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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna
Autoren: Unbekannt
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Schwierigkeit seiner Lage nicht im unklaren. NATHAN hatte ihn befreit, und durch NATHAN war er in den Besitz eines raum- und kampftüchtigen Fahrzeugs gelangt.
    Aber draußen, im Raum um Medaillon, standen 250 feindliche Einheiten. Wer unter diesen Umständen versuchte, mit einem einzelnen Fahrzeug Luna zu verlassen und Goshmos Castle anzufliegen, der hatte keinen Verstand.
    Wenn es nach Grukel Athosien gegangen wäre, hätte er das ehrgeizige Vorhaben an dieser Stelle sein Ende gefunden.
    Aber es ging nicht nach Grukel. Der Auftrag kam von ES, und zu der Überintelligenz hatte das Konzept blindes Vertrauen. Grukel war fest davon überzeugt, daß ES Überlegungen auf einer übergeordneten Erkenntnisebene angestellt hatte und zu dem Schluß gelangt war, daß eine Durchführung des Auftrages, der dann an ihn vergeben worden war, möglich sei.
    Es fiel Grukel nicht schwer, seine persönlichen Bedenken hintanzustellen und sich statt dessen an dem zu orientieren, was ES für möglich hielt.
    Etwas anderes würde ihm mehr zu schaffen machen. Mara Avusteen. Am kooperativen Denken hatte sie sich bislang widerstandslos beteiligt. Sobald der kooperative Denkprozeß begann, war sie voll in das Konzept integriert. Im Normalzustand jedoch lebte sie weiterhin ihr eigenes Leben.
    Ihrem Aufschrei, daß sie nicht Bestandteil eines Gemeinschaftsbewußtseins sein wolle, mußte Beachtung geschenkt werden. Mara würde auch in Zukunft Schwierigkeiten machen. Man durfte sie nicht aus den Augen lassen.
    Im Grunde genommen war Grukel fest davon überzeugt, daß sich auch Mara eines Tages in die Gemeinschaft des Konzepts finden und fügen werde. Aber bis dahin mochte noch einige Zeit vergehen.
    Und solange sie noch nicht vergangen war, würde es Probleme geben.
    Grukel lehnte sich in den bequemen Sessel zurück und sah sich um. Die neue Umgebung gefiel ihm.
    Die Schaltzentrale des Sektors F-20 war, da es sich bei F-20 um einen Werftsektor handelte, wesentlich größer und in ihren Funktionen mannigfaltiger als die Zentrale von F-19. Er fragte sich, wie viel andere Funktionen NATHAN hatte lahm legen müssen, um dieses Schaltzentrum reaktivieren zu können.
    Aber das war etwas, worum er sich nicht zu kümmern hatte.
    Wichtig war, daß die auf Goshmos Castle von der Veränderung der Lage erfuhren. Er setzte den Hypersender in Betrieb und strahlte - verschlüsselt, gerafft, gebündelt und mehrfach phasengedreht - den folgenden Funkspruch ab: „Ein Fahrzeug Kapazität maximal 12.000 Passagiere steht für die Evakuierung bereit."
     
    *
     
    In Terrania City lag Selka Mychon noch immer bewußtlos. Immerhin hatten die behandelnden Roboter vor kurzem anzudeuten begonnen, daß mit Selkas Erwachen im Laufe der nächsten Tage zu rechnen sei.
    Mit Luna bestand noch immer keine Funkverbindung. Die Aktivität der Terra-Patrouille beschränkte sich dieser Tage aufs Spazieren gehen und dem Abhören des Funkverkehrs der Hulkoos, der jedoch ausschließlich aus Routinemeldungen bestand.
    Jentho Kanthall machte sich Gedanken darüber, wozu die Patrouille gut war, wenn sie durch die Unterbrechung des Funkverkehrs mit Luna und den unerwarteten Ausgang einer sonst erfolgreichen Entführung völlig lahmgelegt werden konnte.
    Es waren fruchtlose Gedanken, die im Raum hängenblieben und niemals zu einem Schluß gelangten.
    Mitten in die allgemeine Lethargie platzte - wie damals, als Selka Mychon die Mentalstabilisierung über sich hatte ergehen lassen - Sante Kanubes wildes Geschrei: „Funkspruch vom Mond!"
    Jentho Kanthall war in seinem Quartier, als der Afrikaner draußen lärmend durch den Gang tobte.
    Jentho öffnete die Tür und bekam Kanube gerade noch an der Schulter zu fassen. Er griff fest zu und drehte ihn zu sich herum.
    „Vielleicht genauso einer wie beim letzten Mal?" fragte er.
    Sante Kanube hatte große, runde Augen. Er nickte heftig.
    „Genauso einer!" stieß er hervor.
    Jemand hatte inzwischen Walik Kauk alarmiert. Er verstand es am besten, mit dem kleinen Kommunikationsrechner umzugehen.
    Als Jentho Kanthall den Funkraum erreichte, hatte er die ersten Ergebnisse bereits vorliegen.
    „Andere Frequenz als beim letzten Mal", sagte er, „aber ebenfalls eine von NATHANs Standardfrequenzen. Abstrahlrichtung dieselbe wie zuvor: Goshmos Castle.
    „Und der Text?"
    „Wird eben entschlüsselt."
    Sekunden später rutschte ein Stück Druckfolie in den Auswurf. Jentho Kanthall nahm es auf und las: „Ein Fahrzeug Kapazität maximal 12.000 Passagiere steht
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