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0821 - Grauen aus dem Meer

0821 - Grauen aus dem Meer

Titel: 0821 - Grauen aus dem Meer
Autoren: W.K. Giesa
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wurde.
    Nur war von dieser Liebe jetzt nichts zu bemerken.
    Nicole schoss auf ihn!
    Der blaßrote, nadelfeine Lichtfinger blitzte auf und verfehlte ihn um nur wenige Zentimeter. Er fühlte die entsetzliche Hitze unmittelbar neben seinem Kopf und ließ sich zur Seite in den Sand fallen.
    Ein gellender Schrei erklang.
    Ganz nah, und ganz laut. Im nächsten Augenblick begann unmittelbar hinter ihm eine Kreatur zu toben, die niemals menschlich gewesen war. Sie versuchte hinter Zamorra Deckung zu finden, aber der rötliche Nadelstrahl des auf Dauerfeuer geschalteten Blasters versperrte ihr den Weg. Schnitt in sie hinein, wanderte schmorend und brutzelnd hin und her. Fürchterlicher Gestank breitete sich aus und verursachte Hustenreiz. Abgetrennte Körperreste der Bestie fielen auf nassen Sand und in aufsteigendes Wasser. Dort erlosch das Feuer zischend und dampfend.
    Nicole schoss nicht mehr.
    Sie lief jetzt.
    Sie erreichte Zamorra, ließ sich neben ihn fallen und rollte sich dann über ihn, um ihn zu küssen. Ihre Hände glitten zärtlich wild über seinen Körper.
    Er begriff - endlich. Sie hatte gar nicht auf ihn gezielt, sondern auf das Biest, das sich ihm lautlos von hinten näherte. Sie hatte ihre Ignoranz nur vorgespielt, um die Kreatur zu täuschen.
    Nur eines blieb Zamorra unklar: Wieso hatte das Amulett dessen Annäherung nicht gemeldet?
    ***
    Es war eine eigenartige Welt, die den Dämon umfing. Alles war völlig anders, als er es gewohnt war. Irgendwie unfertig.
    »Traumzeit«, flüsterte er.
    Dinge entstanden und vergingen wieder - in der gleichen Sekunde und dabei über Jahrhunderte hinweg. Seltsame Gestalten kommunizierten miteinander, und allein durch ihre Präsenz schufen sie Bedingungen. Um sie herum entstand eine Welt, wie sie bereits seit Ewigkeiten existierte und doch völlig neu war.
    Der Dämon versuchte, sich in den Fluss der Geschehnisse, die nicht stattfanden, weil sie schon stattgefunden hatten und erst noch stattfinden würden, einzufädeln. Aber es wollte ihm nicht gelingen.
    Er war nicht für die Traumzeit geschaffen.
    Mit seinen dämonischen Sinnen vermochte er die Welt zwar ganz anders zu sehen, als es die Menschen konnten, aber das hier überstieg auch sein Können. Denn so, wie er sie hier erlebte, hatte er sich die Traumzeit nie vorgestellt.
    Nein, er war nicht für sie geschaffen.
    Er musste sie erst schaffen.
    ***
    »Es ist die Landschaft«, sagte Nicole. »Spürst du es nicht? Sie steckt voller dunkler Magie. Das Amulett wird dadurch übersättigt, und kann einzelne dämonische Präsenzen nicht mehr getrennt wahrnehmen. Das verschwimmt alles, geht ineinander über. Deshalb hat es dich nicht gewarnt.«
    »Dann hätte mich das Biest also…«
    »Wenn ich es nicht bemerkt hätte«, sagte Nicole. »Wenn ich dich erschreckt habe mit meinem Verhalten: Das wollte ich nicht. Ich hatte gehofft, du würdest es schneller begreifen.«
    »Da hakt es wohl auch«, erwiderte er leise.
    »Auch?«, echote sie. »Was ist überhaupt mit dir los? Du kriechst hier auf Gesäß und Ellenbogen, das heißt, du schleifst deinen Knackhintern eher hinter dir her durch den Sand wie ein ratekischer Maulwurfbeißer…«
    »Jetzt hakt es wohl bei dir«, seufzte er. »Verstehst du nicht, Nici? Ich bin gelähmt!«
    »Ach du Scheiße«, entfuhr es ihr. »Bist du dir ganz sicher?«
    »So sicher, wie Haifische Zähne haben.«
    Sie schluckte. »Das ist hart«, sagte sie nach einer Weile. »Na gut, dann bist du ab jetzt also mein ganz persönlicher Pflegefall.« Sie küsste ihn wieder. »Glaub ja nicht, ich würde dich jetzt so einfach hergeben. Um mich loszuwerden, musst du dir schon was Schlimmeres einfallen lassen.«
    Ehe er etwas sagen konnte, rollte sie sich zur Seite und kam auf die Knie. »Hast du eine Idee, wie ich dich von hier weg bekomme?«
    »Du wirst mich tragen müssen«, sagte er. »Oder wir spielen Schubkarre. Du hebst meine Beine, und ich laufe auf den Händen.«
    »Aber das ist doch furchtbar anstrengend für dich.«
    »Aber wir kommen schneller hier weg, als wenn ich robbe. Und wenn mir die Arme einknicken, kannst du mich immer noch komplett tragen.«
    »D’accord, cheri«, seufzte sie. »Dann legen wir mal gleich los. Das Wasser steigt unglaublich schnell, und… es ist böses Wasser.«
    »Was meinst du damit?«, wollte er wissen.
    »Es ist säurehaltig«, erwiderte sie. »Schau dir deinen und meinen Anzug an. Wo du im Wasser gelegen und ich darin gestanden habe, löst sich das Material auf. Ich hoffe,
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