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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse
Autoren: Edgar Wallace
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auftauchte, die er dem Captain geschickt hatte. Zwar brachte er die beiden Männer mit, die ihm Oaks zur Begleitung mitgegeben hatte, nicht aber die beiden Frauen. Aikness war so verängstigt, daß er kaum ein verständliches Wort über die Lippen bekam. Oaks hörte nur, daß er etwas stammelte, das wie »Feuer« klang. »Darüber reden wir später«, sagte er, außer sich vor Wut. »Jetzt schau, daß du auf die Brücke kommst.«
    Die Haltetaue waren bereits gelöst. Die »Meridian« hatte noch in dieser Nacht ablegen sollen und stand schon unter Dampf. Daran, daß der Dampf vielleicht noch nicht ausreichen würde, um mit voller Kraft zu fahren, dachte Oaks nicht, obwohl Aikness ihn auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht hatte. Schon waren die chinesischen Heizer im Kesselraum, und ein Steuermannsmaat hatte das Ruder übernommen. Der Zerstörer dampfte flußabwärts und nahm immer mehr Fahrt auf. In der Kapitänskabine nahm Oaks sich Captain Aikness vor. »Jetzt laß mal hören, du!« sagte Oaks bösartig, und Aikness berichtete, was geschehen war. »Durch eine Falltür sind sie aufs Dach entwischt?« Oaks biß sich auf die Unterlippe. »Daran, daß es dort eine Falltür geben könnte, habe ich nicht gedacht.« »Ich habe eine Bekanntmachung aus dem Krieg an der Wand entdeckt«, fuhr Aikness fort. »Hinweise auf das Verhalten bei Feueralarm. Darin war von einer Falltür die Rede.« »Und sie haben Feuer gelegt. Dazu haben sie das Petroleum gebraucht!« Oaks zeigte grinsend die Zähne, aber es war keine fröhliche Miene. »Ich hole sie mir«, sagte er drohend. »Sie werden uns verfolgen«, sagte Aikness. »Verfolgen werden sie uns? So, so!« Oaks schüttelte den Kopf. »Habe ich dir nicht gesagt, daß sie das nicht können? Ich kapere das erste Passagierschiff -gerade heute nachmittag ist eins aus London ausgelaufen — und halte mich immer längsseits. Und wenn sie Zerstörer hinter uns herschicken, versenke ich das Passagierschiff mit Mann und Maus, mit Passagieren und Mannschaften. Hörst du? Ich lasse sie alle zur Hölle fahren! Passagierschiffe sind in Friedenszeiten unbe-waffnet.« Das also war sein Plan, den er Aikness doch nicht bis ins letzte Detail verraten hatte. Das war die Erpressung, die er beabsichtigte. Der Zerstörer fuhr mit voller Kraft, ging Risiken ein, bei denen seinem Kommandanten die Haare zu Berge gestanden hätten, und erreichte endlich vor Morgengrauen die offene See. »Dort haben wir sie!« Oaks stand neben dem Captain an der kinnhohen Brüstung der Brücke und hielt sich ein Nachtglas vor die Augen. »Wir können sie kapern. Ich habe einen Mann an Bord. Gib Signal.«
    Die Signallampe blinkte, und vom Heck des Passagierschiffes kam die Antwort. »Jetzt wollen wir —« begann Oaks. Im selben Augenblick kam vom Ufer ein grelles weißes Licht, ein mächtiger Kegel, der sich über das Wasser tastete, bis er den Zerstörer erfaßt hatte. »Gebt ihr Zunder!« schrie Oaks. »Setzt sie unter Dampf, feuert, bis die Kessel bersten, und dann los! Wir müssen den Kasten da vorn überholen.« Flammen loderten aus den drei Kaminen des Zerstörers in den Himmel. Die »Meridian« schüttelte sich und erzitterte, aber der Scheinwerfer ließ sie nicht los. Und dann sah Oaks, der zum Land hinüberblickte, ein bleistiftdünnes rotes Licht und hörte wenig später eine Explosion. Er konnte nicht feststellen, wo das Geschoß auf das Wasser aufschlug, es geschah außerhalb des Scheinwerferlichts.
    Wieder tauchte der rote Bleistift auf, und sie hörten über sich ein Pfeifen.
    »Sie wollen uns versenken«, flüsterte Aikness. »Mein Gott! Sie kriegen uns.«
    Er blickte fasziniert zu der versteckten Batterie hinüber, sah wieder das rote Licht aufblitzen. »Wenn wir nur —« begann er.
    Es waren seine letzten Worte. Eine große Granate traf den Zerstörer mittschiffs, und es folgte eine furchtbare Explosion.
    Das Suchboot fand einen Überlebenden, einen kleinen Mann mit Brille, eine lächerliche Figur in einem Rettungsring. »Ich heiße Oaks«, sagte er, als man ihn an Bord holte. »Ich mache keine Schwierigkeiten — ich bin kein gewalttätiger Mann. Ich bin ein Verfechter des Friedens, der Ruhe und der Menschlichkeit. Die anderen wollten die Kleine zurücklassen, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen. Sie hieß Lila Smith.« Er war ein bißchen hysterisch, beruhigte sich dann jedoch und machte wirklich keine Schwierigkeiten. Nachdem er zum Tod verurteilt worden war, pflegte er stundenlang zu singen,
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