Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0812 - Blutzoll einer Druidin

0812 - Blutzoll einer Druidin

Titel: 0812 - Blutzoll einer Druidin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gleichzeitig erschien der Körper Druck zubekommen, als steckte er in einer Presse.
    Eine Chance gab es nicht mehr. Die Frau schrumpfte zusehends, und was sie an Körper verlor, das breitete sich in einer anderen Form als schleimige Flüssigkeit auf dem Boden aus.
    Der Mann, der den Motor abgestellt hatte, war nicht mehr an seinem Platz geblieben. Er stand in der Nähe der Sterbenden und hatte seine Hände gegen die Wangen gepresst, als wollte er sein Gesicht ebenfalls zerdrücken.
    Die Züge waren erstarrt, die Augen weit aufgerissen, sie glichen blassen Murmeln. Das Entsetzen hatte sein gewaltiges Tuch über ihn ausgebreitet.
    Im Zuschauerraum war die Hölle los. Die Menschen hatten ihren Schock bekommen. Es gab die Sensation, aberanders, als sie es sich vorgestellt hatten.
    Sie schrien und tobten durcheinander. Stühle und Tische waren zum Teil umgekippt, weil sie einer hastigen Flucht im Weg gestanden hatten. Es gab das perfekte Durcheinander. Der Run auf die Ausgänge war nicht mehr aufzuhalten, und die schmalen Türen waren plötzlich mit Menschenleibern verstopft.
    Jane blieb zurück.
    Vor ihr lag auf dem Bühnenboden die Masse, vor der sie sich ekelte. Ein Mensch äußerlich, aber nicht von seinem Innern her.
    Auch kein stinkender Ghoul und Leichenfresser, sondern ein Geschöpf aus dem Lande Aibon, das einfach nicht mehr in diese Welt hineingepasst und es deshalb mit einer Flucht versucht hatte. Sie hätte heulen und schreien können, aber der Strom der Tränen war versiegt oder schaffte es nicht, an die Oberfläche zu gelangen.
    Es war so schlimm, so anders. Es war vorbei…
    Es gab keinen Körper mehr. Nur der Kopf war zu sehen. Er schwamm auf der Lache und hatte ebenfalls einiges abbekommen, denn in Höhe des Kinns und an den Wangen war er eingedrückt und zog sich immer mehr zusammen, je stärker er sich auflöste.
    Jane schloss die Augen.
    Sie wollte den Rest nicht mehr sehen, denn der letzte Anblick schon hatte sie tief getroffen. Ihre Augen waren schwer, sie schloss die Lider. Die harten Lederschlaufen an ihren Gelenken spürte sie kaum mehr, irgendwie hatte sie sich daran gewöhnt, und sie würde sich auch daran gewöhnen müssen, dass sie nicht gestorben, sondern ihr Leben buchstäblich in letzter Sekunde gerettet worden war.
    Kaum zu fassen, aber wahr!
    Ruhe, du musst dich zur Ruhe zwingen. Für dich ist vorläufig alles gelaufen. Sei stark, sei okay, es wird weitergehen, und sie wird auch wieder bei dir erscheinen.
    Eine Kimberly Hart gibt nicht auf. Noch hatte sie ihr Ziel nicht erreicht.
    Niemand traf Anstalten, sie von den Lederriemen zu befreien.
    Auch der junge Mann nicht, der sich um den Motor gekümmert hatte. Er war gegangen, weinend und völlig fertig.
    In dem Zuschauerraum war eine seltsame Ruhe eingetreten. Kein Gast saß mehr an seinem Tisch. Ob sich trotzdem noch welche aufhielten, konnte Jane nicht sehen, weil sie noch immer geblendet wurde.
    Die Ruhe tat ihr gut. Damit war es vorbei, als jemand auf sie zukam. Der Bühnenboden bewegte sich, dann hörte Jane das leise Lachen einer Frau. Es war von der rechten Seite erklungen, und sehr mühsam drehte sie den Kopf.
    Kimberly Hart stand auf der Bühne.
    Wild und verwegen aussehend. Mit halbnacktem Oberkörper, den Köcher über die Schulter gelegt, den Bogen haltend und einen Pfeil auf die Sehne gelegt.
    »Ich habe dich gerettet, Jane.«
    »Ich weiß.«
    »Sie hätte dich getötet. Wahrscheinlich hast du ihr zu viel verraten. Du hast die Abtrünnige einfach unterschätzt. Das sollte man auf keinen Falltun. Du warst nicht sehr kooperativ – wirklich. Das Telefongespräch habe ich dir noch verziehen, doch ich zog vorhin ernsthaft in Erwägung, dich einfach sterben zu lassen. The Knife hätte dich getötet, diese Frau wollte auf keinen Fall zurück. Ich will dir nur einen Rat geben. In Zukunft wirst du loyal sein, oder dich trifft der nächste Pfeil. Ich werde mir auch überlegen, ob deine Freunde nicht wegen deines Verhaltens büßen sollen, aber das werde ich dir später sagen.«
    »Schnall mich los, verdammt!«
    Die Rothaarige mit dem wilden, aber auch schönen Gesicht schüttelte lächelnd den Kopf. »Auf keinen Fall werde ich das tun. Alles wird seinen Gang nehmen, das kannst du mir glauben.«
    Jane stellte ihr bewusst eine naive Frage. »Wieso? Ist es noch nicht beendet?«
    »Wo denkst du hin. Wir hören und sehen voneinander, und zwar sehr bald schon.«
    Kimberly Hart drehte sich um und ging. Sie war kaum zu hören, als sie in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher