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Titel: 08
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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finden, wenn du mich nicht gerettet hättest. Mehrfach", gab er zu.
    „Du bist so nett, Con."
    „Ich bin gerne nett", sagte er trocken. „Jetzt gerade habe ich unheimlich viel Lust, nett zu sein."
    Und das war er dann auch wirklich. Außerordentlich nett.
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    Die nächsten Tage waren wie ein Traum. Ein heißer Sextraum, in dem er der Star war und die schönste Frau der Welt seine Partnerin. (Er musste wirklich aufhören, ständig in Film- und Fernsehbegriffen zu denken.) Sie badeten gemeinsam, gingen zu dem Süßwasserbach, und sie brachte ihm das Schwimmen bei. Hin und wieder verschwand sie und kam mit Fisch zurück, den sie dann brieten und aßen.
    Er versuchte, sich keine Sorgen um sie zu machen - da er sie ja in Aktion gesehen hatte, wusste er, dass es unnötig war -, aber vergeblich. Der Ozean war groß. Was wenn . . wenn eine ganze Horde von Haien sie angriff? Oder sie auf ein paar streitlustige Wassermänner traf?
    Deshalb war er immer wieder von neuem erleichtert, wenn sie zurückkehrte, und sie war jedes Mal erstaunt, dass er erleichtert war. Bevor sie verschwand, sagte sie immer den gleichen Satz: „Ich komme zurück."
    Er vermisste das Fernsehen, musste aber zugeben, dass das Leben auf einer verlassenen Insel zusammen mit Ree ein verdammt guter Trostpreis war.
    Sie liebten sich, sooft es menschenmöglich (unterseevolkmöglich?) war, und er konnte sich nicht vorstellen, dass er irgendwann einmal genug von ihrem Körper haben würde. Auch sie war unermüdlich, und außerdem erfindungsreich und hemmungslos. Wahrscheinlich, dachte er, hatte eine Gesell
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    schaft, die nackt herumschwamm, wenig Komplexe, was Sex betraf.
    Sie aßen massenweise Fisch und Kokosnüsse, und manchmal brachte sie ihm dieses merkwürdige fleischige Seegras. Er sehnte sich nach einem Steak oder einem Hamburger und nach Bier, aber - wie schon gesagt - das Leben mit Ree hier auf dieser Insel hatte viele Vorzüge.
    Und einen großen Nachteil.
    Nach ungefähr einer Woche beschloss er, das Thema, das ihn bedrückte, anzusprechen. „Ree, ich will nicht undankbar sein .. "
    „Oje, jetzt fangen die Beschwerden wieder an."
    „.. und es ist auch nicht so, als wäre ich nicht gerne mit dir zusammen, denn das bin ich."
    „Das sehe ich", sagte sie lächelnd und zeigte auf seine Leistengegend. Er hatte beschlossen, dass Nacktheit viel für sich hatte, aber seine Boxershorts und sein T-Shirt hatte er sicherheitshalber immer griffbereit - warum, wusste er selber nicht.
    „Hör auf damit, ich meine es ernst. Ree, wie lange willst du noch bei mir bleiben? Hast du keine Familie . . Leute, die sich Sorgen um dich machen?"
    „Nein."
    „Also willst du einfach .. ich meine, vielleicht werde ich nie gerettet."
    „Willst du etwa, dass ich einfach fortschwimme und dich alleine lasse?", fragte sie entgeistert.
    „Na ja, äh . . natürlich will ich nicht, dass du gehst. ."
    „Ich dachte, du magst mich." Ach herrje! War das . .? Ja, es war eine Träne, die ihre Wange herunterkullerte.

    „Ree! Ich mag dich, ich liebe dich, ich bete dich an!" Er zog sie in seine Arme, und glücklicherweise ließ sie es geschehen.
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    (Er hatte längst herausgefunden, dass sie mindestens doppelt so stark war wie er.) „Aber das ist doch kein Leben für dich. Ich sage ja nur, dass ich nicht von dir erwarte, dass du dein Leben für dieses Fleckchen Sand aufgibst - für Gott weiß wie lange."
    „Ich lasse dich nicht allein." Ihre Stimme klang dumpf, weil sie den Kopf gegen seine Brust presste.
    „Schon gut, schon gut. Hör auf zu weinen, bitte." Er war der Panik nahe. Wer konnte denn ahnen, dass sie Tränenkanäle hatte?! „Ich bin froh, dass du bei mir bleiben willst, okay? Das war nur etwas . . das mir seit längerem auf der Seele lag, das ist alles."
    Damit war das ja geklärt. Alles ging weiter wie gewohnt: idyllisch und vergnüglich und mit ganz viel Sex. Für eine Weile.
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    Ungefähr eine Woche später watete Ree aus der Brandung, fünf Fische im Arm. Sie sah besorgt aus.
    „Gab es Ärger?"
    „Nicht... ganz."
    „Was soll das heißen?", fragte er und spießte den Fisch zum Grillen auf.
    „Ich glaube . . ich habe jemanden gehört. Jemanden aus meinem Volk. Also . .
    also habe ich ihn gerufen." „Oh."
    „Vielleicht kann er uns helfen, Hilfe zu holen."
    „Oh." Er dachte eine Sekunde darüber nach. „Super, danke! Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, nehme ich an, aber trotzdem danke, dass du es versucht hast."
    „Hmmm."
    Den Rest des Morgens
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