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0818 - Lilith, der Teufel und ich

0818 - Lilith, der Teufel und ich

Titel: 0818 - Lilith, der Teufel und ich
Autoren: Jason Dark
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Sinclair … ich spüre dich … du bist der Nächste. Du machst mir nichts mehr kaputt.« Sie verstummte abrupt und drehte sich ebenso schnell um.
    Harry lag auf dem Bett. Kalt schaute sie auf ihn nieder. »Vergiss nie, dass du mir gehörst! Mir allein!«
    »Was ist denn…?«
    »Du kriegst Besuch. Ich habe ihn gehört. Ich werde bald zurück sein, Harry.«
    Sie drehte sich.
    Blitzschnelle Pirouetten, verbunden mit einem plötzlich auftretenden Nebel, in dem das Klackern der Tränen dumpf klang.
    Dann war sie verschwunden.
    Sekunden später drehte sich außen ein Schlüssel im Schloss der Zellentür…
    ***
    Oberkommissar Ludwig Gericke war so nett, mir den Vortritt zu lassen. So trat ich als Erster über die Schwelle und empfand augenblicklich die Graue und Depression der kleinen Zelle, die seit einigen Stunden das Zuhause eines Menschen war, dessen Leben sich innerhalb kürzester Zeit radikal verändert hatte. Auf dem Weg hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, was mich wohlerwartete.
    Immer wieder hatte ich überlegt, in welch einem Zustand sich der Kommissar wohl befand. Wahrscheinlich in einem völlig aufgelösten oder wütenden und depressiven. Wenn ich ehrlich war, fürchtete ich mich ein wenig vor dieser Begegnung, und ich merkte auch direkt nach dem Eintreten, dass etwas nicht stimmte.
    Eine Armlänge hinter der Schwelle blieb ich stehen, die Stirn gerunzelt.
    Hier war etwas, das es zuvor nicht gegeben haben konnte. Es hing weder mit der Einrichtung zusammen noch mit dem Kommissar, es war vorhanden, aber nicht zu sehen. Es schwebte in der Luft und hatte sich zwischen den Wänden der Zelle verdichtet.
    Es war der Geruch.
    Kein besonderer Gestank nach Schweiß oder irgendwelchen Exkrementen, nein, in dieser Zellenluft schwang einfach etwas Böses und Grauenvolles mit, das jemand hinterlassen hatte, der nicht mehr anwesend war.
    Der Hauch der Hölle, des Bösen. Das Uralte, und ich dachte sofort an Lilith.
    Dann erst schaute ich auf das Bett.
    Harry Stahl war im Begriff gewesen, sich zu erheben, als wir eintraten. Er lag so, dass er mit dem Gesicht zur Tür schauen konnte, und hatte uns alle im Blick.
    Ich blickte ihn an.
    Dicht hinter mir stieß Suko die Luft zischend aus, und auch Kommissar Gericke gab durch ein Räuspern bekannt, dass ihm der Anblick seines Kollegen nicht gefiel.
    Mir ebenfalls nicht.
    Harry Stahl sah ziemlich ramponiert aus. Vielleicht hatte er noch versucht, seine Kleidung zu richten. Es war ihm nicht mehr gelungen. Der Reißverschluss seiner Hose war zwar in die Höhe gezogen, aber die Gürtelschnalle stand offen, das Hemd war aus der Hose gezogen, und an ihm fehlten die obersten Knöpfe. Sein Haar stand vom Kopf ab. Hände schienen es durcheinander gewühlt zu haben. Die Zunge fuhr nervös aus dem Mund und über die Lippen.
    In seinen Augen lag ein Flackern, das auch ich nicht zu deuten wusste, aber der Kommissar bemühte sich zumindest, völlig normal zu wirken, was ein Lächeln bewies und ebenfalls die folgenden Worte.
    »Hereinspaziert in meine bescheidene Hütte, Freunde. Ich würde euch gern etwas anbieten, aber den Staub auf dem Boden wollt ihr ja wohl nicht schlucken.« Er richtete sich auf, strich über seine Augen und dann über sein Gesicht.
    Ludwig Gericke schloss die Tür. Keiner von uns fand eine Sitzgelegenheit, denn auf die Toilette wollte sich keiner hocken. So blieben wir stehen, was mir persönlich nicht gefiel, denn unsere Haltungen erinnerten an mittelalterliche Richter, die gekommen waren, um einen Gefangenen auf die Hinrichtung vorzubereiten.
    Doch wir waren gekommen, weil wir unserem Freund und Kollegen helfen wollten.
    Harry hob die Schultern. Jeder von uns sah, wie er schluckte. Der Kloß saß dick in seiner Kehle. Er bekam ihn auch durch das Schlucken nicht weg, dafür stieg er höher, und das Gefühl übermannte ihn. Er fing an zu weinen.
    Auch wenn ein Mann hemmungslos schluchzt, braucht er kein Weichling zu sein. Freude, Trauer, Euphorie und Verzweiflung gehören nun mal zum menschlichen Dasein, und niemand sollte sich seiner Gefühle schämen.
    Ich wollte trotzdem nicht mehr stehen bleiben, ging auf das Bett zu und fand auf der Kante meinen Platz.
    Harry weinte und redete. »Scheiße, John – Entschuldigung, aber ich kanneinfach nicht mehr. Es ist über mich gekommen. In der letzten Zeit stürmte zu viel auf mich ein.« Er kramte in seiner Tasche und holte ein Tuch hervor. Einige Male wischte er durch seine Augen, bevor er die Nase putzte.
    Was vor seiner
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