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0803 - Stätte der Vergessenen

Titel: 0803 - Stätte der Vergessenen
Autoren: Unbekannt
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kosmischer Größe. Er verdeckte bereits das gesamte Fenster, wurde größer und größer. Das vormals fugenlos scheinende Gespinst zeigte nun Lücken, durch die man auf eine Welt hinunterblicken konnte.
    Voran die Todesspirale, dahinter die Große Wiege, so durchstieß man das Kristallgespinst. Die Beikanten beruhigten und lockten, sie leiteten und lotsten.
    Durch das Fenster sah Beiami, daß aus dem flimmernden und funkelnden Kokon viele Kristallarme zur Welt hinunterhingen.
    Einer dieser Kristallarme schien besitzergreifend auf das Land hinunterzugreifen, auf das sich die Große Wiege senkte.
    Und ebenso die Todesspirale!
    Panik kam in Beiami auf. Sollten die aus den ehrenwerten Geschlechtern im selben Land wie die Zocken leben?
    Ein schrecklicher Gedanke, der Beiami Atembeschwerden verursachte - seine blaßschöne Haut verfärbte sich bläulich, als sich sein Herzmuskel verkrampfte.
    Sofort berieselten die Beikanten seinen Geist mit beruhigenden Impulsen.
    Alle wurden der Norm angeglichen. Hier gab es keine Gewalt, das Böse wurde aus diesem Garten ferngehalten. Eine wahrhaft idyllische Stätte der Ruhe und Ausgeglichenheit, der Lebenslust und ...
    Plötzlich verstummten die Sänger.
    Die Wirklichkeit brach über die Erhabenen herein.
    Ihre Große Wiege landete in einem fremden, ungastlich anmutenden Land, in dem das einzig Beruhigende der aus Himmelshöhen herabragende Kristallarm war.
    Doch dahinter - wie entsetzlich -war die Todesspirale gelandet.
    Durch nichts als das verdickte Kristallende von ihnen getrennt.
    „Hüter! Frage bei den Beikanten an, was dies bedeuten soll!"
    rief Bluter verzweifelt. Seine Augen waren schreckensweit auf die Fensterfläche gerichtet, die die furchtbare Realität zeigte, Milchblut war in seinen zuckenden Poren zu häßlichen Klumpen geronnen.
    „Ich habe längst eine Anfrage an den Kristall gerichtet", ließ sich Melder hören. „Doch es wurde keine Antwort gegeben. Hüter hat aufgrund einer Wahrscheinlichkeitsberechnung ..."
    „Keine solchen schändlichen Worte zu einem Erhabenen!"
    erregte sich Tröster. Es schien, daß er noch etwas hatte hinzufügen wollen, doch es kam kein Laut mehr von ihm.
    „Ich habe Tröster abgeschaltet", erklärte Hüter. „Ich kann nicht zulassen, daß er euch weiterhin beschwatzt. Die besonderen Umstände erfordern eine konsequentere Handlungsweise. Ich glaube, ihr seid in eine Falle gegangen, Erhabene."
    Einige der Sippenoberhäupter schüttelten sich in Krämpfen. Da keiner von ihnen die Initiative ergriff, übernahm Beiami sie.
    „Was schlägst du vor, Hüter?" fragte er mit zittriger Stimme.
    „Da mir der Kristall jegliche Auskunft verweigert, schlage ich vor, daß ihr eine Delegation aus euren Reihen zu ihm schickt", antwortete Hüter. „Nur so könnt ihr erfahren, warum man euch entführt hat."
    „Wer wurde entführt?" schrie Spectro und plusterte sich vor Zorn purpurn auf.
    „Die Beikanten haben uns in ihr Land des Friedens aufgenommen, auf daß wir uns bis ans Ende aller Tage der schönen Künste und Genüsse widmen können."
    „Dann braucht ihr keine Angst vor dem Kristallarm zu haben", erwiderte Hüter.
    „Geht hin und stellt eure Fragen, damit ihr euch nicht vor Ungewißheit aufzehrt, Erhabene.
    Beiami fand, daß in der Stimme Hüters ein spöttischer Unterton mitschwang. Aber er straffte sich und sagte: „Ich bin bereit, dieses Wagnis einzugehen, wenn der Vater der Blaß-Schönen sein Einverständnis dazu gibt."
    Bluter warf einen unsicheren Blick in die Runde, bevor er, an Beiami gewandt, sagte: „Ich werde dich begleiten." Er blickte zurück zu den anderen Sippenführern.
    „Wollt ihr euch von eurem halben Kind beschämen lassen, so bleibt in der Sicherheit der Großen Wiege zurück!"
    Oralo bekam eine ganz kleine Zunge, als er auf das Fensterbild wies, das einen Teil der hinter dem Kristallgebilde hervorragenden Todesspirale sehen ließ.
    „Und wenn der Zocke zuschlägt?"
    Allein die Andeutung dieser Gefahr löste bei den anderen Krämpfe aus. Nur Bluter und Beiami blieben standhaft. Ihre Körper zeigten eine makellos blasse und glatte Haut, als sie sich zum Ausgang begaben.
    „Manchmal habe ich Angst um dich, Beiami", gestand Bluter.
    „Du bist so furchtlos und zielstrebig wie ein ... Kretin."
    „Du täuschst dich", erwiderte Beiami. „Ich könnte vor Angst fast sterben. Nur zeige ich es nicht."
    Bluter hätte darauf antworten können, daß es nur Kretins gegeben war ihre Furcht zu verbergen, aber er behielt es
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