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0817 - Statthalter des Bösen

Titel: 0817 - Statthalter des Bösen
Autoren: Unbekannt
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Vorsprung war gut dreißig Zentimeter lang. Der eigentliche Schädel glich ebenfalls dem eines Hundes, aber auf dem Oberteil saßen zwei separate Knochenwülste, unter denen das Großhirn lag. Dicht unterhalb der beiden Knochenwülste ragte mit dem schmalen Ende ein hellroter birnenförmiger Beutel von zirka zwanzig Zentimetern Länge heraus, der hinten auf dem Körper auflag und von einem aus dicker Hornmasse bestehenden Schild geschützt wurde, der unten in viele zentimeterlange Spitzen auslief.
    Dieser birnenförmige Beutel war der Gravitationsbeutel, der ein Organ enthielt, das die Varben befähigte, Gravitationslinien und gravitationale Einflüsse jeder Art wahrzunehmen, voneinander zu trennen und sich in geringem Umfang ohne technische Hilfsmittel nutzbar zu machen.
    Beispielsweise, indem sie ihr Gewicht verringerten, um so in den relativ schwachen Gravitationslinien einer masselosen Bandstraße zu schweben.
    Plötzlich durchfuhr es mich siedendheiß.
    Ich besaß keinen Gravitationsbeutel, mit dem ich mein Gewicht verringern und mich dadurch in einer rein gravitationsenergetischen Bandstraße halten konnte!
    Kaum war dieser Gedanke aufgeblitzt, als ich auch schon stürzte. Mit ausgebreiteten Armen fiel ich auf den festen Boden zu, den ich wegen der schwachen Beleuchtung dort unten nur umrißhaft erkannte.
    Wie war das möglich? Vorher hatte ich mich doch in den Gravitationslinien gehalten. Entweder war das unlogisch gewesen - oder es war unlogisch, daß ich jetzt abstürzte.
    Aber bevor ich mir dort unten die Knochen und vielleicht sogar das Genick brach, schaltete ich lieber mein Flugaggregat ein.
    Da ich infolge der hohen Schwerkraft bereits eine recht hohe Geschwindigkeit erhalten hatte, benutzte ich nicht nur den Antigravprojektor, sondern zusätzlich das kleine, aber leistungsfähige Pulsationstriebwerk, das die Luft ansaugte, in einem atomaren Aufheizer in glutheißes, rasch expandierendes Plasma verwandelte und durch Düsen wieder ausstieß.
    Mit schlafwandlerischer Sicherheit wich ich zwei anderen Bandstraßen aus und landete schließlich neben einem kleinen kuppelförmigen Bauwerk, das auf einer leicht geschwungenen, durchbrochenen Strebe ruhte.
    Bevor ich mein Erlebnis geistig verarbeitet hatte, tauchte in einer Öffnung des Gebäudes ein Varbe auf, bückte sich und spähte aus seinen beiden Facettenaugen zu mir herab.
    Sah er mich etwa, obwohl ich noch immer die Fähigkeit des N'adun M'clipehn anwandte ...?
     
    *
     
    Rasch schaltete ich meinen Armband-Translator ein, denn wenn der Varbe mich schon ansprechen sollte, gebot es die Höflichkeit, ihm zu antworten. Und antworten konnte ich nur, wenn ich ihn verstand.
    „Ist dort etwas geschehen?" übersetzte der Translator plötzlich simultan zu der eigenartigen Stimme des Varben.
    „Das kann man wohl sagen", antwortete ich. Die Höflichkeit gebot es, daß ich, wenn ich schon zu jemandem sprach, ihm mich auch zeigte, also verzichtete ich auf die weitere Anwendung des N'adun M'clipehn. „Darf ich zu Ihnen kommen, dann könnten wir die Sache besprechen ..."
    Der Varbe vollführte einen Luftsprung, der ihm bestimmt nur durch seinen Gravitationsbeutel ermöglicht wurde. Er schlug einen Salto und landete wieder an der gleichen Stelle.
    Kurz entschlossen schaltete ich den Antigravprojektor meines Flugaggregats ein, stieß mich kräftig ab und schwebte hinauf. Neben dem Varben landete ich und schaltete den Antigravprojektor aus.
    „Sie haben keine Ursache, vor mir zu erschrecken, mein Herr", erklärte ich. „Mein Name ist Tatcher a Hainu - und ich komme von der SOL, dem Raumschiff, von dem Sie vielleicht schon gehört haben. Aber ich bin kein plumper Terraner, der Sie unfreundlich behandeln könnte, sondern ein Marsianer der a-Klasse.
    Wir Marsianer der a-Klasse aber sind für unsere guten Manieren weithin bekannt."
    „Marsianer der a-Klasse?" erwiderte der Varbe, „Sie können kaum von uns gehört haben", sagte ich freundlich. „Dazu ist der Mars zu weit von hier entfernt. Haben Sie eigentlich auch einen Namen?"
    Ich musterte interessiert, aber nicht aufdringlich, die Gestalt des Varben. Es handelte sich zweifellos um eine männliche Person. Sie trug eine Art Kombination von hellblauer Farbe, und die sichtbaren Hautpartien hatten die bereits bekannte gummiartige Konsistenz und dunkelgraue Färbung.
    Der Varbe sagte nichts. Kein Wunder, denn einen Marsianer der a-Klasse traf man nicht alle Tage. Er hatte also allen Grund, mich zu bestaunen.
    „Haben
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