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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Autoren: Adrian Lara
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murmelte sie. „Ich weiß nicht, wer mich entführt hat, aber du hättest gar nichts dagegen tun können, Brock. Es war nie deine Schuld. Ich wollte nie, dass du das denkst.“
    „Ich habe dich überall gesucht, Corinne. Wochen-, monatelang … ich habe noch Jahre nach dir gesucht, nachdem man deine Leiche aus dem Fluss geborgen hatte – die Leiche, die man für dich gehalten hat.“ Er holte scharf Luft. „Ich hätte dich in dieser Nacht nicht aus den Augen lassen dürfen, nicht eine Sekunde lang. Ich habe versagt …“
    „Nein“, sagte sie und schüttelte langsam den Kopf, ihr Gesicht war ganz ohne Vorwurf, voller Vergebung. „Das hast du nie. Du hast mich damals in den Club geschickt, weil du gedacht hast, dass ich dort am sichersten aufgehoben wäre. Wie hättest du wissen können, dass man mich entführen würde? Du hast alles richtig gemacht, Brock. Du hast immer das getan, was für mich am besten war.“
    Er schüttelte den Kopf, verblüfft von ihrer Absolution, beschämt von der Entschlossenheit in ihrer Stimme. Sie gab ihm keine Schuld, und etwas von der bleiernen Last, die er so lange mit sich herumgetragen hatte, begann sich von ihm zu heben.
    In der Woge der Erleichterung, die ihn überströmte, dachte er wieder an Jenna und das Leben, das er mit ihr beginnen wollte.
    „Du hast jemanden“, sagte Corinne und musterte ihn in seinem Schweigen. „Die Frau, die geholfen hat, uns alle heute zu retten.“
    Er nickte. Stolz erfüllte ihn, trotz des stumpfen Bedauerns, das er beim Anblick dieses jungen Mädchens empfand, das in der jahrzehntelangen Gefangenschaft bei Dragos zu dieser zerbrechlichen, ernsten Frau geworden war.
    „Bist du verliebt?“, fragte sie.
    Er konnte es nicht leugnen, nicht einmal ihr gegenüber. „Ja, und wie! Sie heißt Jenna.“
    Corinne lächelte traurig. „Schön für Jenna. Es freut mich, dass du glücklich bist, Brock.“
    Überwältigt von Dankbarkeit und Hoffnung konnte er nicht anders, als Corinne in eine feste Umarmung zu ziehen. Zuerst war sie steif in seinen Armen, ihr kleiner Körper zuckte zusammen, als erschrecke sie der Körperkontakt. Aber dann entspannte sie sich ein wenig und legte ihm leicht die Hände auf den Rücken.
    Einen Augenblick später ließ er sie wieder los und fragte: „Und du? Kommst du klar, Corinne?“
    Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, als sie mit den zerbrechlichen Schultern zuckte. „Ich will jetzt erst mal nach Hause.“ Ein leerer, wunder Ausdruck verschattete ihren Blick, ein innerer Schmerz, der in ihr zu bluten schien wie eine offene Wunde. „Ich will jetzt einfach nur bei meiner Familie sein.“
    Dragos’ Leutnant zitterte heftig, als er die schlechten Neuigkeiten des Tages überbrachte.
    All die Frauen, die Dragos seit Jahrzehnten für sein Privatlabor gesammelt hatte – oder vielmehr diejenigen davon, die seine ausgedehnten Experimente und Zuchtprozeduren überlebt hatten –, waren vom Orden gefunden und befreit worden.
    Und noch schlimmer, es waren die Frauen des Ordens gewesen, nicht etwa Lucan und seine Krieger, die heute die Entdeckung gemacht hatten. Die Nonne, die ihm gedient hatte, ihm zuerst als Heimbetreuerin bei der Aufspürung von Stammesgefährtinnen assistiert hatte und in letzter Zeit die Leiterin seines kleinen Gefängnisses an der Küste gewesen war, hatte dabei versagt, seine Interessen zu schützen. Die nutzlose Kuh war jetzt tot, aber zuvor hatte sie ihn die etwa zwanzig Frauen gekostet, für die sie verantwortlich gewesen war.
    Und somit war es dem Orden gelungen, seiner Operation einen weiteren gefährlichen Schlag zu versetzen.
    Zuerst hatten sie ihm seine Autonomie genommen, seine jahrzehntelang unangefochtene Machtposition als Direktor der Agentur. Dann sein geheimes Labor, als sie sein Hauptquartier gestürmt und ihn in den Untergrund gezwungen hatten. Als Nächstes hatten sie den Ältesten getötet, obwohl Dragos die Kreatur früher oder später vermutlich selbst eliminiert hätte.
    Und jetzt auch noch das!
    Im Vorraum von Dragos’ Hotelsuite in Boston stand sein Leutnant und spielte mit seinem Hut herum, wrang ihn aus wie einen nassen Lappen. „Ich weiß nicht, wie es ihnen gelingen konnte, die Gefangenen aufzuspüren, Sir. Vielleicht hatten sie das Haus aus einem bestimmten Grund überwacht, vielleicht war es auch reiner Zufall, der sie dorthin führte, und sie …“
    Dragos’ wildes Wutgeschrei brachte das Geplapper augenblicklich zum Verstummen. Er sprang von dem Seidensofa auf und
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