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0817 - Statthalter des Bösen

Titel: 0817 - Statthalter des Bösen
Autoren: Unbekannt
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Linearflugetappe begonnen hatte, wandte ich mich halb um und blickte zu dem fetten Tibeter, der auf dem Boden der Steuerkanzel saß und mit halbgeschlossenen Lidern an mir vorbei in die Unendlichkeit zu starren schien. Ich wußte allerdings, daß er sich keineswegs mit der Planung unseres Einsatzes beschäftigte - denn was gab es da schon groß zu planen? -sondern nur vor sich hindöste.
    Elas Topper und Nagget Brol, die beiden Raumfahrer, die Rhodan uns mitgegeben hatte und die sich in die Arbeit des Ortens und der Geschützbedienung teilten, bemerkten meinen kritischen Blick, so daß ich mich zu einer Erklärung veranlaßt sah.
    „Was Dalaimoc Rorvic als Konzentration bezeichnet, ist bei ihm nichts weiter als schamlose Trägheit, die sich noch dazu mit Überheblichkeit paart. In Wirklichkeit habe ich bei unseren gemeinsamen Einsätzen immer die Hauptarbeit geleistet, was ihn allerdings nicht daran hinderte, anschließend allen Lorbeer einzuheimsen."
    „Lorbeer?" fragte Elas Topper und schaute mich verständnislos an. „Oder meinten Sie 'Lorbeeren', die ich allerdings auch nicht kenne, Sir?"
    Die Anrede „Sir", so archaisch sie war, wischte meinen Unmut darüber weg, daß die beiden jungen Raumfahrer nicht wußten, was Lorbeer war. Aber von Solanern war nichts anderes zu erwarten gewesen.
    „Nein, Sie haben richtig gehört", antwortete ich. „Lorbeer ist eine Pflanze, deren getrocknete Blätter auf der Erde als Gewürz verwendet wurden. Außerdem pflegte man in präkosmischen Zeiten aus Lorbeerzweigen Kränze zu winden und sie großen Helden aufs Haupt zu setzen."
    „Und so etwas wird heute noch an Bord der SOL praktiziert?" fragte Nagget Brol ungläubig.
    Ich seufzte.
    „Natürlich nicht, denn auf der SOL wachsen keine Lorbeerbäume", erklärte ich geduldig. „Meine Bemerkung war nur symbolisch gemeint. Rorvic ist eben ein Monstrum, mit dem es sich kaum auskommen läßt -es sei denn, man hat eine solche Engelsgeduld wie ich."
    Aber irgendwann ist auch meine Geduld zu Ende! dachte ich grimmig, denn ich erinnerte mich nur zu gut daran, daß der fette Tibeter mich vor Perry Rhodan und den Mutanten der SOL einen entwicklungsbedürftigen Sandfloh genannt hatte. Diese unterbelichtete Karikatur eines Menschen!
    Der Ausdruck „unterbelichtete Karikatur eines Menschen" erheiterte mich so, daß ich plötzlich vergnügt vor mich hinpfiff.
    Bei Gelegenheit würde ich Rorvic vor Rhodan und anderen hochgestellten Persönlichkeiten so bezeichnen - und sein Gesicht würde mich für alles entschädigen, was er mir schon angetan hatte.
    Als der Tibeter sich regte, drehte ich mich wieder um und wandte mich den Kontrollen zu. Das Scheusal sollte nicht denken, ich würde faulenzen wie er.
    Doch kaum war er erwacht, schoß er schon wieder eine Gemeinheit auf mich ab.
    „Was haben Sie denn für eine Linearetappe programmiert, Sie marsianische Bitterzwiebel?" grollte seine dumpfe, phlegmatische Stimme hinter meinem Rücken auf.
    Ich antwortete nicht, sondern kämpfte gegen das eisige Gefühl an, das mir die Wirbelsäule hinauf kroch. Meine Augen waren auf die Anzeigen der Instrumente gerichtet, ohne etwas zu sehen.
    „Ich rede mit Ihnen, Captain Hainu!" sagte der Tibeter.
    Ich hatte mich inzwischen gefangen und drehte mich gelassen um.
    „Ja, warum reden Sie dann nicht, Sir?" erkundigte ich mich mit gut gespieltem Erstaunen.
    Seine roten Augen flammten wie Feuerräder.
    „Erstens verbitte ich mir die Anrede ,Sir' - jedenfalls in Anwesenheit Dritter -, denn sie ist überholt", sagte er. „Zweitens habe ich Sie bereits etwas gefragt, nämlich, was Sie für eine Linearetappe programmiert haben."
    „Das haben Sie mich gefragt, Dalaimoc?" erwiderte ich. „Ich dachte, Sie hätten zu einer Person namens Bitterzwiebel gesprochen."
    Dalaimoc Rorvic erhob sich ächzend. Er schauspielerte gut, aber mich überzeugte er nicht, denn ich wußte, daß er sich notfalls mit der Kraft und Geschwindigkeit eines Tigers bewegen konnte - aber eben nur notfalls. Er schien keinen Wert darauf zu legen, mehr Menschen als unbedingt nötig merken zu lassen, daß seine scheinbaren Fettmassen Muskelpakete waren.
    Als der Tibeter vor mir stand, berührte ich einen Sensorpunkt auf der rechten Armlehne meines Kontursessels. Der Sessel schwang blitzschnell herum - und ich freute mich schon darauf, mit den Füßen gegen den verlängerten Rücken Rorvics zu prallen und das Scheusal in die Kontrollen zu katapultieren.
    Leider befand er sich nicht mehr am
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