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0820 - Im Netz der Para-Wölfin

0820 - Im Netz der Para-Wölfin

Titel: 0820 - Im Netz der Para-Wölfin
Autoren: Michael Breuer
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tatsächlich.
    »Im Gegensatz zu dir bin ich ja schon erwachsen«, erklärte der Parapsychologe geduldig.
    Zwar war Fooly bereits knapp über 100 Jahre alt, doch es würden noch ein oder mehrere Jahrhunderte ins Land ziehen, bis aus ihm ein ausgewachsener Drache werden würde. Bis dahin gewährte man ihm Asyl im Château und wenn auch dank der Tollpatschigkeit des Drachen ständig allerhand zu Bruch ging, wollte doch niemand den schuppigen Hausgenossen mehr missen.
    Fooly schien einen Moment lang nach einer Antwort zu ringen, ließ es dann aber bleiben und starrte fasziniert auf die Mattscheibe.
    Zamorra erinnerte sich, dass er eigentlich den Kanal wechseln wollte, griff nach der Fernbedienung und wandte sich wieder dem TV-Gerät zu. Dort war der Horror-Film bereits in vollem Gange. Auf dem Schirm war ein unheimliches Wesen zu sehen, das sich voller Vorfreude an sein Opfer heranpirschte. Wohl in der Absicht, es im nächsten Moment auf kunstfertige Weise in seine Bestandteile zu zerlegen…
    »Hast du im Alltag nicht schon genug davon?«, fragte Fooly prompt. »Also, da würde ich mir doch etwas Schöneres ansehen. Versteh einer die Menschen!«
    Zamorra verzog das Gesicht. Der kleine Drache hatte völlig Recht und nur das ausgesprochen, woran er noch vor wenigen Augenblicken selbst gedacht hatte.
    Aufs Geradewohl wechselte er den Kanal und blieb bei einer Nachrichtensendung hängen. Sonderlich aufmunternde Fernseh-Kost war dies freilich auch nicht. Wie immer gab es nur schlechte Neuigkeiten.
    Kriege, Naturkatastrophen, soziales Elend wohin man nur sah. Die Menschheit hatte schon genügend mit sich selbst zu tun, auch ohne die Ränkespiele der Höllenmächte.
    »Guck mal, Chef, ein Kollege«, trompetete Fooly und riss den Parapsychologen aus seiner Nachdenklichkeit.
    Zamorra blinzelte und konzentrierte sich wieder auf den Fernsehschirm.
    »Werwolf-Jäger in Australien?«, fragte die schmissige Bildunterschrift, die glatt aus einem jener Revolverblätter hätte stammen können, die in Zamorras Haushalt höchstens zum Einwickeln von Fisch Verwendung fanden.
    Interessiert stellte der Parapsychologe den Ton lauter.
    Eine Nachrichtensprecherin gab eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse wieder. Nach den spärlichen Informationen der Polizei hatte ein bewaffneter Mann ein Restaurant in Newcastle überfallen und mehrere Personen mit einer Pistole erschossen, deren Munition aus Silberkugeln bestand.
    Die Szene wechselte und zeigte nun Live-Bilder vom Tatort. Eine Außenaufnahme des Restaurants war zu sehen. Mehrere Polizeibeamte führten einen sehnigen Mann ins Freie, bei dem es sich um den Tatverdächtigen handelte.
    Zamorra stöhnte auf, als er bemerkte, dass man darauf verzichtet hatte, dem Mann Handschellen anzulegen. Er ahnte bereits, was gleich geschehen würde.
    Die Kamera zoomte heran und zeigte das Gesicht des Verdächtigen in Großaufnahme.
    Zamorra prägte sich die Züge des Mannes genau ein. Zwar handelte es sich nur um ein grobkörniges Fernsehbild, doch nach einem gemeingefährlichen Psychopathen sah ihm der Mann wirklich nicht aus. Andererseits besaß er genug Lebenserfahrung, um genau zu wissen, dass man es einem Verrückten selten an der Nasenspitze ansah, wie es um seinen Geisteszustand bestellt war.
    Das kurze Standbild des Verdächtigen wurde von einer Totalen abgelöst. Nun kam wieder Bewegung in die Szene und es geschah exakt das, was Zamorra bereits vorausgesehen hatte.
    Blitzschnell überwältigte der mutmaßliche Mörder die Polizeibeamten, nahm eine Waffe an sich und ergriff schließlich auf einem Motorrad die Flucht.
    Kopfschüttelnd verfolgte Zamorra die Szene.
    Die weiteren Informationen waren spärlich. Aus dem Bericht ging nicht einmal hervor, wie viele Todesopfer es denn nun eigentlich gegeben hatte. Nach Aussage der Moderatorin hatte die Polizei eine komplette Nachrichtensperre verhängt.
    »Komische Geschichte«, kommentierte Fooly.
    Das fand Zamorra allerdings auch. Er nickte abwesend. Dass die Polizei während laufender Ermittlungen nicht alle Details zum Geschehen preisgab, war logisch, dennoch war an dem Fall etwas, das dem Parapsychologen nicht schmecken wollte.
    Falls es sich bei den Opfern tatsächlich um Werwölfe gehandelt hatte, war es sicher nicht unklug, einmal in Australien nach dem Hechten zu sehen. Zumal der 5. Kontinent ohnehin sein nächstes Ziel war… Zwar konnte er sich spontan nicht an besondere Aktivitäten der Werwölfe dort erinnern, aber man konnte nie
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