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082 - Die Zeit der Zwerge

082 - Die Zeit der Zwerge

Titel: 082 - Die Zeit der Zwerge
Autoren: Dämonenkiller
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Stuhl. „Hier habe ich ihn zurückgelassen. Und jetzt ist er fort."
    Während die anderen den Raum nach dem Puppenmann durchsuchten, stand der Dämonenkiller reglos da. Er ließ die Arme hängen; die Spezialpistole baumelte in seiner kraftlosen Hand.
    Coco kam zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Dula hatte es gar nicht auf Tirso abgesehen", sagte Dorian tonlos. „In Wirklichkeit wollte sie Don entführen. Und das ist ihr auch gelungen, wie es scheint."
    „Don hat eigentlich nichts anderes gewollt", sagte Coco. „Er war todunglücklich, weil er glaubte, Dula für immer verloren zu haben. Jetzt ist er bei ihr - und egal, welches Schicksal sie ihm zugedacht hat, Don braucht diese Erfahrung. Hoffen wir nur, daß er sie überlebt."
    „Es wäre auch möglich, daß seine Entführung nur ein Ablenkungsmanöver ist", sagte Dorian. „Dula könnte es inszeniert haben, um uns in Sicherheit zu wiegen und dann zum Schlag gegen Tirso auszuholen."
    „Das ist auch meine Meinung", stimmte Guillaume Fernel zu.
    Dorian beachtete ihn mit einem giftigen Blick. „Wir sprechen uns später noch, Gui. Wie konntest du Don nur solche Hoffnungen machen? Hättest du ihn nicht hierher gelockt, dann wäre er vielleicht noch unter uns."
    „Willst du jetzt etwa mich für seine Entführung verantwortlich machen?" empörte sich Fernel. Dorian gab ihm keine Antwort und ordnete an: „Tirso bleibt mit Phillip vorerst im Tempel."
    Er ging zu der verkohlten Masse, die von dem gallertartigen Wesen übriggeblieben war und stieß sie mit dem Pistolenlauf an.
    „Was ist?" fragte Coco hinter ihm.
    „Ich weiß nicht recht." Dorian erhob sich wieder. Er wirkte nachdenklich. „Wir unterhalten uns darüber, wenn wir allein sind."
    Sie besprachen kurz ihre Lage. Dorian entschied, daß in regelmäßigen Abständen die Dämonenbanner überprüft und - falls wieder welche verschwanden - die fehlenden ersetzt werden sollten. Um Mitternacht sollte Virgil Fenton im Tempel von einem anderen Wachtposten ab gelöst werden. Die Wahl für die zweite Wache fiel auf Colonel Bixby.
    Eine Stunde nach dem Zwischenfall in Fernels Alchimistenküche konnten sich Dorian und Coco auf ihr Zimmer zurückziehen.
    Dorian hatte jenes Zimmer gewählt, das er schon bei seinem ersten Besuch auf Basajaun bewohnt hatte - das Zimmer mit dem breiten Holzbett, dessen kunstvoll geschnitzte Säulen einen schweren Baldachin trugen, einen Steintisch, der aussah wie ein heidnischer Altar oder Opferstein, und dem über die ganze Wand reichenden Gemälde, auf dem dargestellt war, wie Enrique Quintano Bonifaz im Jahre 1768 die Burg in Besitz nimmt und die Burgbewohner von den Familiaren der Inquisition niedergemacht werden.
    „Worüber möchtest du mit mir unter vier Augen sprechen, großer Geheimniskrämer?" erkundigte sich Coco, während sie aus den Schuhen schlüpfte und sich auf dem breiten Himmelbett ausstreckte. Dorian zündete sich eine Zigarette an.
    „Dieses Wesen, das ich in Fernels Alchimistenküche verbrannt habe, erinnert mich irgendwie an Geschehnisse, die schon vierhundert Jahre zurückliegen", sagte Dorian gedankenverloren.
    Coco klopfte auf das Bett. „Komm her und mach es dir gemütlich!"
    Er kam ihrer Aufforderung nach, legte sich neben sie auf den Rücken, angelte sich den Aschenbecher und stellte ihn sich auf den Bauch.
    Sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, nahm ihm die Zigarette aus den Fingern und drückte sie aus. Dann stellte sie den Aschenbecher wieder zurück auf den Nachttisch.
    Dorian ließ es geschehen. Er war mit seinen Gedanken bereits woanders, weit fort, in einer Zeit, die andere nur aus den Geschichtsbüchern kannten. Er aber hatte diese Zeit erlebt. Bilder vom Paris der Renaissance tauchte in seinem Geist auf. Ein Paris, das in Flammen stand. Enge, winkelige Gassen, alte Fachwerkhäuser, zwischen denen eine blutige Menschenjagd stattfand. Und dazwischen tauchten schaurig anzusehende Kobolde auf.
    Ja, Dorian hatte die Bluthochzeit von Paris als Michele da Mosto miterlebt. Seine zur ruhelosen Wanderschaft verurteilte Seele war im Jahre 1572 im Körper des Michele da Mosto gewesen.
    Ihm war, als wäre er wieder dieser Venezianer, der, einst ein zarter, kränkelnder Jüngling, in der weiten Welt zum Mann geworden war.
    Dorian merkte es kaum, wie Coco ihm das Hemd aufknöpfte und mit seinen Brusthaaren spielte. Er spürte einen warmen Hauch an seinem Ohr und einen sanften Druck, ohne zu wissen, daß dieser von ihren weichen Lippen stammte.
    Er
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