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0803 - Stätte der Vergessenen

Titel: 0803 - Stätte der Vergessenen
Autoren: Unbekannt
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bestimmte Organe verkümmert bleichen, wenn man sie nicht ausschließlich zur Nahrungsaufnahme und zur Wahrnehmung benutzen wollte? Die letzte Konsequenz dieser Überlegung brachte die Zungen-Sensiblen, die Nasenträger, die Groß-Auger und viele andere Geschlechter hervor.
    Bald sah kein Croisloner mehr wie der andere aus.
    Doch in ihrem Denken waren sie einheitlich: Die Schönheit des Geistes und des Körpers wurde zum Lebensinhalt gemacht. Die Gefühlswelt bekam neue Dimensionen.
    Sinneslust war nun nicht mehr bloß ein Wort, sondern sie konnte mit jeder Faser des Körpers empfunden und angezeigt werden.
    Der Tanz! Er ist die ultimate Ausdrucksform für Emotionen - und er läßt sich auch grenzenlos variieren. Die Tänze von heute sind perfekter und komplizierter als die Tänze von gestern, und die Tänze von morgen werden ausgeklügelter als die von heute sein.
    Wir entwickeln uns ständig weiter. In der Dichtkunst zum Beispiel. Wie weit haben wir uns bereits von den raffinierten Versen der Anfangszeit entfernt. Heute sind die Nonsenslaute die progressivste Ausdrucksform.
    Aber schon morgen kann eine neue revolutionierende Ausdrucksform die Nonsenslaute ablösen. Wir streben mit schnellen Tanzschritten der Vervollkommnung entgegen.
    Und doch müssen die ehrenwerten Geschlechter fürchten, daß sie dieses Ziel nie erreichen. Denn die Zocken haben unsere Zukunft auf dem Gewissen.
    Sie tauchten vor einigen hundert Festen plötzlich mit ihren Todesspiralen im Himmel unserer Welt auf. Niemand wußte, woher sie kamen. Sie waren auf einmal da. Aber alle Geschlechter erkannten bald, was sie wollten.Sie haben es darauf angelegt, uns auszurotten.
    Ohne jegliche Vorwarnung begannen sie damit, unsere Idylle mit Blitzen aus ihren Todesspiralen zu zerstören. Es sind wahre Bestien, die sich daran weiden, mitanzusehen, wie sich einer nach dem anderen aus den ehrenwerten Geschlechtern aus einem unwürdig gewordenen Leben in den Tod flüchtet."
    Zocken! Wir haben ihnen diesen Namen gegeben, weil er nicht einmal im Nonsens-Vokabular eine Bedeutung hat. Dennoch drückte er alles Häßliche und Böse aus, das sich ein Croisloner vorstellen kann. Allein schon der Klang kann einen Blaß-Schönen krank machen. Der Anblick eines Zocken ist tödlich.
    Kein Lebender hat je eine dieser Bestien zu Gesicht bekommen - oder sagen wir so: wer einen Zocken gesehen hat, hat dies nicht überlebt.
    Sie haben unsere Welt zu Schutt und Asche verbrannt. Schon viele Geschlechter haben ihre Heimat in den Großen Wiegen verlassen, die der Welthüter zur Verfügung gestellt hat.
    Die Blaß-Schönen und einige andere Geschlechter harrten bis zuletzt aus, bis die Zocken auch den letzten Tempel zerstört hatten. Dann erst bestiegen wir unsere Große Wiege und gingen auf die Suche nach einer neuen Heimat.
    Vielleicht haben wir sie hier gefunden ...
    Wenn es auf dieser Welt Gerechtigkeit gibt, wenn die Beikanten die richtigen Maßstäbe anlegen, dann werden sie erkennen, daß die ehrenwerten Geschlechter es wert sind, daß man ihnen Asyl gewährt.
    Ich kann behaupten, daß die Blaß-Schönen und die anderen fünf Sippen die Elite unseres Volkes darstellen. Unsere sechs Geschlechter haben die wenigsten Kretins hervorgebracht, und ich bin stolz darauf, daß in unseren Reihen nur einer von hundert entartet war.
    Die wenigen Unterentwickelten haben wir verbannt, sie in der Wildnis unserer Heimat ausgesetzt. Natürlich haben wir zuvor alles versucht, sie zum wahren Leben zu erziehen.
    Aber alle Bemühungen waren vergeblich. Nicht nur, daß sie unsere Ideale nicht anerkennen wollten, sie versuchten sogar, unsere Weiterentwicklung zu hemmen. Sie wollten uns zu sich herabholen.
    Sie brachten die verrücktesten Ideen an den Welthüter heran.
    In ihrem Irrsinn verlangten die Kretins sogar, daß wir dem Welthüter und den anderen Dienern entsagten und auf die schöngeistigen Dinge des Lebens verzichten sollten.
    Was für ein Rückfall das gewesen wäre! Solche Ideen konnten nur kranken Gehirnen entspringen. Warum sollte man den Körper stählen und seine Widerstandskraft erhöhen, wenn gerade seine Verletzlichkeit den größten Sinnesrausch bietet? Und als die Zocken auftauchten, verlangten die Kretins, daß wir um unser nacktes Leben kämpften. Als ob das nackte Leben lebenswert wäre. Aber wir haben ihnen die richtige Antwort gegeben, in dem wir sie ignorierten."
    Bluter beendete seine Ausführungen mit einem besonders schönen Nonsens-Vers.
    Beiami hatte seinen Worten
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