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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes
Autoren: Elizabeth George
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mehr vernünftig mit ihm reden, und ich hab' solche Angst ...«
    »Beruhig dich«, sagte Sam und klopfte ihr sachte auf den Rücken. »Beruhig dich, Äpfelchen. Komm, ich fahr' dich nach Hause.«
    Er ging mit ihr davon. Sie hörten noch einmal ihre Stimme, als sie sagte: »Du verläßt mich doch nicht? Sag mir, daß du mich jetzt nicht im Stich läßt.«
    Lynley kehrte in den Vernehmungsraum zurück. »Kann ich bitte eine Zigarette haben?« sagte Payne.
    »Kommt sofort«, antwortete Nkata und ging hinaus, um Zigaretten zu holen. Als er mit einer Packung Dunhill und einem Streichholzheftchen zurückkehrte, zündete sich Payne eine Zigarette an und rauchte einen Moment schweigend. Er sah aus, als stünde er unter Schock. Lynley fragte sich, wie er es aufnehmen würde, wenn - und falls - seine Mutter sich je dazu durchringen sollte, ihm die Wahrheit über seine Geburt zu erzählen. Es war eine Sache, sich für das Ergebnis einer Gewalttat zu halten. Es war eine ganz andere zu wissen, daß man das Ergebnis anonymer Kopulation war, die nach dem Austausch von Geld ohne jedes Gefühl schnell und wortlos vollzogen worden war und bei der der eine nichts im Sinn gehabt hatte, als möglichst rasch zum Orgasmus zu kommen, während die andere im Geist die Pfunde und Pennies zusammenzählte und sich überlegte, was sie sich davon kaufen würde.
    »Erzählen Sie mir von Celia«, sagte Lynley.
    Er habe sie nur benutzt, erklärte Payne, weil sie bei Barclay's Bank in Wootton Cross arbeitete. Sicher, er hatte sie schon vorher gekannt - er kannte sie seit Ewigkeiten -, aber hatte nie viel für sie übriggehabt, bis er erkannte, wie sie ihm bei seinem Plan, Luxford zu vernichten, helfen konnte.
    »Eines Abends, als sie Überstunden gemacht hat, hab' ich sie überredet, mich in die Bank reinzulassen«, berichtete er. »Sie hat so ein kleines Büro für sich, und das hat sie mir gezeigt. Und ihren Computer hat sie mir auch gezeigt. Ich hab' sie dazu gekriegt, Luxfords Konto anzuwählen, weil ich sehen wollte, was ich aus ihm rausholen könnte. Ich hab' sie auch andere Konten raussuchen lassen. Ich hab' ein Spiel daraus gemacht und Luxford irgendwo dazwischengeschmuggelt, damit's nicht auffällt. Und während sie die Konten angewählt hat, hab' ich's mit ihr getrieben.«
    »Sie hatten Geschlechtsverkehr mit ihr«, stellte Lynley klar.
    »Weil sie denken sollte, daß ich scharf auf sie bin«, schloß Payne, »und nicht nur auf ihren Computer.«
    Er schnipste die Asche von seiner Zigarette auf den Tisch. Er tippte mit dem Zeigefinger auf das Häufchen und sah zu, wie es zusammenfiel.
    »Wenn Sie geglaubt haben, Charlotte Bowen sei Ihre Halbschwester«, sagte Lynley, »und ein Opfer wie Sie, warum haben Sie sie dann getötet? Das ist das einzige, was ich nicht verstehe.«
    »So hab' ich sie nie gesehen«, antwortete Payne. »Ich hab' immer nur an meine Mutter gedacht.«

    Sie rasten den motorway entlang, immer mit der Lichthupe, um die Überholspur frei zu machen. Luxford fuhr. Fiona saß neben ihm. Seit dem Moment, wo sie in Highgate in den Mercedes gestiegen waren, hatte sie ihre Körperhaltung nicht verändert. Sie hatte sich angeschnallt, aber sie saß weit vorgebeugt, als könnte sie dadurch bewirken, daß sie noch schneller führen. Sie sprach kein Wort.
    Sie waren schon im Bett gewesen, als der Anruf gekommen war. Sie hatten in der Dunkelheit gelegen und einander festgehalten, stumm, weil es nichts mehr zu sagen gab. Bei Erinnerungen an ihren Sohn zu verweilen hätte seinem Verschwinden etwas Endgültiges gegeben, das sie nicht ertragen konnten. Von Leos Zukunft zu sprechen hätte womöglich die Boshaftigkeit eines neidischen Gottes herausgefordert. Darum sprachen sie gar nichts, sondern lagen schweigend unter den Decken und hielten einander ohne Hoffnung auf Schlaf und Frieden in den Armen.
    Bevor sie zu Bett gegangen waren, hatte das Telefon geklingelt. Luxford hatte es, wie ihn der Polizeibeamte, der noch unten in der Küche saß, angewiesen hatte, dreimal läuten lassen. Man hoffte immer noch auf den Anruf, der den Durchbruch in diesem Fall bringen würde. Aber als Luxford abgehoben hatte, war nur Peter Ogilvie am anderen Ende gewesen.
    Er hatte in scharfem herrischem Ton gesagt: »Rodney hat berichtet, daß ein Informant im Yard ihm mitgeteilt hat, daß Sie sich dort heute nachmittag mit Eve Bowen getroffen haben. Hatten Sie vor, diese Story zu bringen, oder wollen Sie sie einfach dem Globe überlassen? Oder vielleicht der
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