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0809 - Mensch aus dem Nichts

Titel: 0809 - Mensch aus dem Nichts
Autoren: Unbekannt
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murmelte er. Vor ihm surrten zwei dicke Kunstglasscheiben auseinander, und er sah vor sich einen mittelgroßen, schätzungsweise vier Meter hohen Raum, der von vier riesigen Panoramabildschirmen beherrscht war.
    Zu vier Fünfteln umlief ein gewaltiges Instrumentenpult den Raum, es war kreisförmig, abgeschrägt, in viele verschiedenfarbige Sektionen eingeteilt. Der Raum selbst war rechteckig.
    „Aha", machte Chung Lo. Dann zog er scharf die Luft ein und sah zu, wie sich scheinbar vor den Bildschirmen das Bild erstellte, ein Effekt der dreidimensionalen holografischen Wiedergabe.
    „Die Sterne!" sagte er fassungslos. Er stand in der Mitte der Zentrale, klammerte sich an die Lehne eines leeren Sessels und blickte langsamvon einem Bildschirm zum anderen.
    Da waren sie: weiß, gelb, rot und blau, größer und kleiner, weiter entfernt und näher. Pfeilspitzen aus Licht, drohend und kalt, ohne den Effekt, den eine wärmende Sonne auf einem Boden eines Planeten hatte.
    Myriaden Sterne in völlig unbekannten Konstellationen.
    Senkrecht zu der Schwerkraftebene verlief ein breiter, vielfach verzweigter Arm einer atemberaubenden Konzentration von Tausenden und aber Tausenden ferner Sonnen. Sie bewegten sich nicht, nichts bewegte sich dort draußen.
    „Sterne. Ich bin in einer Raumstation ,.. Aber in welchem Teil des Kosmos?" stammelte Chung Lo, Er fürchtete die Sterne nicht, aber diese eindringlichen Bilder überwältigten und schockierten ihn. Jetzt erst, als die optische Verbindung zwischen drinnen und draußen herbeigeführt worden war, packte ihn das deutliche Gefühl, das einen Menschen befallen muß, wenn er ohne Erinnerungen sich an einem Ort wiederfand, den er nicht kannte.
    Verloren im Kosmos. Verirrt, hingeschleudert in einen entlegenen Bezirk des Alls. Wo war die Sonne der Erde?
    Wo gab es in diesem Gewimmel von Lichtpunkten einen festen Bezugspunkt?
    „Es gibt... keinen", flüsterte Chung Lo. Er fühlte, wie eine unbekannte Schwäche ihn ergriff. Nicht die Art von Zusammenbruch, die rein körperlich nach einer Überanstrengung auftrat, sondern eine Sinnesverwirrung.
    Sekundenlang zuckte ein bohrender, scharfer Schmerz durch seinen Schädel. Er machte ihn halbblind.
    Seine Identität begann -besser konnte er sich in Gedanken nicht ausdrücken - zu flimmern. Eben noch hatte er die Kontrolle über seinen Verstand und seinen Körper besessen und sich gefreut, daß er nicht wahnsinnig geworden war in diesem Einsamkeitsschock, jetzt fühlte er, wie die Identität Chung Lo bedeutungslos wurde.
    Etwas anderes schob sich blitzschnell vor alle seine Sinne und ersetzte dann jenen Chung Lo. Nein, in Wirklichkeit wurde Chung Lo ausradiert, Chung Lo merkte nicht, was ihm passierte.
    Er wußte auch nicht, daß dieser Vorgang innerhalb von Sekundenbruchteilen oder gar noch schneller erfolgte.
    Jedenfalls schien derjenige, der schwankend und halbblind um den Sessel herumtaumelte und sich schwer in die Polster fallen ließ, ein anderer Mensch zu sein.
    Ein faszinierendes Halbpanorama! Ich könnte mir vorstellen, daß diese Versammlung von Sternen grob gesehen der Eastside zuzurechnen sein könnte, dieser senkrechte milchstraßenartige Ast, sicher nur eine lokale Erscheinung, aber immerhin charakteristisch.
    Ich muß einmal nachdenken, denn ich kenne dieses Bild, wenn auch nur aus Photos und entsprechenden Studienaufnahmen, ebenfalls mehrfarbig und stereoskopisch.
    Keiner soll sagen, daß Abd el Puman nicht in jedem Teil der Milchstraße zumindest nicht ganz fremd ist.
    Ich kenne nicht gerade jeden Stern, aber schließlich hat ein professioneller Astronom einen sechsten Sinn dafür, wo er sich gerade befindet - ich erinnere mich der spielerischen Tests, die wir während der Ausbildung zu Tausenden über uns ergehen lassen mußten.
    Ein holografisches Bild, sehn Sekunden Zeit, dann eine schnelle Antwort. Von hundert möglichen Treffern erzielte ich stets Zahlen zwischen einundneunzig und neunundneunzig. Natürlich, ich bin in der Eastside der heimischen Milchstraße, in dem Gebiet der Blues.
    So weit, so gut. Aber.., wie bin ich hierhergekommen?
    Ruhe, Abd el Puman! Keine Panik. Du spürst deinen Körper, hast auf der Zunge den widerlichen Geschmack von dunklem Bier, befindest dich in einem mäßig hellen Schaltraum in einem Sessel sitzend, und du bist ratlos, weil dir ein gewaltiger Abschnitt deiner Erinnerungen fehlt.
    Wo bin ich?
    „Keine Ahnung!"muß ich zugeben. Irgendeine Raumstation. Eastside? Blues? Eine gewisse Ruhe und
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