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0806 - Der Voodoo-Club

0806 - Der Voodoo-Club

Titel: 0806 - Der Voodoo-Club
Autoren: Jason Dark
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direktes.
    Sie wollte die Männer zurück. Sie wollte ihren Geliebten wieder in die Arme schließen, und sie hatte ihm bereits einen Mörder geopfert, denn es stimmte nicht ganz, daß nur das Herz in diesem Gefäß lag. Es schwamm in einer dunklen Flüssigkeit, und die stammte von einem Menschen. Dan Gabors Blut hielt das Herz zum Teil bedeckt.
    Nicht das gesamte Blut war in das Gefäß gekippt worden, Roberta hatte einiges davon selbst getrunken.
    Noch stand sie bewegungslos und hing ihren Gedanken nach. Sie wußte, daß es klappen konnte. Hinter ihr standen die hellen Grabsteine wie starre Gespenster. Unter ihnen, tief in der Erde vergraben, lagen die Toten, und einige von ihnen, die wichtigsten, sollten wieder hervorgeholt werden. Tier- und Menschenblut mußten zusammentreffen und ein Kraftfeld bilden, das die Toten holte.
    »Schlagt die Trommel!« befahl sie.
    Mona löste sich aus ihrer Bewegungslosigkeit. Sie tauchte in die Dunkelheit hinein, war sehr bald nicht mehr zu sehen, aber zu hören, denn sie hockte neben der Trommel und schlug mit ihren flachen Händen auf die makabre Bespannung.
    Die dumpfen Schläge hallten über den unheimlichen Friedhof, denn sie waren das magische Geläut, das auch tief bis in die Erde eindringen sollte, um den starren Leibern klarzumachen, daß ihre Stunde dicht bevorstand.
    Der Klang gefiel den Frauen. Sie lauschten ihm, und sie zuckten dabei nicht einmal mit den Wimpern. Starr standen sie auf dem Fleck, die Lippen leicht geöffnet, als wollten sie die feuchte Luft trinken, die sie wie ein dichter Schwamm umgab.
    In ihren Augen zeichnete sich das Licht der Kerzenflammen nach.
    Der Abendwind war nicht stark, aber er bewegte die Feuerzungen, und deren Schatten hinterließen auf den Gesichtern der Frauen eben die zuckenden und trotzdem starren Gebilde.
    Roberta wartete noch. Sie hatte sich wieder kerzengerade hingestellt, den Kopf zurückgedrückt und kurz vor dieser Bewegung mit einem Biss ihrer Zähne eine kleine Wunde auf der Unterlippe hinterlassen. Auf ihr hatte ein Blutstropfen gelegen, war dann über den Rand der Lippe hinweggerollt und rann an ihrem Kinn entlang, wobei er einen dünnen Streifen hinterließ.
    Das Trommelgeräusch hüllte sie ein wie ein Mantel. Sie zerfloss.
    Roberta war nicht mehr nur auf dieser Welt. Sie spürte die andere Kraft, die ebenfalls vorhanden war, aber sie konnte nicht sagen, woher sie gekommen war. Das Totenreich hatte sich geöffnet, böse Seelen schauten auf sie herab, und plötzlich schrie sie leise auf.
    Der Klang verstummte.
    Atemlose Spannung legte sich über den geheimnisvollen Ort.
    »Das Messer!«
    Wally wußte, daß sie gemeint war. Sie hielt die Klinge in Verwahrung, zog sie aus der Scheide und trat von der Seite her auf die Anführerin zu. Roberta hatte sie aus dem Augenwinkel wahrgenommen und war vorerst zufrieden. Sie führte ihre Arme aufeinander zu und senkte sie dabei. Jetzt befanden sich die Köpfe der beiden Hähne dicht über der Öffnung des Gefäßes. Alles war bereit.
    »Schlag zu!«
    Wally hatte darauf gewartet.
    Sie holte aus. In ihrem Gesicht zeigte sich kein Funken Gefühl, als sie mit einer einzigen und glatten Bewegung beide Köpfe von den Körpern trennte. Aus den Öffnungen schoß das Blut in Strömen. Die Tiere wurden so gehalten, daß die Blutströme in das Gefäß hineinfließen konnten und mit klatschenden Geräuschen auf dem Boden landeten.
    Die Tiere bluteten aus. Zwei Sorten von Blut vermischten sich auf dem Boden, und zwischen ihnen schwamm das menschliche Herz.
    Die Regeln waren erfüllt worden, und dieser gesamte Vorgang wurde wieder vom Klang der Voodoo-Trommel begleitet.
    Roberta war zufrieden. Sie leckte über ihre Lippen. In ihren Augen stand ein entrückter Glanz, und sie merkte kaum, daß die beiden Hähne immer leichter wurden. Selbst die letzten Tropfen nahm sie mit, bevor sie die Hüllen fortschleuderte.
    Tief stöhnte sie auf, beugte sich vor und umklammerte das Gefäß, als wäre es ihr Geliebter. »Wir werden die Kraft haben, um das Leben aus der Erde zu holen. Nicht alles, was unter ihr vergraben liegt, soll für ewig tot sein. Wir werden unsere Rache bekommen. Man hat uns die Männer und Geliebten genommen, aber diejenigen, die es taten, sollen erleben, wie schändlich ihre Tat gewesen ist. Sie werden der Reihe nach sterben, und sie werden keine Chance mehr bekommen. Unsere Männer haben für edle Ziele gekämpft. Sie waren auf dieser Insel die letzten Aufrechten. Sie wollten die
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