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0794 - Das Zauber-Zimmer

0794 - Das Zauber-Zimmer

Titel: 0794 - Das Zauber-Zimmer
Autoren: Jason Dark
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über die ich nicht schauen konnte, weil ich zu tief stand.
    Ich rief mir das Bild wieder in die Erinnerung zurück.
    Zwei wichtige Dinge fehlten.
    Der nackte Mann und die nackte Frau.
    Und jetzt auch noch das Kind!
    Waren sie tatsächlich hier zu finden, oder hatte mich die andere Kraft allein gelassen?
    Mir fiel ein, dass ich bisher nur ein Ufer der Insel richtig hatte überblicken können, das andere war durch die hochsteigenden Felsen meinen Blicken verborgen geblieben.
    Waren die beiden Menschen, oder hatten sie nur so ausgesehen und gehörten in Wirklichkeit zu irgendwelchen Dämonen, die mir feindlich gesinnt waren.
    Es gab auch noch eine andere Variante. Vielleicht entstammten sie einem Zwischenreich, und da wiederum kam mir urplötzlich Aibon in den Sinn, dieses Reich, das zwischen Himmel und Hölle lag, um es mal simpel auszudrücken. Es war von den Menschen auch als Fegefeuer bezeichnet worden. Ich hatte mich schon öfter darin aufgehalten, aber es gab nur wenige verschlungene Wege dorthin.
    Zunächst einmal musste ich auf die andere Seite der kleinen Felseninsel gelangen. Ich kletterte nicht über das starre unebene Gestein hinweg, sondern blieb in Ufernähe, weil das Gelände dort besser zu begehen war. Die Wellen spülten bis dicht an meine Füße heran.
    Ich umrundete auch die Schmalseite, legte noch zwei Schritte zurück und hatte das andere Ufer erreicht.
    Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen.
    Dort lagen der Mann und auch die Frau!
    Und beide waren nackt!
    ***
    Kommissar Harry Stahl konnte sich nicht daran erinnern, sich irgendwann in der letzten Zeit so unwohl gefühlt zu haben wie in dieser verdammten Nacht.
    Er war im Flur zurückgeblieben und schaute zu, wie sein Freund John Sinclair von den anderen Kräften eingekesselt wurde und kurzerhand in ihnen verschwand.
    Er bot ungefähr das gleiche Bild wie zuvor das Mädchen. Von verschiedenen Seiten wurde er regelrecht angestrahlt und war mehr ein schattiges Bild als ein Mensch.
    Okay, er hatte nicht gewollt, dass Sinclair verschwand, er hatte dem Geisterjäger auch nicht in die Pläne hineinreden können, war allein zurückgeblieben und musste sehen, wie er damit fertig wurde. Aufgeben wollte er nicht. Auf keinen Fall das alte Hotel verlassen und sich irgendwo verkriechen.
    Noch einmal schien der Körper des Geisterjägers zu zucken, als hätten ihn kleine Blitze getroffen, dann war die andere Kraft einfach zu mächtig und riss ihn fort.
    Er tauchte unter.
    Er war weg!
    Zischend stieß der Kommissar die Luft aus. Erst jetzt stellte er fest, dass er schweißgebadet war, und wischte mit dem Taschentuch über Stirn und Wangen. Als er es wieder verschwinden ließ, wurde ihm plötzlich bewusst, wie einsam er in diesem alten, jetzt sogar verfluchten Hotel war. Er kam sich in der Stille so verloren vor, als wäre er ein Fremdkörper, der von zahlreichen Geistern umgeben war, die nur darauf warteten, ihn angreifen zu können.
    Mit diesem Gedanken beschäftigte er sich und fragte sich natürlich, wie er reagieren würde, wenn es dazu kam.
    Würde er die Flucht ergreifen oder sich in eine andere Richtung dabei wenden?
    Er dachte an die Flucht nach vorn.
    Hinein in das hellere Licht, das so tanzte und vor seinen Augen flimmerte.
    Nein, das nicht. Eher das Hotel verlassen, die Kollegen alarmieren und dann…
    Er stolperte über seine eigenen Gedanken und schalt sich einen Narren, dass ihm überhaupt so etwas in den Sinn gekommen war.
    Aber Harry drehte sich um, und er schaute die Stufen hinab nach unten.
    Da lag die Treppe!
    Sie war wie immer.
    Sie ist wie immer, dachte er, und ich brauche nur einen Fuß vorzusetzen, um sie zu betreten.
    Warum tue ich das nicht? Was hält mich davon ab. Warum kann ich mich nicht überwinden?
    Harry Stahl verstand die Welt nicht mehr und natürlich sich selbst nicht. Es war doch so einfach, die Stufen runterzulaufen und in die Halle zu gehen.
    Warum blieb er stehen?
    Harry wischte über seine Augen. Die Luft kam ihm plötzlich dicht und schwer vor. Sie füllte seinen Mund aus wie Watte. Irgendwie schmeckte sie auch verbrannt, als würde in der Nähe etwas schmoren, ohne jedoch zu garen.
    Lag es an der Treppe?
    Setz doch den Fuß vor. Nur ein Schritt, und du hast es geschafft.
    Er tat es nicht, dieser böse Zauber hielt ihn zurück. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Treppe, und er sah, dass die Stufen vor seinen Augen verschwammen.
    Sie wellten sich hoch, und plötzlich rissen sie an einigen Stellen auf.
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