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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch
Autoren: Paul Wolf
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wartete er noch?
    Dorian erhielt gleich darauf die Antwort. Und dabei erfuhr der Dämonenkiller auch, auf welche Weise ihm Asmodi die Unsterblichkeit nehmen wollte, um ihn endgültig zu beseitigen.
     

     

„Dorian!“ schrie Vali verzweifelt.
    Geronimo packte sie von hinten und stieß sie nach vorn. Parker wollte ihr zu Hilfe kommen, aber Montgomery beförderte ihn mit einem Schlag zu Boden.
    Dorian durchschaute noch nicht, warum sich der Moloch noch nicht auf die beiden gestürzt hatte. Sicherlich wurde damit ein bestimmter Zweck verfolgt.
    Während Vali und Parker auf den Planken kauerten, veränderte Geronimo seine Gestalt. Dorian wartete gespannt, was dabei herauskommen würde. Oben auf dem Ruderhaus hockte die Hauptkörpermasse des Molochs. Dorian blickte wieder zu Geronimo hin, dessen Körper weibliche Formen anzunehmen begann. Dorian verstand den Sinn dieser Verwandlung noch nicht. Er dachte fieberhaft nach, konnte sich aber nicht vorstellen, was Asmodi damit bezweckte.
    Da durchbrach ein Laut die gespenstische Stille.
    Dorian glaubte zu träumen. Doch dann wiederholte sich der Laut. Es war das Tuten eines Frachters – zumindest vermutete Dorian, daß es sich um ein Frachtschiff handelte. Und das bedeutete die Rettung.
    Dorian blickte aufs Meer hinaus und sah in der Dunkelheit Positionslichter. Sie kamen näher.
    „Haltet aus!“ rief Dorian seinem Freund und seiner Gefährtin zu, die die Schiffssirene ebenfalls gehört haben mußten, sich aber nicht rühren konnten, weil sie an allen Seiten von den Körpermassen des Molochs eingekreist waren.
    Dorian hoffte nur, daß Vali und Parker so lange am Leben blieben, bis das Schiff sie entdeckte. Um die Aufmerksamkeit des Schiffes auf die Jacht zu lenken, schickte Dorian eine hohe Flammensäule in den Himmel.
    Als er wieder zu Vali und Parker hinblickte, stellte er fest, daß Geronimo die Metamorphose beendet hatte. Dort stand jetzt eine Frau in altertümlichen Kleidern. Sie war unglaublich hübsch, das Gesicht so edel wie das einer Gräfin. Dorian wunderte sich, warum er gerade diesen Vergleich traf, doch er war passend. Die Frau hatte etwas Adeliges an sich. Sie trug eine reich bestickte Marlotte, wie man sie im sechzehnten Jahrhundert oder früher getragen haben mochte. Über ihren Schultern wölbten sich große Ärmelpuffe. Die Frau kam Dorian irgendwie bekannt vor, obwohl er sicher war, sie vorher noch nie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Er überlegte fieberhaft, wen sie darstellen sollte, kam aber zu keinem Ergebnis.
    Während diese seltsame Frau völlig reglos dastand, verwandelten sich auch Fabienne und Montgomery. Zuerst hatte es den Anschein, als wollten sie ihre menschliche Gestalt überhaupt aufgeben, um sich der Hauptmasse des Molochs einzuverleiben, doch nachdem sie auf eine Größe von etwa einem Meter zusammengeschrumpft waren, nahmen auch sie wieder menschliche Gestalt an.
    Kinder, durchzuckte es Dorian. Und irgendwie wußte er, daß diese Prozedur etwas Entscheidendes, Endgültiges herbeiführen sollte.
    Aus Fabienne und Montgomery waren ein Mädchen und ein Junge geworden. Auch sie trugen eine Tracht, die dem ausgehenden fünfzehnten Jahrhundert entstammen konnte. Und wie die Frau kamen ihm auch die beiden Kinder vertraut vor.
    „Nicolas!“ hauchte da die Frau mit wehmütiger und von Schmerz gezeichneter Stimme.
    „Papa!“ sagten das Mädchen und der Junge wie aus einem Mund.
    Da begriff Dorian die Zusammenhänge, und die Wahrheit traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Sie war die Frau des Baron Nicolas de Conde, das Mädchen und der Junge waren ihre Kinder. Und der Baron de Conde war niemand anderes als er selbst gewesen.
    Vor Dorians Augen verschwamm alles. Die Wirklichkeit verzerrte sich, und er stürzte in einem Wachtraum mehr als vierhundertfünfzig Jahre zurück in die Vergangenheit.
     
    Anno Domini 1484. Dezember.
    Baron Nicolas de Conde hatte den Teufel beschworen, und dieser war ihm auch auf seinem Schloß erschienen. Der Baron wollte die Unsterblichkeit, das ewige Leben, und Asmodi – wie sich schon der damals regierende Fürst der Finsternis nannte – war bereit, es ihm zu geben. Er stellte nur eine Bedingung: daß der Baron um Mitternacht zum Hexensabbat auf dem Eulenberg nahe von Nancy kommen müsse. Nicolas willigte ein, schickte aber zuvor seine Frau und die beiden Kinder in einer Postkutsche zum Anwesen eines befreundeten Grafen an der deutschen Grenze. Er wollte sie in Sicherheit wissen.
    Der Baron fand
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