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0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen
Autoren: Christian Montillon
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blitzende Augen; hornige Schnäbel, die sich öffneten und einen toten Laut ausstießen, der sein Blut gefrieren ließ. Zungen zuckten aus den Schnäbeln hervor, langen fleischigen Tentakeln gleich. Die Bestie kam unaufhaltsam näher, und Baudelaire zweifelte nicht, dass sie ihn töten und mit ihren Schnäbeln auf ihn einhacken würde.
    Der Aufprall der Kreatur war mörderisch.
    Baudelaire spürte die Schwingen der Bestie an sich, Krallen hakten sich in seine Kleidung, ritzten sein Fleisch.
    Baudelaire verlor den Boden unter den Füßen. Er glaubte abzustürzen, doch die Bestie hielt ihn fest und trug ihn in ihren Klauen davon. Höher und höher ging es, bis über den Gipfel.
    Einer der Blutberge nach dem ändern zog unter Baudelaire vorbei, und mörderische Kälte biss in seine Haut. Doch sie war nicht so schlimm wie die Kälte in seinem Inneren…
    ***
    In der geheimen Bibliothek konnte es Andrew nicht vermeiden, seinen Blick über die Buchrücken streifen zu lassen. Von einigen dieser Werke hatte er schon gehört, doch er hatte bezweifelt, dass sie wirklich existierten.
    Das Grimoire… das Werk des irrsinnigen Arabers… die Bücher des Blutes…
    »Vergiss es«, riss ihn Lamys Stimme aus seinen Betrachtungen. »Was du hier siehst, ist nicht für dich bestimmt. Diese Werke bergen zu viel Böses in sich. Sie könnten das Ende der Welt entfesseln.«
    »Warum ist eure Geheimlehre untergegangen?«, fragte Andrew ergriffen. Die Loge musste über eine unglaubliche Machtfülle verfügt haben. Wer solche Werke in seinem Besitz hatte, dem war nahezu alles möglich.
    »Das ist sie nicht«, widersprach Lamy. »Wir haben uns… zurückgezogen. Du stellst zu viele Fragen. Ich bin hier, um dir Antwort zu geben auf das, weswegen du hierher gekommen bist.«
    »Und das ist mehr, als ich noch vor einem Tag zu hoffen wagte.« Demonstrativ wandte er dem Buchregal den Rücken zu.
    »Das Symbol kann nur zu einem einzigen Zweck verwendet werden. Angeblich ist es in der Lage, einen Weg in eine Dimension zu schaffen, die Hölle der Unsterblichen genannt wird. Doch es wurde nie bewahrheitet. Nur ein einziges, sehr altes Manuskript kennt das Symbol überhaupt.«
    »Du irrst dich«, sagte Andrew. »Mindestens einmal wurde ein solcher Weg geöffnet.«
    Der Alte streckte abwehrend die Hände aus. »Ich will es nicht wissen. Es ist nicht gut, zu viel von diesen Dingen zu wissen. Ein Fluch liegt darüber.«
    »MÖGEST DU NICHT VOM FLUCH BERÜHRT WERDEN«, murmelte Andrew. »Sag mir, warum du diese Worte aufgeschrieben hast.«
    »Ich wünsche es dir«, antwortete der Greis leise. »Ich wünsche, dass der Fluch an dir vorüberzieht. Doch ich habe keine große Hoffnung.«
    »Um welchen Fluch handelt es sich?«
    »Es heißt, wer die Hölle der Unsterblichen sieht, spürt solche Verlorenheit, dass seine Seele gefriert. Derjenige müsse ohne Seele weiterleben, das Dasein eines wandelnden Toten führen.«
    Andrew erinnerte sich an Zamorras Bericht von dem Augenblick, als er in Samila in Kontakt mit der Hölle der Unsterblichen geriet. Der Meister des Übersinnlichen wäre damals vor Entsetzen und Grauen beinahe gestorben. Nicole hatte um sein Leben gebangt, als er konvulsivisch zuckend zu Boden gestürzt war, den Kopf hin und her werfend wie ein Wahnsinniger. [6]
    »Es kommt der Wahrheit nahe«, murmelte er.
    »Du weißt davon?«
    »Zamorra hatte Kontakt mit dieser Dimension. Er hörte das Rufen eines der dort auf ewig Verlorenen.«
    »Und dennoch wollt ihr dorthin?«, vergewisserte sich Lamy.
    »Wir müssen!«
    »Es steht mir nicht zu, über eure Beweggründe zu urteilen, doch ich scheue mich, euch in euer Verderben zu schicken.«
    »Wir gehen auf das Geheiß eines Größeren, und er gab uns et was mit auf den Weg.«
    »Red weiter.«
    Andrew beschrieb das Langka und seine Eigenart, nach den Mondphasen seine Oberflächenbeschaffenheit zu ändern. »Hast du je davon gehört?«
    Lamy schüttelte den Kopf. »Doch die Mondphasenmetamorphose ist eine Eigenschaft, die in einigen Büchern demjenigen zugeschrieben wird, von dem wir heute schon einmal geredet haben. Merlin. Ist er es, der dich schickt?«
    Andrew nickte.
    Die Hände des Alten zitterten. »Du hast ihn gesehen?«
    »Ich war bei ihm, habe lange Zeit auf seiner unsichtbaren Burg verbracht.«
    »So erfahre ich auf meine alten Tage mehr als jemals zuvor«, flüsterte Jean-Marie Lamy ergriffen. Dann atmete er geräuschvoll durch. »Es gibt ein Ritual, das in Verbindung mit dem Symbol einen Riss
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