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0817 - Statthalter des Bösen

Titel: 0817 - Statthalter des Bösen
Autoren: Unbekannt
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gleichen Platz, als ich meine Bahn vollendete. Der Rorvic zugedachte Schwung trieb mich aus dem Sessel und gegen einen Bildschirm.
    „So, ich denke, jetzt sind Sie aufnahmebereit, Sie marsianischer Pflaumenkernbeißer!" hörte ich seine Stimme wie durch Watte, während ich benommen zu Boden rutschte.
     
    *
     
    „Ich höre!" sagte ich vom Boden herauf. „Von hier aus versteht man wirklich alles besser."
    Dalaimoc Rorvic musterte mich argwöhnisch. Er schien unsicher geworden zu sein und nicht mehr zu glauben, daß ich in meine eigene Grube gefallen war. Elas Topper und Nagget Brol verfolgten unsere „Unterhaltung" mit den Mienen von Kindern, die das seltsame Ritual zweier exotischer Wesen beobachteten.
    „Aha!" stieß Rorvic schließlich hervor. „Also, dann beantworten Sie endlich meine Frage nach dem Linearflugprogramm!"
    „Es muß gleich abgeschlossen sein", antwortete ich. „Unser Schiff wird ziemlich dicht vor Koriet in den Normalraum zurückfallen, nämlich in einer Lichtsekunde Entfernung."
    „Was?" fragte Rorvic empört. „In einer Lichtsekunde Entfernung? Da hätten wir uns ja gleich über Hyperkom bei den Varben von Koriet anmelden können! Ich hatte Ihnen nicht gesagt, dicht vor Koriet, sondern dicht über die Oberfläche von Koriet, Sie marsianischer Fliegenschnäpper!"
    „Das läßt sich reparieren", erwiderte ich und setzte mich wieder ans Hauptsteuerpult. „Sind fünf Zentimeter über der Oberfläche dicht genug, Dalaimoc?"
    Ich nahm einige Schaltungen vor, aber so, daß Rorvic es nicht genau erkennen konnte. So leichtfertig, wie er dachte, war ich beileibe nicht. Kein Raumschiff kann so programmiert werden, daß es fünf Zentimeter über der Oberfläche eines Planeten in den Normalraum zurückkehrt. Es gab immer winzige Abweichungen - und zwar sowohl bei Raumschiffen als auch bei Planetenbewegungen -, so daß ich nicht einmal gewagt hätte, ein Rücksturzmanöver hundert Meter über einem Planeten zu programmieren. Folglich stellte ich die Rücksturzautomatik auf eine Distanz von zwei Kilometern ein.
    Diesmal trat der seltene Fall ein, daß ich den Tibeter fassungslos erlebte.
    „Fünf Zentimeter!" sagte er tonlos.
    Er wollte noch mehr sagen, aber die Zeit war abgelaufen. Unsere Space-Jet fiel in den Normalraum zurück. Über dem transparenten Kanzeldach leuchtete ein hellblauer Himmel mit schwach rötlicher Einfärbung. Auf den Subbeobachtungsbildschirmen erblickte ich in beängstigender Nähe die nackten Gipfel hoher Berge.
    Noch während ich hinsah, schienen die Berge größer zu werden. Das war natürlich unmöglich.
    Vielmehr rührte dieser Eindruck daher, daß wir mit zunehmender Geschwindigkeit sanken.
    Ich wußte ungefähr, über welchem Gebiet der Oberfläche von Koriet wir uns befanden, denn wir hatten uns bereits vor dem Linearmanöver durch Fernortungen orientiert. Das Gebirge, das ich sah, lag zirka hundert Kilometer östlich eines relativ flachen Meeres, an dessen Küste sich mehrere varbische Städte befanden.
    Dalaimoc Rorvic hatte seine Fassung zurückgewonnen und sagte: „Ich wußte nicht, daß sich marsianische fünf Zentimeter so stark von terranischen fünf Zentimetern unterscheiden, Captain Hainu. Aber wenn wir schon trotz Ihrer Dummheit noch leben, sollten Sie wenigstens zwischen die Gipfel gehen, damit wir nicht von der Ortung erfaßt werden können!"
    Ich lächelte.
    „Wir gehen ja schon von allein tiefer, Dalaimoc. Wozu also sollte ich die Triebwerke strapazieren!"
    Die Space-Jet fiel unterdessen wie ein Stein. Der Gravimeter zeigte eine Schwerkraft von 1,19 Gravos an, die natürlich einen starken Zug auf das Schiff ausübte.
    Als wir einem der nackten Gipfel bedenklich nahe kamen, schaltete ich doch die Impulstriebwerke ein.
    Ich steuerte das Schiff aus der Nähe des Gipfels, erblickte ein tief eingeschnittenes Tal und lenkte dorthin.
    „Hätten Sie nicht besser nur unsere Antigravprojektoren hochschalten sollen, Captain a Hainu?"
    erkundigte sich Elas Topper zögernd. Es war klar ersichtlich, daß er seine Meinung für die einzig richtige hielt, aber dennoch unsicher war, weil ich gegen ihn eben ein alter Raumhase war, der ungezählte lebensgefährliche Einsätze absolviert hatte.
    Ich nickte.
    „Das klingt logisch, Topper", erklärte ich. „Jedenfalls, wenn man die Eigenart der Varben unberücksichtigt läßt, daß sie extrem gravitationssensitiv sind. Sie leben sozusagen bewußt in einer Vielfalt unterschiedlicher Gravitationsfeldlinien, die für sie
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