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0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen
Autoren: Dirk van den Boom
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überschwänglich. Er hatte nicht einmal genau auf den Zettel geschaut, auf dem Schoenmeister das Diskussionsthema notiert hatte. Dieser steckte ihn sogleich hastig wieder ein. »Eine perfekte Wahl! Zamorra wird untergehen! Eine Sternstunde dämonischer Wissenschaft steht uns bevor!«
    Nixhusen hieb Schoenmeister auf die Schultern, was dieser mit einem gequälten Lächeln quittierte.
    »Machen wir uns auf den Weg, verehrter Kollege! Ich kann es gar nicht mehr abwarten!«
    Es waren Gestalten wie Nixhusen, dachte der devot grinsende Schoenmeister, die ihm die Aussicht, dass die Dämonenuniversität scheitern könnte, sehr versüßten.
    Dann eilten sie zu ihrem Ziel.
    ***
    Man fand sich ein im Auditorium Maximum, dem größten Vorlesungssaal sowohl der höllischen wie der realirdischen Universität. Die dämonischen Gelehrten schienen die Sache sehr ernst zu nehmen: Die gut vierhundert Sitzplätze waren wohl gefüllt, das gesamte Lehrpersonal war angetreten.
    Neben dem Pult des Vortragenden stand ein Tisch mit vier Stühlen, dahinter hatten vier Professoren Platz genommen, offensichtlich die »Jury«, von der gesprochen worden war. Im Grunde war diese Jury ein überflüssiges Beiwerk: Die »wahre Jury« hing an der Wand, über der großen Tafel: Das Academium.
    Zwei der Besessenen in dem Gremium waren Zamorra unbekannt, bei den beiden anderen handelte es sich um Schoenmeister und Nixhusen/Dumuel. Vor dem Rednerpult hatte sich Professor Dr. Rösen aufgebaut, offenbar mit der Absicht, dieses akademische Rhetorikduell persönlich bestreiten zu wollen. Das war exakt das, was Zamorra erwartet und erhofft hatte. Er schöpfte wieder etwas Hoffnung.
    Zamorra wurde von Cora hineingeführt, die offenbar Schoenmeister dazu hatte überreden können, sich einen Sitz in der Jury zu verschaffen, wofür es auch immer gut sein würde. Sie leitete ihn direkt zum Rednerpult, während Rösen begann, vor dem Publikum auf- und abzuwandern.
    Das Academium strahlte in unheilvollem Glanze. Offenbar war man bemüht, dieser Veranstaltung einen würdigen Rahmen zu geben. Zamorra war das nur recht. Rösen strahlte ein gewisses Maß an Nervosität aus. Das war noch besser.
    Der Universitätspräsident beendete seinen Rundgang und nickte Zamorra würdevoll zu. Dann wandte er sich an die Zuhörerschaft.
    »Kollegen, Kommilitonen, verehrte Zuhörer«, begann er salbungsvoll. »Wir wollen Ihnen heute einen Wettstreit besonderer Qualität bieten: Ich, der Präsident dieser Universität und damit qua Amt herausragendster Akademiker dieser Einrichtung…«, Zamorra erkannte auf den Gesichtern des anwesenden Kollegiums, dass diese Selbsteinschätzung nicht überall auf ungeteilte Zustimmung traf, »… werde antreten gegen Professor Zamorra, der sich um einen längeren Lehrauftrag an dieser Universität beworben hat.«
    Nun war es an Zamorras Gesichtsausdruck, sein Missfallen über die gewählte Formulierung zu zeigen. Er sagte nichts. Wenn alles klappte, würde Rösens Gefasel letztendlich unwichtig sein. Wenn es nicht klappte, war er weiter ein Opfer der Besessenen und musste sich darüber, ob Rösen ein aufgeblasener Popanz war oder nicht, wahrscheinlich auch keine großen Gedanken mehr machen.
    »Unser kleines Duell wird ein inhaltlich sorgsam ausgewähltes Thema haben!«
    Auf dieses Stichwort hin klappte eine Hilfskraft die Tafel auf, über der das schwarzmagische Amulett glühte. Auf ihr stand in großen Kreidebuchstaben geschrieben: »Die soziologischen und sozialpsychologischen Konsequenzen einer Infiltration dämonischer Lebensweise auf Gesellschaftsstruktur und ethische Vermittlungsformen der spätindustriellen entwickelten Massenkonsumgesellschaft.«
    Ein Raunen ging durch die Anwesenden.
    Zamorra musste unwillkürlich lächeln. Es fehlte nur noch der klassische Zusatz »unter besonderer Berücksichtigung…«, um einen typischen wissenschaftlichen Bandwurmtitel zu vervollständigen. Da hatten sich die Besessenen durchaus ins Zeug gelegt.
    Unter diesem Titel konnte man über alles oder nichts diskutieren, ohne jemals den Anschein zu erwecken, den reinen Pfad der Wissenschaftlichkeit - oder den Bezug zum Thema - zu verlassen. Immerhin fielen Zamorra auf Anhieb einige Hypothesen ein, die er in provokanter Manier in den Raum stellen könnte. Hilfreich, da sich in diesem Augenblick Rösen ihm zuwandte und auffordernd ansah.
    »Professor Zamorra, als unser Gast haben Sie natürlich das Recht, unseren Disput zu beginnen. Ich bin sicher, Sie werden
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