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0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel

0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel

Titel: 0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
Autoren: Jason Dark
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höchstens mit der Zungenspitze ab, wenn sich die salzigen Tropfen zu sehr seinen Lippen näherten.
    Der Mann stand unter Strom, er wusste, dass diese Nacht alles entscheiden würde. Es gab nur noch den Blick nach vorn, nicht mehr den zurück. Denn die Vergangenheit hatte er hinter sich gelassen, er wollte endlich die höchsten Weihen erfahren, die ihm, einem Koch, geboten werden konnten, der sich für gewisse Dinge interessierte.
    Nicht alle wussten darüber Bescheid, nur sehr wenige, doch die waren über die gesamte Welt verteilt. Wenn er endlich zu ihnen gehörte, würde er auch ihre Namen erfahren, denn das waren die besonderen Köche, die einmal im Jahr ein besonderes Gericht kochten und dies gemeinsam übernahmen, zu Ehren des Voodoo-Papstes Ce’le’stine. Er war der große Held, er hatte es vor einigen hundert Jahren vorgemacht. Er hatte den Menschen die Kraft gegeben, und sie war noch genauso stark wie damals.
    Es hatte lange gedauert, bis es Ramini gelungen war, Kontakt aufzunehmen. Er hatte danach Prüfungen bestehen müssen, Rituale, die für einen normalen Menschen furchtbar waren, jedoch nicht für ihn, denn nur so bekam er die Kraft Ce’le’stines.
    Der Weg vor ihm sah aus, als wäre er abgeschnitten worden. Dabei führte er nur in eine Linkskurve, die für Ramini sehr wichtig war. Er drosselte das Tempo, fuhr in die Kurve hinein und bog dann nach links ab, als er den Scheitelpunkt erreicht hatte.
    Man musste den Dschungelpfad schon genau kennen, um ihn zu erreichen. Von der Straße her war nichts davon zu sehen, da wuchs die Wand aus grünen Blättern, doch als er seinen Wagen genau gegen diese bestimmte Stelle lenkte, gab es keinen Widerstand mehr.
    Die Wand brach vor ihm auseinander, er konnte hindurchfahren und befand sich auf dem schmalen, feuchten, schlammigen Pfad, der ihn zu seinem Ziel brachte, zu den Hütten und der Feuerstelle.
    Der Jeep quälte sich weiter. Seine Reifen wühlten sich durch den Boden. Die auf den Weg ragenden Zweige und Äste hämmerten und klatschten gegen die Karosserie, schmierten über die Scheibe hinweg und hinterließen schleimige Spuren auf dem sowieso schon schmutzigen Glas.
    Der Fahrer tanzte auf seinem Sitz. Er flog mal nach oben, dann wieder nach unten. Es kam darauf an, durch welche Mulden er fuhr oder über welche Erhebungen er holperte.
    Der Wald war für ihn ein einziges großes Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen mehr gab, falls sich jemand hier nicht auskannte.
    Wie ein tanzender Schleier huschte die Lichtbahn durch den Wald.
    Sie verfing sich in dem Unterholz, gab ihm einen gespenstischen Glanz, drang in Lücken ein, scheuchte Tiere auf, die sich mit wütendem Kreischen beschwerten.
    Manchmal kam es ihm vor, als würde der Tod ein gellendes Gelächter ausstoßen, um ihn zu begrüßen.
    Er fuhr wie ein Automat. Bis zum Platz war es nicht mehr weit, das ließ sich in wenigen Minuten schaffen, und diese Geduld musste er einfach wieder aufbringen.
    Noch immer umgab ihn die dumpfe, dampfende Hölle, in der ein Mensch kaum atmen konnte. Dies hier war ein Gebiet für den Satan, nur ein Teufel konnte sich in diesem Regenwald wohlfühlen, aber kein normaler Mensch, es sei denn, er war so abartig veranlagt wie eben Rico Ramini, der jetzt alles haben wollte.
    Plötzlich tanzte das helle Licht über eine relativ freie Fläche. Da war eine Lichtung in den Wald geschlagen worden, auf der sich primitive Hütten duckten wie verängstigte Schafe.
    Kein Mensch war zu sehen, aber er wusste, dass sie auf ihn warteten. Noch einmal gab er Gas, der Jeep bekam Schwung, die Kader wühlten den Boden auf, dann schoss er wie ein Dschungel-Ungeheuer auf den Platz vor den Hütten.
    Dort bremste Ramini. Zwar schleuderte der Jeep noch, aber er fing ihn ab, ohne dass er gegen irgendein Hindernis geprallt wäre. Quer zu den Hütten blieb er stehen. Er stellte den Motor aus.
    Der Wagen knackte und ächzte, als wollten gequälte Geister oder gefolterte Seelen aus der Karosserie fliehen.
    Langsam stieg er aus.
    Er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Jetzt, wo es beinahe so weit war und es kein Zurück mehr gab, da verließ ihn ein wenig der Mut, doch er dachte an den Götzen Ce’le’stine, und dieser Gedanke verlieh ihm Kraft.
    Die Hütten standen rechts von ihm.
    Vier zählte er. Für Rico Ramini war es nicht erkennbar, ob sie bewohnt waren, er ging jedoch davon aus und stellte sich so hin, dass er gesehen werden konnte. Die Scheinwerfer hatte er nicht gelöscht.
    Wie eine Figur
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