0810 - Homo sapiens X7
gerettet worden?
Hatten diese Unbekannten erreicht, daß der hartnäckige Verfolger seine Feindseligkeiten nun offenbar einstellte?
Ankamera wäre am liebsten geflohen, doch sie befürchtete, daß dann sofort eines der anderen Bewußtseine an die Oberfläche getreten wäre und diese Flucht verhindert hätte.
Ich muß herausfinden, ob die beiden Ankömmlinge ebenfalls Bewußtseine aus ES sind, die ihre Körper aus dem Hyperraumreservoir des Geisteswesens erhalten haben, dachte die Biologin.
Sie ertappte sich bei dem Gedanken, daß sie Vanne imponieren wollte. Er sollte erkennen, daß sie ebenso gut mit diesem Körper umgehen konnte wie er.
So, wie er sich in ihrem Bewußtsein darstellte, gefiel er ihr. Es gefiel ihr, wie er handelte.
Mein Gott, dachte sie, während ihr die Röte ins Gesicht kroch, ich kann doch nicht anfangen, mich in ein Bewußtsein zu verlieben!
Auch dieses Gefühl verwandelte sich in einen Erfahrungswert, an dem die sechs anderen - auch Vanne! - teilhaben konnten. Diese Überzeugung steigerte noch Ankameras Verlegenheit.
Am liebsten hätte sie sich jetzt zurückgezogen, aber offenbar war kein anderes Bewußtsein dazu ausersehen, sie in diesem Augenblick zu ersetzen.
Sie ergriff die Flucht nach vorn und marschierte auf die beiden rätselhaften Gestalten zu.
Im Licht, das aus der Senke kam, sah Ankamera, daß es keine Menschen waren. Dazu waren ihre Gesichter zu glatt, ihre Körper zu ebenmäßig. Außerdem waren sie völlig haarlos. Äußerlich waren sie (bis auf ein Band, das einer von ihnen um den Kopf geschlungen hatte) identisch. Es gab keine Zwillinge von derartiger Ähnlichkeit. Natürlich sind es Roboter! dachte Indira Vecculi, die in diesem Augenblick wieder die führende Rolle übernahm.
Es fiel ihr schwer, sich auf die Fremden zu konzentrieren.
Ihre Gefühle ließen den gemeinsamen Körper erbeben.
Was dachte Ankamera sich eigentlich, einen mentalen Flirt mit dem wichtigsten Bewußtsein zu beginnen? Kershyll Vanne war das Bewußtsein, das in Notfällen den Körper lenkte. Ihn zu verwirren, kam einer Schwächung des Körpers gleich.
Ankamera hatte einfach kein Recht dazu, Vanne in dieser Form zu bewundern. Und das auch noch vor dem Bewußtsein dieses altklugen Jungen!
Zu dem Säufer Pale Donkvent, zu diesem Halbstarken Jost Seidel kam nun auch noch eine Frau, die ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte.
Die Gefahr, daß die notdürftig geschaffene Einheit der sieben Bewußtseine in die Brüche ging, war nicht zu leugnen.
Dann würde sie eben mit so verläßlichen Mitgliedern der Gruppe wie Kmunah und Guduka zusammenarbeiten, dachte Indira trotzig, obwohl ihr nicht ganz klar war, wie sie eine derartige Selektion in die Realität umsetzen sollte.
Trotz ihres Grolls vergaß sie nicht, warum sie nun das Kommando besaß.
Als Positronikerin kam sie vor allen anderen in Betracht, diese Roboter zu untersuchen.
Hatte ES von der Anwesenheit der beiden Roboter auf Nachtfalter gewußt?
Vielleicht war in ferner Vergangenheit einmal ein EXPLORER in diesem Raumsektor eingedrungen, hatte Nachtfalter entdeckt, erforscht und dann diese beiden Automaten zurückgelassen. Allerdings mußte es sich dann um Spezialroboter handeln. Indira kannte die Modelle der Solaren Flotte genau, und solche Typen waren nicht darunter. Es hatte jedoch, vor allem in der voraphilischen Zeit, Privatfirmen gegeben, so zum Beispiel die Whistler-Company, die Roboter im Spezialauftrag hergestellt hatten.
Unmittelbar vor den beiden Gestalten hielt Indira an.
Sie starrte in die glatten Gesichter. Sie sahen aus ... wie gemalt! Indira fand diesen Vergleich, der ihr spontan eingefallen war, sehr zutreffend.
Leise Zweifel, ob es sich tatsächlich um von Menschen produzierte Roboter handelte, stiegen in ihr auf. Vielleicht war die Ähnlichkeit nur zufällig. Es war auch möglich, daß es sich bei diesen beiden Unbekannten um Projektionen handelte. Hier auf Nachtfalter mußte man mit allem rechnen. Indira war verunsichert. Trotzdem ergriff sie die Initiative. „Bezeigt mir euren Willen zum Gehorsam", verlangte sie anstelle einer Begrüßung. „Zitiert die drei obersten Robotgesetze."
Sie gewann den Eindruck, daß ihre Forderung auf der Gegenseite einige Verblüffung auslöste, obwohl das mehr als sparsame Mienenspiel der beiden Unbekannten sich in keiner Weise änderte - es blieb nichtssagend.
Mit einer wohlklingenden Stimme antwortete eines der Wesen: „Erstes Gesetz: Kein Roboter darf ein menschliches Wesen
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