter!“
    „Wäre es nicht besser, wir würden gemeinsam versuchen, das Ungeheuer zu
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