Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
erregend, und er verzog angewidert das Gesicht. Irgendwo hörte er das Fiepen von Mäusen oder, schlimmer noch, Ratten; dann das Trippeln vieler kleiner Füße. Dennoch ging er mit heftig klopfendem Herzen in die Dunkelheit. »Befindet sich die Bibliothek hier unten?« Es tat gut, die eigene Stimme zu hören.
    »Wir haben unsere Schätze ein wenig besser geschützt.« Lamy klang fast amüsiert.
    Andrew folgte schweigend. Er war einem Geheimnis auf der Spur, und er würde sich nicht abhalten lassen…
    Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Es herrschte keine völlige Lichtlosigkeit. Er erkannte Lamys Silhouette, und es schien ihm, als würde dieser vor einer Wand stehen.
    Er täuschte sich nicht.
    »Leg deine Hand an die Wand«, forderte der Greis.
    Andrew gehorchte. Unangenehm feuchte Kälte drang durch seine Haut. Ein Wassertropfen rann seinen Unterarm entlang. »Und jetzt?«
    »Es ist eine Illusion«, wiederholte Lamy und ging durch die Wand.
    ***
    Der Friedhof, auf dem sich Baudelaire und Angélique trafen lag in düsterem Zwielicht. Die dunklen Regenwolken waren mittlerweile so dicht geworden, dass sie den Himmel komplett bedeckten. Es schien, als werde es nie wieder etwas anderes als dieses Grau geben.
    Niemand war auf dem Friedhof zu sehen; alle Besucher waren vor dem drohenden Gewitter in die Sicherheit ihrer Häuser geflüchtet.
    Henri Baudelaire warf einen misstrauischen Blick in den Himmel. Die Vorstellung, bis auf die Knochen durchnässt zu werden, gefiel ihm gar nicht. Doch er wusste genau, dass er sich auf Dinge eingelassen hatte, die weitaus unangenehmere Konsequenzen nach sich ziehen konnten.
    Genau in diesem Augenblick, als er in der Düsternis zwischen den alten verwitterten Grabsteinen hindurchlief, fühlte er, wie ihm die Kontrolle über sein Leben endgültig entglitt.
    Er schloss die Augen und sah wieder das geheimnisvolle Blutgebirge vor sich; fühlte wieder die bösartige Ausstrahlung Lucifuge Rofocales, die das Blut gefrieren ließ.
    Seine Gedanken kreisten um die Mitglieder seiner Sekte… oder um die Kreaturen, die aus ihnen geworden waren. Baudelaire gab sich keinen Illusionen hin - alles wuchs ihm über den Kopf.
    Es war eine Sache, eine Teufelssekte zu führen, dem Bösen ewige Ergebenheit zu schwören und seine Anhänger gnadenlos auszunutzen. Doch es war etwas völlig anderes, von dem Ministerpräsidenten der Hölle für eine Aufgabe persönlich ausgewählt zu werden und eine Orgie aus Blut und Grauen zu durchleben.
    Er spürte, wie seine Hand zitterte. Reiß dich zusammen!, versuchte er sich zu beruhigen.
    Skrupel kannte er nicht - er hätte diesen Millings und diesen Zamorra samt seiner Begleiterin sofort getötet, wenn er eine Chance dazu gesehen hätte, aber…
    Direkt vor ihm materialisierte Angéliques Kopf und riss ihn aus seinen Gedanken. Nur mühsam unterdrückte er einen Aufschrei. Über Angéliques Kinn rann frisches Blut.
    »Wenn nicht der Ministerpräsident selbst dich mir zur Seite gestellt hätte, würde ich dich einen Versager nennen«, sagte sie gefährlich leise. »Aber wer bin ich, den großen Lucifuge Rofocale zu kritisieren?«
    Sie schloss die Augen, und wieder wurde der ehemalige Sektenführer Zeuge des unheimlichen Vorgangs. Unterhalb des Kopfes gewann der Körper Angéliques an Konturen. Der Wind umwehte die Vampirdämonin, ließ ihre schwarzen Haare hoch wehen. Ein Blutstropfen löste sich von ihrem Kinn und tropfte auf das schwarze Kleid. Der Stoff saugte ihn in Sekundenschnelle auf.
    »Dann schweig, Partnerin!«, spie Baudelaire aus. Er legte mehr Selbstsicherheit in seine Worte, als er empfand. »Wie kommst du dazu, mich einen Versager zu nennen?«
    »Ich nannte dich nicht so«, erwiderte Angélique mit betörendem Lächeln.
    »Lass die Haarspaltereien!«
    »Du standst unseren Feinden gegenüber, sie waren arglos, und du hast sie dennoch nicht angegriffen!«
    »Ich erinnerte mich an die Worte unseres Meisters. Lucifuge Rofocale selbst sagte mir, ich solle Zamorra und die anderen niemals unterschätzen. Also habe ich dafür gesorgt, dass ich nicht…«
    Angélique unterbrach ihn kalt. »Du hast nicht einmal Lamy getötet, wie es dein Auftrag war! Ein hundertjähriger klappriger Greis hat sich als stärker erwiesen als du.« Sie lachte höhnisch.
    »Ich konnte nicht zu ihm Vordringen«, verteidigte sich Baudelaire. »Unsere Feinde waren schneller als wir, und die Duval befand sich bereits bei ihm.«
    Die Vampirin hob die Hände und streckte sie

Weitere Kostenlose Bücher