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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
Autoren: Peter Tremayne
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nehmen anschließend Kurs genau nach Süden, und so Gott will, erreichen wir die Küste von Iberia, noch bevor die Woche um ist.«
    »Nach Iberia innerhalb einer Woche?«
    Murchad bestätigte das mit einem Nicken.
    »So Gott will«, wiederholte er. »Und wir haben ein gutes Schiff, das uns fährt.« Dabei schlug er mit der Hand auf das Holz der Reling.
    Fidelma schaute sich um. Sie hatte sich das Schiff mit besonderem Interesse angesehen, als sie an Bord kam.
    »Es ist ein gallisches Schiff, nicht wahr?«
    Murchad war etwas überrascht von ihrer Kenntnis.
    »Du hast einen scharfen Blick, Schwester.«
    »Ich habe ein solches Schiff schon früher einmal gesehen. Ich weiß, daß die starken Planken und die Art der Takelung typisch sind für die Werften von Morbihan.«
    Murchad sah noch überraschter aus.
    »Dann erklärst du mir wohl gleich noch, wer das Schiff gebaut hat«, meinte er trocken.
    »Nein, das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Aber wie gesagt, gesehen habe ich solche Schiffe schon.«
    »Nun, du hast recht«, gestand Murchad. »Ich habe es vor zwei Jahren in Kerhostin gekauft. Mein Steuermann …« Er wies auf einen der beiden Männer am Steuerruder, den mit dem finsteren Gesicht: »Das ist Gurvan, mein Steuermann und Stellvertreter hier an Bord. Er ist Bretone und hat die ›Ringelgans‹ mitgebaut. Wir haben auch Leute aus Cornwall und Galicia in der Mannschaft. Die kennen die ganze See von hier bis Iberia.«
    »Es ist gut, daß du eine so kundige Mannschaft dabei hast«, bemerkte Fidelma mit trockenem Humor.
    »Nun, wie gesagt, wenn wir günstigen Wind haben und den Segen unseres Schutzpatrons, des heiligen Brendan des Seefahrers, dann kann es eine schöne Reise werden.«
    Bei der Erwähnung des heiligen Brendan erinnerte sich Fidelma an die anderen Pilger.
    »Ich wundere mich, weshalb die meisten anderen Passagiere den besten Teil der Reise versäumen«, meinte sie. »Ich finde, das Auslaufen aus dem Hafen auf die offene See ist immer das Spannendste daran.«
    »Vom Standpunkt des Reisenden, hätte ich gedacht, wäre es aufregender, in einen fremden Hafen einzulaufen, als einen bekannten zu verlassen«, erwiderte Murchad. Dann zuckte er die Achseln. »Vielleicht haben deine Mitreisenden nicht so gute Seebeine wie du und die beiden jungen Brüder da drüben.« Er nickte hinüber zu den beiden Mönchen, die immer noch in ihr Gespräch vertieft waren. »Mir scheint allerdings, die beiden jungen Männer merken kaum, daß sie auf einem Schiff sind – anders als manche ihrer Mitbrüder.«
    Es dauerte einen Moment, bis Fidelma begriff, worauf er anspielte.
    »Sind einige bereits seekrank?«
    »Mein Kajütenjunge meint, mindestens zwei. Ich habe schon Pilger gehabt, die selbst bei ruhiger See darum beteten, daß der Tod sie erlösen möge, weil sie so seekrank waren, daß sie es nicht mehr aushalten konnten.« Er grinste bei der Erinnerung. »Ich kannte einen Pilger, der wurde seekrank, sobald er einen Fuß auf das Schiff setzte, und blieb es, auch wenn wir im geschützten Hafen vor Anker lagen. Manchen Menschen gefällt es auf See, und andere sollten lieber an Land bleiben.«
    »Was habe ich denn für Mitreisende?« fragte Fidelma.
    Murchad sah sie einigermaßen erstaunt an.
    »Du kennst sie nicht?«
    »Nein. Ich gehöre nicht zu ihrer Gruppe. Ich reise allein.«
    »Ich dachte, du kämst aus der Abtei.« Murchad wies mit der Hand auf die weit entfernte Küste hinter ihnen.
    »Ich komme aus Cashel – ich bin Fidelma von Cashel. Ich bin gestern am späten Abend in der Abtei angekommen.«
    »Na.« Murchad erwog ihre Frage einen Augenblick. »Deine Mitreisenden lassen sich wahrscheinlich als die übliche Schar von Mönchen und Nonnen beschreiben. Tut mir leid, Schwester, aber durch die Kutte kann man den einzelnen Menschen schlecht erkennen.«
    Diesen Standpunkt konnte Fidelma durchaus teilen.
    »Sind sie eine gemischte Gruppe, Mönche und Nonnen?«
    »Also das kann ich dir genau sagen. Außer dir sind es vier Nonnen und sechs Mönche.«
    »Zehn im ganzen?« fragte Fidelma erstaunt. »Das ist eine merkwürdige Zahl. Gewöhnlich reisen doch Pilger in Trupps von zwölf oder dreizehn?«
    »So kenne ich das auch. Auf dieser Reise sollten es wohl sechs Nonnen und sechs Mönche sein. Doch man hat mir gesagt, eine Nonne hätte die Reise nach Ardmore nicht geschafft und eine andere sei heute morgen einfach nicht am Kai erschienen. Wir warteten bis zum letzten Moment, aber ein Schiff kann dem Wind und den Gezeiten
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