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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch
Autoren: Paul Wolf
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kicherte sie.
    „Fabienne wird eine Mordswut auf mich haben, daß ich Sie entführe.“
    „Warum das?“
    „Na, haben Sie nicht gemerkt, daß die Kleine ein Auge auf Sie geworfen hat?“
    „Da bin ich aber froh, daß Sie mich gerettet haben“, meinte Dorian. „Ich bin nämlich schon vergeben.“
    „Ich habe nicht gesagt, daß ich keinen Gefallen an Ihnen gefunden habe“, hauchte die Blonde. „Sie sind doch nicht prüde?“
    „Nein“, sagte Dorian. „Aber ich kann mit Vertreterinnen des anderen Geschlechts auch harmlose Konversation ohne sexgeladene Untertöne führen.“
    „Ich bin Ihnen wohl zu aufdringlich“, sagte Doris pikiert und wollte ihm den Arm entziehen.
    Dorian hielt sie unwillkürlich fest. Er blickte gerade zum Ruderhaus hinauf, wo er hinter dem Glasvorbau ein bärtiges Gesicht erblickte.
    „Ist das Kapitän Epsilon Medarchos?“ fragte er das Mädchen.
    „Ja“, sagte sie fröstelnd. „Ein unheimlicher Kerl. Bei ihm hat man ständig das Gefühl, daß er einen mit den Blicken verschlingen möchte.’’
    „Und was halten Sie von der übrigen Mannschaft?“ fragte Dorian.
    Sie preßte sich enger an ihn. „Wenn man einem von ihnen begegnet, dann ist man froh, wenn man einen starken Mann an seiner Seite hat. Sie haben alle diesen hungrigen, verschlagenen Blick wie der Käpt’n.“
    „Wenn man Sie so hört, muß man sich unwillkürlich fragen, wie Sie es drei Wochen lang mit dieser Mannschaft ausgehalten haben“, meinte Dorian schmunzelnd.
    „Drei Wochen?“ wunderte sich Doris. „Ich glaube, ich werde keine Nacht ein Auge zubekommen, wenn ich mir vorstelle, daß der Steward auf dem Kabinendeck herumschleicht.“
    Dorian blieb stehen. „Wie meinen Sie das?“
    „Wie ich es sage. Ich habe Angst vor diesen Männern.“
    „Aber Sie sind doch schon drei Wochen mit ihnen unterwegs?“
    „Wo denken Sie hin! Die sind doch erst in Chania an Bord gekommen, weil – he!“
    Dorian hatte sich so heftig herumgedreht, daß er ihr das Cocktailglas aus der Hand schlug.
    Doris blickte an sich herunter. „Was ist denn mit Ihnen los? Jetzt haben Sie mir mein neues Kleid mit Schnaps besudelt. Ich habe es erst heute im Hafen gekauft.“
    „Ich schenke Ihnen ein neues“, sagte Dorian und eilte zum Heck, ohne sich noch einmal nach dem Mädchen umzusehen.
    Er fand Parker gerade mit dem Fotografen Adrian West in ein Gespräch vertieft und zog ihn beiseite.
    „Ist es wahr, daß die Mannschaft erst in Chania an Bord gekommen ist?“ fragte Dorian ihn mit gesenkter Stimme.
    „Ich kann kein Wort verstehen bei diesem Krach“, sagte Parker und deutete in Richtung der Lautsprecher. „Gehen wir in den Salon!“
    Dort scheuchten sie ein Pärchen auf, das gerade dabei war, sich menschlich näherzukommen.
    „Ich möchte wissen, ob die Mannschaft erst in Chania an Bord gekommen ist“, wiederholte Dorian seine Frage.
    „Ja. Aber wieso fragst du?“ wunderte sich Parker.
    „Wie ist es dazu gekommen?“ fragte Dorian weiter.
    „Das hört sich ja gerade so an, als wolltest du mir Vorwürfe machen“, sagte Parker irritiert.
    Als Dorian schwieg und ihm nur in die Augen sah, senkte er den Blick.
    „Als wir im Hafen von Chania anlegten, war alles noch in Ordnung“, erzählte Parker. „Wir machten alle einen kleinen Bummel. Als wir zur Jacht zurückkamen, wanden sich unsere Männer vor Magenkrämpfen. Alle sieben. Den Käpt’n hatte es am ärgsten erwischt. Was blieb mir anderes übrig, als sie ins Krankenhaus überweisen zu lassen. Die Ärzte konstatierten eine Lebensmittelvergiftung und meinten, daß es schon einige Tage dauern würde, bis sie wieder Schiffsplanken unter die Füße bekämen. Ich mußte also diese sechs Galgenvögel anheuern. Andere Leute boten sich nicht an.“
    „Wurden dir Kapitän Medarchos und seine Leute von jemandem empfohlen?“ fragte Dorian. „Ich meine, konnten sie Referenzen vorweisen?“
    „Danach fragte ich nicht. Ich wußte doch, wie schnell du nach Izmir wolltest. Da habe ich nicht lange gefackelt.“
    „Es ist fraglich, ob wir Izmir jemals erreichen werden“, murmelte Dorian.
    „Was redest du da?“
    Dorian winkte ab. Es hätte keinen Sinn gehabt, Parker seinen Verdacht mitzuteilen. Vielleicht irrte er sich sogar – er hoffte es – aber nun erschien es ihm selbst nicht mehr als unwahrscheinlich, daß Asmodi seine Hand im Spiel hatte. Bei den Männern der Mannschaft konnte es sich natürlich um harmlose Seeleute handeln, ebensogut war es aber auch möglich, daß
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