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08

08

Titel: 08
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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stach ihm in die Augen, und für einen Moment konnte er nichts sehen.
    Dann sah er Ree, die auf den Hai zuschoss, der furchterregend viele Zähne hatte. Er wünschte, er hätte telepathische Fähigkeiten, dann könnte er ihr sagen, dass sie sich in Sicherheit bringen sollte, aber auf der Stelle. Er wünschte, er hätte daran gedacht, bei seinem Tauchgang das Ruder mitzunehmen. Jetzt bereute er es, dass er damals in der Schule keinen Schwimmkurs gemacht hatte.
    Unbeholfen ruderte er mit den Armen und kam tatsächlich ein paar Zentimeter voran. In der Zwischenzeit hatte Ree geschickt den Hai - der zweieinhalb Meter lang war! - bei den Kiefern gepackt und sie auseinandergestemmt. Dann richtete sie sich auf, ließ das Maul los und griff nach dem hammerförmigen Ding. Der Hai schnappte nach ihr, aber Ree war schneller als er, und die Kiefer verpassten ihren Schwanz um ein paar Zentimeter.
    Dann - er fragte sich, ob das Salz vielleicht seine Sicht trübte, denn er konnte kaum glauben, was er sah - warf sich Ree, den Hammerkopf noch fest umklammert, nach vorn und biss ein Stück aus dem Rücken des Hais!
    Der Hai versuchte sich loszureißen, und sie löste ihren Griff. Als er, eine Blutspur hinter sich herziehend, davonflitzte, gab sie 127
    ihm einen Klaps auf die Rückenflosse. Dann drehte sie sich um, und ihre Augen wurden groß, als sie ihn sah.

    Schwach hob er die Hand, um zu winken, während er weiter zu Boden sank und sich bemühte, ohne allzu viel Aufhebens zu ertrinken. Sie eilte zu ihm, griff unter seine Arme und schoss hoch zur Wasseroberfläche. Erstaunt stellte er fest, dass sie selbst mit der Last seines Gewichts schneller schwamm, als er gesunken war.
    Sie tauchten auf, und er nahm einen tiefen Atemzug und musste husten. „Gut, dass ich da war, um dich zu retten", keuchte er. Auf einmal spürte er sehr deutlich ihre Brüste, die sich gegen seinen Rücken drückten.
    Sie stemmte ihn wie einen Sack Kartoffeln ins Boot - Jesses, sie war wirklich stark! - und schimpfte dabei die ganze Zeit. „Was hast du dir nur dabei gedacht? Du kannst nicht schwimmen! Gegen einen trächtigen Hai hättest du keine Chance gehabt, vor allem dieser Art. Sie hatte Hunger, und nur aus diesem Grund habe ich sie nicht getötet, aber wenn sie zurückkommt, werde ich es doch tun, und dich auch, wenn du noch mal so etwas Dummes tust."
    „Ich konnte es nicht zulassen, dass du wegen mir gefressen wirst."
    „Im Ozean stehen wir ganz oben in der Nahrungskette, so wie ihr an Land, Blödmann! Ich war nicht in Gefahr." „Gut zu wissen", brummte er.
    Sie paddelte aufgeregt um das Boot herum. Dann sagte sie: „Ich kann es nicht länger hinausschieben. Du brauchst Land." „Gut zu wissen", sagte er noch einmal. „Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Vielleicht zu lange." „Mir egal", sagte er gähnend.
    Sie packte den Bug (oder war es das Heck?) mit einer Hand 128
    und begann zu schwimmen. Langsam setzte sich das Boot in Bewegung. Er versuchte sich aufzusetzen, weil er ihr mit dem (zerbrochenen) Ruder helfen wollte, sah aber sofort, dass das keine gute Idee war - er hatte ganze Arbeit geleistet, als er es auf ihrem Kopf zerschlagen hatte.
    Also legte er sich auf den Rücken und döste vor sich hin. Er hatte keinen blassen Schimmer, was sie vorhatte, aber er fühlte sich sicher. Jemandem, der einen Hammerhai in zehn Sekunden besiegte, durfte er wohl guten Gewissens sein Schicksal anvertrauen.
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    Als er die Augen aufschlug, sah er einen wunderbaren Sonnenaufgang. Ree stolperte durch die Brandung und zerrte das Boot hinter sich her. „Da sind wir", krächzte sie und sah ihn mit riesigen, tief umschatteten Augen an. Sie wankte auf den kleinen Strand, brach zusammen und war auf der Stelle eingeschlafen.
    Er kletterte aus dem Boot (das sie mit Rücksicht auf ihn an Land gewuchtet hatte), ging zu ihr und berührte sie sanft an der Schulter. Sie musste das Boot die ganze Nacht hindurch gezogen haben, dachte er, entsetzt und verblüfft zugleich. Und dann war sie aus reiner Erschöpfung zusammengebrochen.

    Er zog sein Hemd aus und deckte sie damit zu. Dann sah er sich nach Holz für ein Feuer um. Die Insel war zwar winzig - in weniger als zehn Minuten war er von einem Ende zum anderen gelaufen -, aber dicht mit Sträuchern und Bäumen bewachsen, sodass er ohne Mühe ausreichend Brennholz sammeln konnte. Im Ruderboot fand er Streichhölzer.
    Eine Sache konnte er wenigstens, und das war, ein Feuer mit so wenigen Streichhölzern wie
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