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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes
Autoren: Elizabeth George
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gedrückt. Sie hielt ihre Handtasche auf ihrem Schoß, beide Hände um den Henkel gelegt, als wollte sie gleich wieder aufstehen und gehen.
    Bei ihr war Nkata. Mit einer Tasse in der Hand lehnte er an der gegenüberliegenden Wand. Ein Dampfwölkchen stieg vor seinem Gesicht auf, als er trank. Es roch nach Hühnerbouillon.
    Corrine faßte den Henkel ihrer Tasche fester, als sie ihren Sohn sah. Aber sie stand nicht von ihrem Stuhl auf. »Diese Leute haben mir etwas Schreckliches erzählt, Robbie. Über dich. Sie haben gesagt, du hättest schlimme Dinge getan, und ich habe ihnen erklärt, daß sie sich täuschen.«
    Lynley schloß die Tür. Er zog einen Stuhl heraus, der am Tisch stand, und tippte Payne auf die Schulter, um ihm zu bedeuten, daß er sich setzen solle. Payne kam der Aufforderung ohne ein Wort nach.
    Corrine rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, machte aber immer noch keine Anstalten, zu ihrem Sohn zu gehen. »Sie haben gesagt, du hättest ein kleines Mädchen getötet, Robbie«, fuhr sie fort. »Aber ich hab' ihnen gesagt, daß das ganz ausgeschlossen ist. Ich hab' ihnen erzählt, daß du Kinder gern hast und daß ihr beide, du und Celia, viele Kinder haben wollt, wenn ihr erst verheiratet seid. Komm, mein Junge, diesen Unsinn werden wir schnellstens aufklären, nicht wahr? Es ist bestimmt alles ein schreckliches Mißverständnis. Irgend jemand hat da was Schlimmes angestellt, aber du warst das doch bestimmt nicht, oder?« Sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln, brachte es aber nicht zustande. Und trotz ihrer Worte verrieten ihre Augen ihre Furcht.
    Als Payne ihr nicht antwortete, sagte sie drängend: »Robbie? Ist es nicht so? Ist das nicht alles Unsinn, was diese zwei Polizisten erzählt haben? Ist das nicht alles ein furchtbarer Irrtum? Weißt du, ich hab' mir gedacht, es kommt vielleicht davon, daß diese Sergeant Havers bei uns gewohnt hat. Vielleicht hat sie Gerüchte über dich verbreitet. Eine Frau, die abgeblitzt ist, ist zu allem fähig, Robbie, um sich zu rächen.«
    »Du nicht«, sagte er.
    Corrine wies verwirrt mit dem Finger auf sich selbst. »Ich nicht, Robbie?«
    »Du warst nicht fähig, dich zu rächen«, erklärte er. »Du hast dich nicht gerächt. Nie. Darum hab' ich's getan.«
    Corrine lächelte unsicher und drohte halb scherzhaft mit dem Finger. »Wenn du die Art und Weise meinst, wie du dich in den letzten Tagen Celia gegenüber verhalten hast, du ungezogener Junge, dann sollte sie hier auf diesem Stuhl sitzen, nicht ich. Wirklich, dieses Mädchen hat die Geduld einer Heiligen, wenn's darum geht, darauf zu warten, daß du endlich mal sagst, was Sache ist, Robbie. Aber die Mißverständnisse mit Celia klären wir auf, sobald wir die Mißverständnisse hier aus der Welt geschafft haben.« Sie sah ihn aufmunternd an, eine klare Aufforderung an ihren Sohn, dem von ihr vorgegebenen Weg zu folgen.
    »Sie haben mich geschnappt, Mama«, sagte Payne.
    »Robbie -«
    »Nein. Hör mir zu. Es ist nicht wichtig. Hauptsache ist jetzt, daß die ganze Geschichte endlich rauskommt, so wie sich's gehört. Damit er endlich für alles bezahlt. Zuerst hab' ich gedacht, ich könnte ihn über sein Geld kriegen - ihn für das, was er getan hat, richtig bluten lassen. Aber wie ich dann das erstemal ihren Namen gesehen hab', wie mir klargeworden ist, daß er mit einer anderen genau dasselbe gemacht hat wie mit dir ... Da hab' ich gewußt, daß es nicht reicht, wenn ich ihm sein Geld abnehme. Den muß man vorführen, der ganzen Welt zeigen, was für ein Mensch er ist. Und das wird jetzt passieren. Er soll leiden, weil er ungeschoren davongekommen ist, Mama. Ich hab's für dich getan.«
    Corrine sah verwirrt aus. Wenn sie ihn verstand, so ließ sie es sich nicht anmerken. »Was redest du da eigentlich, Robbie, mein Kleiner?«
    Lynley zog einen zweiten Stuhl heraus. Er setzte sich so, daß er sowohl Mutter als auch Sohn beobachten konnte. Mit bewußter Brutalität sagte er: »Er erklärt Ihnen gerade, daß er für Sie Charlotte Bowen entführt und getötet hat und daß er für Sie Leo Luxford entführt hat, Mrs. Payne. Er erklärt Ihnen gerade, daß er es aus Rache getan hat, um Dennis Luxford seiner gerechten Strafe zuzuführen.«
    »Seiner gerechten Strafe?«
    »Dafür, daß er Sie vor dreißig Jahren vergewaltigt hat, daß er Sie geschwängert und Sie dann verlassen hat. Er weiß, daß er ertappt worden ist - die Tatsache, daß er Leo Luxford im Silbury Huish Castle gefangenhielt, ist ja kaum Zeugnis
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