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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter
Autoren: Jason Dark
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Überreaktion seiner strapazierten Nerven.
    »Du hättest dich beherrschen sollen!«, flüsterte die Frau. »Die Zeiten, wo man mich benutzen konnte, sind endgültig vorbei. Das wird nicht mehr vorkommen!«
    Er begriff nicht, was sie sagen wollte, fuchtelte mit den Armen, als könnte er so die Klinge abwehren.
    »Was… was willst du von mir?«
    »Dich!«
    »Aber ich…« Er fuchtelte weiter, und plötzlich schrie er gellend auf, denn etwas war durch die Kleidung in sein Handgelenk und von dort aus hoch in den Unterarm gefahren und hatte eine lange Wunde hinterlassen.
    Blut spritzte aus der getroffenen Ader und klatschte in hohem Bogen gegen die Scheibe, wo die Tropfen ein gesprenkeltes Muster hinterließen.
    Das sah er nicht mehr, denn die Kraft der Frau drückte ihn gegen die Fahrertür.
    Sie war über ihm, sie lächelte böse und grausam, der Blick ihrer Augen erinnerte an Dolche.
    Der Fahrer wimmerte. Er konnte nicht mehr sprechen und um sein Leben betteln, aber er spürte, wie plötzlich eine eisige Woge über sein Gesicht strich, weil die Frau es geschafft hatte, die Tür aufzustoßen.
    Der Fahrer bekam noch einen Stoß, er kippte mit dem Oberkörper ins Freie. Die Angst ließ ihn schreien, dann erstickte sein Schrei kurz nach dem Blitz, den er noch dicht über seinem Gesicht hatte aufstrahlen sehen. Es war kein Blitz, sondern die scharfe Klinge des Messers gewesen, und sie hatte seine Kehle getroffen.
    Tot fiel er in den Schneematsch.
    Larissa beugte sich aus dem Wagen und schaute noch kurz hin.
    Der Schnee färbte sich langsam rot.
    Sie zog die Tür rasch zu, fand im Handschuhfach ein Tuch und reinigte die Scheiben. Dann ließ sie sich zurücksinken, wobei sie ihre Hände gegen das faltige Gesicht presste. Sie stöhnte wohlig, bewegte die Hände, als wollte sie die alte, verdorrt wirkende Haut kneten, und als das Gesicht wieder frei lag, da sah es aus wie immer.
    Schön und glatt…
    Larissa war zufrieden. Trotz dieser zeitlichen Verzögerung hatte sie Glück gehabt, denn jetzt gehörte der Wagen ihr. Mit ihm kam sie schneller voran.
    Sie drehte den Zündschlüssel, startete den Motor und rollte an.
    Sehr dicht fuhr sie am Kopf des Toten vorbei. Es hätte sie auch nicht gekümmert, wenn das schwere Fahrzeug über die Leiche hinweggerollt wäre. Für sie gab es andere Dinge. Sie musste endlich die Leute erreichen, die für sie wichtig waren.
    Sie lebten in St. Petersburg. Sie hatten schon immer dort gelebt.
    Vor der Umgestaltung aber hatten sie sich versteckt halten müssen.
    Nun waren sie wie die Ratten aus ihren Löchern hervorgekommen, und sie würden ihre Schwester mit weit offenen Armen empfangen.
    Sie waren etwas Besonderes, denn nicht grundlos hatte man sie von offizieller Seite totgeschwiegen.
    Und sie hatten einen Namen.
    Die Jünger Rasputins!
    ***
    Es war alles nicht so verlaufen, wie es sich Wladimir Golenkow vorgestellt hatte. Okay, der Flug nach St. Petersburg hatte geklappt, er hatte sich dann mit den zuständigen Behörden in Verbindung gesetzt, mit der normalen und auch mit der Hafenpolizei gesprochen, doch bei beiden Institutionen hatte er nur ein Schulterzucken als Antworten auf seine Fragen gekriegt.
    Sie standen vor einem Rätsel!
    »Gibt es wirklich keine Hinweise?«, hatte er immer wieder gefragt und das berühmte »njet« gehört.
    Wladimir war frustriert. Er ging davon aus, dass sich eine gefährliche und von magischen Kräften besessene Killerin in der Stadt aufhielt, von der es keine Spur gab. Leider auch kein Foto, das aus London hätte herübergefaxt werden können, und so blieb ihm nur übrig, auf seine beiden Freunde zu warten oder darauf, dass Larissa einen Fehler beging. Darauf durfte er nicht hoffen.
    Man hatte ihm im Polizeipräsidium ein kleines Büro zur Verfügung gestellt, kaum größer als eine Besenkammer. Der Schreibtisch war wohl hineingezaubert worden, ein Wunder, dass noch ein Stuhl in den Raum passte, dessen Fenster einer Schießscharte glich.
    Wladimir Golenkow hatte nie an den Kommissar Zufall geglaubt, an diesem Tag allerdings kam er ihm zu Hilfe.
    Der ehemalige KGB-Mann saß auf seinem Stuhl, das harte Filzkissen unter dem Hintern, starrte die kahlen Wände an, an denen nicht mal ein Bild hing, und er sah im Licht der Schreibtischleuchte seine Hände leichenhaft bleich schimmern, als ihn der Anruf erreichte.
    Das harte Schrillen ließ ihn zusammenzucken, er fasste nach dem Hörer und schaute dabei auf seine Uhr.
    Von den englischen Freunden konnte niemand
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