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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna
Autoren: Unbekannt
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behielt die Geduld.
    „Warum glaubst du das nicht?"
    „Die Erde wird von einer fremden Macht beherrscht. Diese drei Menschen sind hier, um das fremde Joch zu beseitigen und eine würdige Heimat für die zurückkehrende Menschheit zu schaffen. Unsere Aktivität hindert sie daran!"
    Grukel hätte eine abfällige Bemerkung machen können. Etwa: Du bist Reginald Bulls Propagandagerede aufgesessen. Er tat es nicht. Seine Mahnung klang sanft.
    „Mara - die Menschheit sind wir! Wir werden uns nicht auf der Erde ansiedeln, sondern auf Goshmos Castle."
    „Es gibt noch andere Menschen außer uns!" antwortete Mara trotzig.
    „Ja, die des Neuen Imperiums. Bis sie den Weg hierher finden, vergehen Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Für uns, für die Konzepte, muß jedoch sofort eine Heimat gefunden werden. Du weißt, wie es um ES steht!"
    Grukel spürte, wie die Spannung in Maras Bewußtsein sich rasch aufbaute. Sie drängte zur Entladung.
    Mara war in dieser Sekunde nur noch ein von den Vorschriften der Konvention zusammengehaltenes Nervenbündel. Die Eruption mußte kommen - und je früher sie kam, desto besser.
    „Mara...!" drängte Grukel.
    „Laß mich in Ruhe!" gellte es ihm entgegen. „Ich will nicht wissen, wie es um ES steht! Ich will nicht Bestandteil eines Konzepts sein! Ich will ein Mensch sein - wie die andern auch!"
    Da war es heraus.
    Schweigen senkte sich über den Gemeinschaftsbereich des Konzeptbewußtseins. Eine ganze Minute ließ Grukel verstreichen, bevor er sich zum ersten Mal wieder zu Wort meldete. Er hätte die Kontrolle mit Leichtigkeit wieder an sich bringen können.
    Aber er wollte Mara nicht verdrängen. Er wollte, daß sie von sich aus ihn als den Führer des Gemeinschaftsbewußtseins anerkannte und sich in ihre Rolle fugte.
    „Mara - liebst du ihn?" fragte er.
    „Wen?"
    „Den Mann, dem du zum Sieg über uns verhalfst? Roi Danton?"
    Wieder war es still.
    Dann, geraume Zeit später, kam Maras Antwort. Sie klang fest und resigniert zugleich.
    „Ja, ich liebe ihn."
     
    *
     
    Roi Danton hatte den bewußtlosen Fremden als erstes gefesselt. Er verzichtete darauf, ihn mit der Schockwaffe zu behandeln. Allein der Umstand, daß er um diese Zeit schon wieder auf den Beinen gewesen war, schien zu beweisen, daß er auf die nervenlähmende Schockstrahlung nicht so empfindlich ansprach wie andere Menschen.
    Danach eilte Danton zu den Unterkünften. Er hatte das ungute Gefühl, daß Athosien seine Freiheit nicht ohne Nebenwirkungen wiedererlangt hatte. Die Ahnung trog nicht. Geoffry Waringer war soeben dabei, wieder auf die Beine zu kommen.
    Er hatte eine geschwollene Wange, die beachtliche Neigung verriet, sich dunkelblau zu verfärben.
    Reginald Bull war noch bewußtlos. Erst eine Injektion brachte ihn zu sich.
    Danton berichtete über den Hergang des Kampfes.
    „Ich war so gut wie abgeschrieben, kaputt, versteht ihr?" schilderte er mit Eifer. „Da hörte der Kerl plötzlich auf, sich zu bewegen. Das war meine letzte Chance - die einzige, die ich während des ganzen Kampfes hatte. Ich schlug zu mit allem, was ich noch hatte. Das war das Ende."
    Geoffry Waringer strich sich über die schwellende Wange.
    „Irgendwie ist mir der Mann unheimlich", murmelte er. „Er ist nicht von dieser Welt! Soviel Überlegenheit kann es gar nicht geben!"
    „Wieso Überlegenheit?" protestierte Bull, im Augenblick noch mit etwas schwerer Zunge. „Roi hat ihn k. o. geschlagen - oder nicht?"
    „Ja - mit Hilfe eines Wunders."
    „Ich bin dafür, wir bringen den Kerl erst mal hierher", schlug Danton vor. „Wenn wir ihn nicht jede Sekunde im Auge behalten, brennt er uns zum zweiten Mal durch."
    Bull rief nach einem Transportroboter. Aber der Robotdienst gehörte anscheinend auch zu den Funktionen, die NATHAN in jüngster Zeit eingestellt hatte.
    Die drei Männer holten den Gefangenen gemeinsam aus dem Rechnerraum und brachten ihn in dieselbe Unterkunft, aus der er sich zuvor befreit hatte.
    „Unser kleines Geheimnis ist natürlich auch verraten", knurrte Bull. „Gnade uns Gott, wenn er jemals wieder frei kommt. Er klaut uns die IRONDUKE unter der Nase weg!"
    „Seht ihn euch an!" rief Roi Danton. „Sieht er nicht ganz anders aus als zuvor?"
    „Friedlich - eh?" schimpfte Bull. „Das hat schon einer gesagt, und kurz darauf war die Hölle los!"
    „Nein, nicht friedlich. Irgendwie ... ich weiß nicht..."
    „Weich!" sprang Waringer ein.
    „Weich?"
    „Ja - weich und sanft. Wenn er nicht so ein verdammt häßliches
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