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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen
Autoren: Jason Dark
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nehmen und nicht den Rover, meine alte Dienstkarre. Flach war das Fahrzeug, flach war das Land, und es gab einen Hügel in diesem Gelände, der auffiel.
    Er hieß White Hill , der weiße Hügel und hatte deshalb seinen Namen bekommen, weil die Strahlen der Sonne, wenn sie senkrecht auf ihn fielen, ihn sehr weiß aussehen ließen und das Grün des Bodens einfach verschluckten.
    Dieser weiße Hügel gehörte zu dem Gebiet, das der Heiler schon zu seinen Lebzeiten erworben hatte. Es war ihm tatsächlich gelungen, ein Stück Landschaft zu kaufen, was ich nicht begreifen konnte, aber seine Beziehungen mussten blendend gewesen sein.
    Auf der Karte hatten wir nachgeschaut und in der Nähe einen kleinen Ort namens Cuttlane gefunden. Unserer Ansicht nach mußte er am Rand des verkauften Stücks Landschaft liegen, und dort wollten wir zunächst einmal Station machen.
    Wie es sich für uns gehörte, waren wir sehr früh losgefahren. Wir würden noch vor dem offiziellen Ereignis eintreffen und hatten Zeit genug, uns ein wenig umzuschauen und umzuhören. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die Einheimischen von dem Großereignis begeistert waren, und mit dem Begräbnis allein war es ja nicht getan.
    Das Grab auf dem Hügel würde zu einer regelrechten Pilgerstätte werden, zahlreiche Touristen anziehen, die in Scharen hinströmten und die Ruhe dieser Landschaft störten, ebenso wie der Bau, von dem ich einige Fotos gesehen hatte.
    Da stand auf dem Hügel tatsächlich ein mächtiges weißes, kantiges Gebäude, das für meinen Geschmack zwei Zielrichtungen aufwies. Eine Mischung aus Neoklassizismus und eben der echten griechischen Tempelform. Auf dem kleinen Bild hatte ich von der eigentlichen Größe nicht viel erkennen können, konnte mir aber vorstellen, daß dieses Mausoleum in die Landschaft hineinpaßte wie ein Flughafen ins Vogelschutzgebiet.
    Ich war gespannt darauf, es in natura bewundern zu können, und auch Bill Conolly lauerte förmlich darauf, der Beerdigung beiwohnen zu können.
    Wenn ich ab und zu einen Blick in den Außenspiegel warf, dann verschwammen die Berge im Dunst. Es war kein sehr klarer Tag.
    Zwar stand die Sonne am Himmel, sie schickte auch die wärmenden Strahlen herab, aber vor sie hatte sich eine dünne Wolkendecke geschoben, so daß sich die Wärme in Grenzen hielt.
    Dennoch war es ein herrlicher Augusttag, und ich dachte daran, daß sich auch dieser Monat dem Ende zuneigte. Dann würde es schnell gehen, bis der Winter Einzug hielt.
    Die Zeit verging immer wie im Rausch. Mir fiel der Vergleich mit einem fahrenden Zug ein, in dem ich mich befand. Dieser Zug fuhr immer schneller, wobei ich keine Gelegenheit bekam, abzuspringen.
    Daran konnte man nichts ändern, es war eben der Lauf der Dinge.
    Bill bemerkte etwas von meinem Zustand und fragte: »Warum bist du so außergewöhnlich nachdenklich?«
    »Nur so.«
    Er zog den Porsche in eine Kurve und beschleunigte. Wir flitzten weiter. »Das glaube ich dir nicht.«
    »Ich denke nur ganz allgemein.«
    »Aber nicht positiv.«
    »Eher realistisch.«
    Der Reporter hob die Schultern und kümmerte sich wieder um die Fahrerei. Die Straße lag zwar glatt vor uns, aber sie wand sich in Kurven weiter, und die waren so manches Mal ziemlich eng. Einem geübten Fahrer wie Bill machte es Spaß, sie zu nehmen und dabei noch zu beschleunigen. Eine Kreuzung gab es auch. Sie kam mir vor, als wäre sie einfach in das Grün der Landschaft hineingestellt worden. Zum Glück sahen wir einen Wegweiser.
    Bis Cuttlane waren es noch fünf Meilen.
    Wir mußten nach rechts, wo es dunkler wurde. Das lag an einem großen Waldstück, durch das die Straße führte. Wir tauchten in den Schatten ein, der die meisten Sonnenstrahlen gefiltert hatte, so daß die Fahrbahn nur mit hellen Flecken betupft wurde.
    Licht und Dunkelheit wechselten sich ab, wobei das dämmrige Grau überwog. Aber der Wald war nicht so leer, wie wir gedacht hatten. Menschen, nein, Pilger strömten zur Beerdigung des Heiligen, und diesmal saßen die Menschen nicht in ihren Fahrzeugen, sondern gingen zu Fuß, denn weit hatten sie es nicht.
    Bill fuhr langsamer. Es war auch in meinem Sinne, so konnte zumindest ich mir die Personen genauer anschauen, die wir überholten. Wir hielten uns in der Straßenmitte und stellten fest, daß die Wanderer nicht nur junge Leute waren, auch Familien zogen mit ihren Kindern dem Ort des Geschehens entgegen.
    »Wo kommen die wohl her?« fragte Bill und schüttelte dabei den Kopf. »Ich kann
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