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0811 - Dämonensplitter

0811 - Dämonensplitter

Titel: 0811 - Dämonensplitter
Autoren: Volker Krämer
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Überlebensversicherung, denn in wenigen Stunden würde der Schmerz wieder übermächtig werden.
    Entschlossen öffnete sie das Fenster.
    Die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt. Am Horizont begannen die ersten Strahlen der Sonne das Tal zu erobern. Khira nahm allen Mut zusammen und kletterte auf das flache Vordach, das nur knapp einen Meter unter dem Fenster lag. Die Tür war immer verschlossen - der Weg war also von vornherein für sie verloren.
    Dass sie den Versuch starten würde, über das Dach zu entfliehen, lag offensichtlich außerhalb der Vorstellungskraft ihrer Wächterinnen.
    Geduckt schlich sie im Halbdunkel zum Rand des Daches. Khira hatte keine Ahnung, wie das Gebäude beschaffen war, in dem sie gefangen gehalten wurde. Doch sie hoffte, dass es Ähnlichkeiten mit den Häusern gab, die sie vom Fenster aus gesehen hatte. An deren Vorderfronten wucherte wilder Wein, gehalten und mit seinen Wurzeln verankert in hölzernen Gittern, die dort befestigt waren. Eine bessere Leiter für einen einigermaßen sicheren Abstieg hätte sie sich nicht wünschen können. Sie war klein, durch ihre Verletzungen ausgezehrt und entsprechend leicht. So ein Gitter würde sie wahrscheinlich mühelos tragen.
    Wenn es denn eines gab…
    Es gab keines… und Khira strampelte verzweifelt nach irgendeinem Halt suchend mit ihren nackten Füßen umher. Mit aller Kraft krallte sie ihre Finger an den Dachrand. Um sich wieder hochzuziehen, fehlte ihr definitiv die nötige Energie. Mehr noch - länger als ein paar Sekunden konnte sie sich so nicht mehr halten. Bei ihrer körperlichen Verfassung würde der Sturz ausreichend tief genug sein, um ihre Flucht endgültig zu beenden. Auch wenn die ja im Grunde noch überhaupt nicht wirklich begonnen hatte.
    Wie hatte sie ein derartiges Risiko nur eingehen können? Doch in ihrer Situation hatte sie die 50:50-Quote für durchaus tragbar angesehen. Hatte sie denn überhaupt eine andere Chance gehabt?
    Die ganzen Fragen brachten ihr jetzt überhaupt nichts - die Finger ihrer rechten Hand begannen sich zu verkrampfen, das war die Realität, mit der sie sich auseinandersetzen musste.
    Der schlohweiße Lichtpunkt war unvermittelt da. Keine fünfzig Zentimeter links von ihr traf er auf die Wand. Ihre Bewacher hatten sie entdeckt! Der Punkt verschwand wieder, blitzte Sekunden später erneut auf und beschrieb einen Kreis. Ganz so, als wolle er Khiras Aufmerksamkeit auf irgendetwas lenken.
    Und dann sah sie im Zentrum des Lichtkreises das Seil!
    Es war nicht sonderlich dick, doch in diesem Moment hätte sie auch nach einem Bindfaden gegriffen. Zeit zum Zweifeln und Abwägen blieb ihr keine. Khira handelte. Ihre letzen Kräfte legte sie in die Pendelbewegung, dann ließ sie die Dachkante los und schnellte sich nach links. Ihre schmerzende Rechte bekam das Seil zu fassen, doch es rutschte ihr aus den kraftlosen Fingern. Die linke Hand fasste nach… und Khira hing hilflos an dem Tau. Ihre Schultergelenke brannten wie Feuer. Beim Zufassen war sie sicher einen Meter nach unten gerutscht; die Haut in ihren Handflächen hatte das büßen müssen.
    Halb ohnmächtig registrierte sie den Lichtpunkt, der eine Abwärtsbewegung an die Wand zeichnete. Als wenn es für sie eine andere Richtung gegeben hätte! Sie schaffte es, das Seil absichernd zwischen den Knien einzuklemmen. Dann ließ sie sich langsam in Richtung Boden hinunter.
    Als ihre Füße endlich festen Grund spürten, hätte Khira vor Freude schreien können, doch das verkniff sie sich. Sie hoffte nur, dass ihre Hangelkünste im Haus unbemerkt geblieben waren. Doch dort blieb alles still.
    Erneut blitzte das Licht auf. Khira erschrak, als sie so unvermittelt die helle Stimme vernahm. »Folge mir! Schnell. Immer dem Licht nach!« Dann hörte sie, wie sich schnelle Schritte entfernten. Sekunden später blitzte der Lichtspot auf - nur ein ganzes Stück von ihr entfernt. Sie hatte keine Wahl. Wer ihr hier auch immer seine Hilfe anbot, sie musste sie vorbehaltlos annehmen.
    Ein Griff an die Brusttasche zeigte ihr, dass die Pillen die ganze Aktion unbeschadet überstanden hatten. Wenn Khira sie beim Abstieg verloren hätte…
    Sie wollte nicht einmal daran denken.
    So schnell sie nur konnte stolperte Khira in die schwindende Dunkelheit hinein.
    ***
    Im Grunde waren Professor Zamorra und Nicole Duval sehr erfreut, als der Silbermond-Druide so unverhofft bei ihnen auftauchte. Es hatte mehr als schlecht um den alten Kampfgefährten gestanden, als sie ihn in
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