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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch
Autoren: Paul Wolf
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Als er einen Sicherheitsabstand geschaffen hatte, drehte er sich um. Auf der Treppe stand Cliff Montgomery. Dahinter kamen Domenico und Doris. Alle sie hatten sich verändert. Sie waren nur noch Karikaturen ihrer selbst. Cliff war nicht mehr die dürre Bohnenstange, sondern ein formloses Monstrum mit zwei schlenkernden Tentakeln. In Doris’ verschwimmendem Gesicht zuckte es, aus ihren Augen tropfte eine Flüssigkeit. Aber das waren keine Tränen.
    „Ihr – auch?“ stammelte Parker und wich zurück.
    Als er sich umdrehte und sich einer Front von Schauergestalten gegenübersah, da wußte er, daß alle seine Freunde Opfer des Molochs geworden waren. Parker wollte in die Richtung ausweichen, in der sich Dorian befand, doch Lisbeth – oder das was sie nun war – verstellte ihm den Weg. Er mußte zur anderen Seite ausweichen, wo Vali immer weiter von den Ungeheuern zurückgedrängt wurde. Vali zog ihn am Arm an sich vorbei, damit sie für ihren Feuerstrahl freie Bahn hatte.
    Montgomery sprang hinter den Deckaufbauten hervor; Montgomery mit den beiden Tentakeln; Montgomery mit dem jetzt aufgeblasenen Körper, der sich in die Breite auszudehnen begann und immer flacher wurde.
    Vali wollte die Flammen auf ihn richten. Doch diese wurde immer kleiner, fiel in sich zusammen und erlosch schließlich ganz. Als sie an Montgomery vorbeiblickte sah sie, wie Geronimo den Schlauch aus der Mündung der Propangasflasche riß.
    Jetzt waren Parker und Vali den Ungeheuern hilflos ausgeliefert. Dorian befand sich auf der anderen Seite, durch die Deckaufbauten von ihnen getrennt. Er konnte ihnen nicht zu Hilfe kommen. Entsetzt sah Vali, wie sich die schleimige Masse über das Ruderhaus schlängelte, um ihnen in den Rücken zu fallen.
    Sie schienen endgültig verloren.
     

     
    Als alle die Maske fallenließen, schulterte Dorian die Gasflasche und zog sich an der Reling entlang zurück. Er durchschaute die Absicht der Ungeheuer, ihn von Vali und Parker abzusondern, aber er konnte nichts dagegen unternehmen. Dorian fürchtete im Grunde nicht für sich, denn erstens konnte er sich seiner Haut immer noch erwehren, und zweitens war er unsterblich. Er konnte diesen Körper zwar verlieren und so seine Identität als Dorian Hunter einbüßen, aber sein Ich würde in einem neuen Körper erwachen. Allerdings befriedigte ihn die Vorstellung an ein Weiterleben nach dem Tod nicht. Wenn es irgendwie ging, wollte er Dorian Hunter, der Dämonenkiller bleiben.
    Plötzlich wurde ihm klar, daß Asmodi ihm wahrscheinlich mehr nehmen wollte, als nur seine Identität. Denn wenn er bloß diesen seinen Körper hätte haben wollen, hätte er ihn schon längst haben können, schon in der Sekunde, als Dorian das Boot betrat und noch keine Ahnung von der Gefahr hatte, die auf ihn lauerte. Asmodi mußte vorhaben, ihn ein für allemal zu töten.
    Aber wie wollte der Fürst der Finsternis das anstellen?
    Dorian wich bis zum Vorschiff zurück. Er sah Vali und Parker von der anderen Seite herankommen. Sie waren von Geronimo, Montgomery und Fabienne umringt. Diese drei waren noch die einzigen, die ihr menschliches Aussehen teilweise behalten hatten. Die anderen waren in sich zusammengefallen und hatten sich zu einem einzigen monströsen Gebilde zusammengeschlossen.
    Dorian überlegte, ob es ihm gelingen würde, sich bis zum Beiboot durchzuschlagen. Doch hatte er diesen Gedanken noch nicht vollendet, als er sah, wie das Beiboot zerfloß. Es verleibte sich dem Moloch ein.
    Dorian schauderte. Wenn er zusammen mit Vali und Parker in dem Beiboot geflüchtet wäre – daran hatte er kurz gedacht – dann wären sie erst recht rettungslos verloren gewesen.
    Dorian sah, daß jede Planke, das Geländer der Reling und die Wände der Deckaufbauten mit einem dünnen Film aus der Körpermasse des Molochs überzogen waren. Jetzt, da eine Tarnung nicht mehr nötig war, holte der Moloch seine Teile zu sich.
    Sie vereinigten sich zu einem wahrhaft monströsen Gebilde. Der Moloch wurde immer größer und größer, wuchs von Sekunde zu Sekunde. Das Ungeheuer hockte auf den Deckaufbauten und schien auf Dorian hinunterzustarren, obwohl keinerlei Sehorgane zu erkennen waren.
    Der Moloch hatte inzwischen eine Größe von drei Metern erreicht und war mindestens ebenso breit. Seine Körpermassen befanden sich in ständiger Bewegung. Es schien Dorian, als müßte er sich gewaltsam dazu zwingen, sich nicht auf ihn zu stürzen, um ihn zu verschlingen.
    Warum tat der Moloch das nicht? Worauf
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