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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch
Autoren: Paul Wolf
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bis die Zollformalitäten erledigt sind.“
     

     
    Die Kabine war geräumig und besaß zwei Luken. Es gab ein breites luxuriöses Doppelbett, einen Kühlschrank mit Bar – an der sich Dorian sofort bediente –, einen Einbauschrank, der die Garderobe eines Fürsten hätte fassen können, und einen Schminktisch, der von drei verschiedenen Marken Antibaby-Pillen bis zu schwarzem Nagellack alles enthielt, um die exklusiven Wünsche eines Mädchens erfüllen zu können.
    Als Valiora die Badezimmertür öffnete, gab sie einen Entzückensausruf von sich. Es handelte sich nicht um eine der üblichen engen Duschkabinen, sondern es gab neben einer gläsernen Badewanne auch noch extra ein Bidet.
    Während Valiora sich ins Bad zurückzog, schaltete Dorian die Stereo-Anlage ein, lümmelte sich aufs Bett und nippte an seinem Bourbon. Gleich neben dem Bett stand das Schiffstelefon, über das man zu jeder Kabine, zum Kommandostand und selbst zum Maschinenraum Verbindung aufnehmen konnte. Es gab sogar eine Steckdose mit dem Hinweis, daß die Stromspannung an Bord 220 Volt Wechselstrom betrug und man jedes Gerät anschließen könnte.
    Auf dem Nachttisch lag eine kleine Broschüre mit der Beschreibung der Jacht. Dorian blätterte sie durch.
    Die Jacht war auf den Namen Jorika getauft worden, 32,5 Meter lang, 6,9 Meter breit und hatte einen Tiefgang von 2 Metern. Sie fuhr unter panamesischer Flagge, und Dorian dachte bei sich, daß
    Jeff das wohl aus Steuergründen so hielt. Es gab zehn Doppelkabinen, einen großen Decksalon, einen Eßsalon und eine Kombüse, die einen Vergleich mit der Küche eines Herrschaftshauses nicht zu scheuen brauchte. Dorian konnte sich auf den Fotos davon überzeugen. Die weiteren technischen Daten überflog er nur. Sie waren für ihn größtenteils nichtssagend.
    Valiora kam aus dem Badezimmer, ein Handtuch um den Körper geschlungen. Sie beugte sich über das Bett, küßte Dorian sanft auf den Mund, nahm ihm dabei den Whisky aus der Hand und trank das Glas auf einen Zug leer.
    „Habe ich einen Mordshunger!“ seufzte sie dann.
    Dorian griff nach dem Telefonhörer, drückte auf die Taste für die Kombüse und sagte in die Sprechmuschel, als am anderen Ende abgehoben wurde: „Steward, bringen Sie einige Toasts auf Kabine – sieben.“
    Dorian hatte kaum eingehängt, als das Telefon summte. Er hob verärgert ab.
    „Kabine sieben.“
    „Hier spricht Kapitän Epsilon Medarchos, Sir“, radebrechte eine tiefe Männerstimme. „Willkommen an Bord, Sir! Sie haben Bestellung gemacht in Kombüse, Sir?“
    „Ganz richtig“, sagte Dorian mürrisch. „Stimmt etwas nicht?“
    „Stimmt etwas viel nicht“, bestätigte der Kapitän. „Würden Sie mir, bitte, nochmals sagen? Steward verstehen kein Englisch.“
    „Hauptsache Sie haben in Cambridge studiert“, meinte Dorian, wiederholte die Bestellung und hängte ein. „Das kann ja noch heiter werden.“
    Er schmuste mit Valiora etwas herum und ärgerte sich, die Bestellung aufgegeben zu haben, weil der Steward jeden Augenblick hereinkommen mußte, und er sich deshalb nicht so gehenlassen konnte, wie er wollte.
    Eine Viertelstunde später klopfte es an die Tür.
    Valiora schlüpfte unter die Decke, und Dorian rief: „Herein!“
    Die Tür öffnete sich, und der Steward kam mit einem Tablett herein; das heißt, er wirkte eigentlich eher wie ein Gorilla, den man in ein weißes Jackett gezwängt hatte. Mit den verschlagen dreinblickenden Triefaugen, der schiefen Knollennase und dem wulstigen Mund, der halb offenstand und ein gelbes Gebiß mit etlichen Zahnlücken zeigte, sah er zum Fürchten aus.
    Und sein graublauer Teint machte seine Erscheinung auch nicht gerade einnehmender.
    Valiora preßte sich unwillkürlich fester an Dorian, als der Steward das Tablett mit linkischen Bewegungen auf dem Nachttisch abstellte und sie dabei mit einem undefinierbaren Blick streifte. Schlürfend zog er den Speichel ein, verneigte sich leicht und schlurfte dann aus der Kabine. Die Tür knallte hinter ihm ins Schloß.
    „Ich habe Angst“, sagte Valiora.
    „Na, na!“ machte Dorian und schubste sie an. „Zugegeben, der Steward ist nicht gerade eine Augenweide, aber daß ausgerechnet du dich von ihm einschüchtern läßt! Ich habe dich als mutiges Mädchen kennengelernt, das nicht einmal den Teufel selbst fürchtet.“
    Valiora rückte ein Stück von ihm ab, warf dann die Decke zurück und ging, nackt wie sie war, zur Tür, um sie zu verriegeln. Sie wirkte ernst und
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