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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen
Autoren: Jason Dark
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Aus ihm würde der Zug jeden Augenblick kommen.
    Sie hörte ihn schon.
    Es war für Julie kein normales Geräusch mehr, sondern erinnerte sie an ein rauschendes Singen aus einer anderen Welt. Das Rumpeln und Zischen waren Stimmen, die ihr erklärten, daß es keinen Sinn mehr hatte, noch länger zu warten. The Saint wartete auf sie, er lockte sie, er hatte eine andere Gestalt angenommen, denn er näherte sich ihr in der Botschaft eines rasenden Zuges.
    Er rollte aus dem Tunnel.
    Er fuhr langsamer.
    Licht erfasste sie. Das Ungeheuer kam, eine Masse aus tonnenschwerem Stahl, das so einfach nicht zu bremsen war, aber das wollte sie auch nicht.
    »Ich kommmeee…!« schrie sie, riß dir Arme hoch und sprang genau im richtigen Moment ab.
    Keiner war da, um ihr zu helfen. Keiner begriff es auch richtig.
    Man sah einen großen, flatternden Vogel, der sich verirrt haben mußte und nun seinen Weg nach draußen suchte.
    Aber der Vogel fand ihn nicht. Er schwebte nicht in die Höhe, er fiel, und dann waren die Tonnen da und zermalmten ihn. Die entsetzten Schreie der Zeugen hörte Julie Sanders nicht mehr. Sie war längst tot…
    ***
    Bill Conolly hatte mich zum Frühstück in eines dieser modernen Cafés eingeladen und gleich einen kleinen Stapel Zeitungen mitgebracht, die auf dem runden Tisch kaum Platz fanden, deshalb hatte er auch die Hälfte von ihnen neben seinen Stuhl gelegt und mir die andere Hälfte auf den Schoß geworfen.
    »Was soll ich damit?«
    »Lesen.«
    »Aha. Ich befürchtete schon, sie lesen zu sollen, als eine Art Reporter-Frühstück.« Bill grinste. »Nein, du kriegst ein normales.«
    »Vor oder nach dem Lesen der Blätter?«
    »Lieber nachher.«
    »Danke.« Das Kaffee befand sich in einer eleganten Passage. Es war umrahmt von zahlreichen Geschäften, in denen all das teuer zu kaufen war, was der Mensch eigentlich nicht brauchte, abgesehen von guten Nahrungsmitteln, aber auch das war Ansichtssache. Ich jedenfalls war ein Freund dieser Leckereien und kleinen Imbisse. Sie erinnerten mich immer daran, daß das Leben noch lebenswert war.
    Wir hatten ein kleines Frühstück bestellt. Nur Eier, Speck, Kaffee und Orangensaft. Ein junges Mädchen baute es auf dem runden Tisch auf, lächelte dabei und wünschte uns einen guten Appetit, bevor es verschwand. Ich nahm die Gabel, verteilte den kleingeschnittenen Speck in dem weichen Rührei und trank erst mal Kaffee, der allerdings nicht so gut schmeckte wie Glendas und schaute dann zu, wie Bill grinsend sein Rührei in sich hineinschaufelte.
    »Macht dir deine Frau nichts mehr zu essen?« fragte ich ihn.
    »Doch, doch…«
    »Aber?«
    »Ich habe Hunger.«
    »Ach so.«
    »Darf ich doch – oder?«
    »Klar.«
    »Es schmeckt übrigens gut.« Geschickt umging der Reporter das Thema, aber er konnte es so ganz nicht aus seinem Gedächtnis streichen, denn des öfteren schielte er auf die Zeitungen, denen ich bewußt keinen Blick gönnte. Immerhin wußte ich soviel, daß sie schon einige Tage alt waren, und sicherlich hatte der gute Bill wieder etwas entdeckt, auf das er mich aufmerksam machen wollte.
    Ich war in den letzten Tagen nicht in London gewesen, sondern hatte mich zusammen mit Suko in Germany herumgetrieben. Dort hatten wir in Leipzig einen sehr bösen Fall erlebt, und ich wußte nicht, wie er noch enden würde.
    Dabei ging es um Kommissar Harry Stahl, der vom Dienst suspendiert worden war, weil er einen Mord begangen hatte. Doch er war nicht wirklich der Täter gewesen, obwohl er geschossen hatte. Harry Stahl hatte unter einem bösen Einfluss gestanden. Dies den ermittelnden Kollegen klarzumachen, war so gut wie unmöglich gewesen. Ich war gespannt, wie sich die Sache entwickelte.
    Das Ei konnte man essen, und an den Kaffee hatte ich mich gewöhnt. Ich aß noch eine dünne Scheibe Toast, dann war mein Hunger gestillt. Bill saß mir gegenüber. Er hatte die Zeitungen vom Boden aufgehoben und bedeutete mir, ebenfalls einen Blick in die Gazetten zu werfen, die auf meinen Oberschenkel lagen.
    Ich zündete mir erst eine Verdauungszigarette an und nickte.
    »Gut, weil du es bist und du auch das Frühstück bezahlst!«
    »Das ist nett.«
    »Danke.«
    Ich fächerte die Blätter so gut wie möglich auseinander, konnte somit teilweise die Schlagzeilen auf den ersten Seiten lesen und entdeckte nur ein Thema.
    The Saint war tot.
    Ein Heiliger, ein Heiler, ein charismatischer Mensch, dessen heilende Kräfte angeblich aus anderen Dimensionen stammten und ihm von Göttern gegeben
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