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0791 - Diondra - einfach mörderisch

0791 - Diondra - einfach mörderisch

Titel: 0791 - Diondra - einfach mörderisch
Autoren: Jason Dark
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aber auch entspannen, wenn es denn sein muss.« Die letzten Worte klangen nicht sehr begeistert. Diondra Mayne war ein Typ, der lieber arbeitete, wobei sie ihre Tätigkeit nicht als Arbeit ansah.
    Professor Dr. Palmer wusste eigentlich nicht sehr viel über die junge Frau. Ihm war nur bekannt, dass sie für einen der größten Mischkonzerne der Welt arbeitete und dort zu den Topleuten gehörte, wobei sie geheimnisumwittert war, denn über ihre eigentliche Tätigkeit wussten wohl nur wenige Menschen Bescheid.
    Er lächelte sie an. »Sie fühlen sich dort gut aufgehoben, Diondra?«
    »Ja, man tut viel für mich.«
    »Das freut mich. Sind Sie eigentlich von hier? Pardon, wenn die Frage zu privat ist, aber ich interessiere mich eben dafür, weil Sie ein so außergewöhnlicher Mensch sind.«
    »Meinen Sie aus London?«
    »Nicht direkt, sondern… sagen wir aus England oder Europa.«
    »Europa.«
    »Dachte ich es mir. Diondra klingt spanisch.«
    »Ja, es ist ein spanischer Name.« Sie tippte mit der Fingerspitze auf die Tischplatte. »Falls Sie sich noch für meine Eltern interessieren sollten, sie leben nicht mehr. Ich bin eine junge Frau, die praktisch keine Vergangenheit hat. Deshalb spielt es keine Rolle, wo ich lebe. Ich bin dem Konzern empfohlen worden, und man hat mich als Beraterin engagiert. Fertig.«
    Der Professor schaute sie an, als würde er sie zum ersten Mal sehen. »Sie sind noch sehr jung, Diondra.«
    »Stimmt, Professor. Nur denke ich nicht, dass dies ein Fehler ist – oder?«
    »Nein, nein.« Er lachte und winkte mit beiden Händen ab. »Ganz im Gegenteil. Was mich an Ihrer Jugend stört, und jetzt verstehen Sie mich bitte richtig, ist, dass Sie immens begabt sind, dass Sie unsere Computer degradieren. Darüber kommen meine Kollege und ich nicht hinweg. Das ist so unwahrscheinlich, so ungeheuerlich.« Er schlug gegen seine Stirn. »Ich habe dafür keine Erklärung. Ist das nur Begabung, Diondra?«
    »Darüber haben wir schon des Öfteren gesprochen.«
    Er fasste nach ihrer Hand und spürte, dass die Haut sehr warm war. Unnatürlich warm. Sie entzog sich seinem Griff. Eine Unmutsfalte erschien auf der blassen Stirn. Mit einer nervös anmutenden Bewegung strich sie die Haare zurück. »Ich kann Ihnen nicht viel sagen, Professor. Es ist eine Begabung. Ich habe es mit in die Wiege gelegt bekommen, und ich möchte Ihnen noch etwas sagen.«
    »Bitte, ich höre.«
    Sie schob Tasse und Untertasse zur Seite. »Nicht alles in dieser Welt ist rational zu erklären. Gewisse Dinge müssen einfach akzeptiert werden, das ist auch bei mir so. Nehmen Sie mich einfach so, wie ich bin. Auch Sie als Wissenschaftler sollten dies akzeptieren.«
    »Das tue ich auch.«
    »Wunderbar.«
    »Dennoch dürfen Sie mir meine Neugierde nicht verübeln. Ich bin Wissenschaftler und von Natur aus neugierig. Ich muss forschen, es ist mein Leben.«
    »Das verstehe ich.«
    Sie hatte es in einem Tonfall erklärt, der besagte, dass sie dieses Gespräch für beendet hielt. Professor Palmer war sensibel genug, um dies zu spüren. Er nickte ihr zu, als er aufstand. Eine unsichtbare Wand hatte sich zwischen die beiden geschoben. »Sie werden dann von mir hören, Diondra.«
    »Ja, über den Konzern.«
    »Genau.«
    Sie stand nicht auf, sondern nickte nur kurz und schaute dem Mann nach, wie er zur Tür ging. Außer ihr saßen jetzt nur noch drei Reinemachefrauen in der Kantine. Ansonsten war das Institut von den Mitarbeitern verlassen worden.
    Der Professor aber ging direkt zu seinem Wagen, um nach Hause zu fahren. Wie an jedem Freitag wollte er nicht in die Londoner Wohnung, sondern zum Landhaus an der Südküste. Es lag wunderschön – mit Sicht auf das Meer, seine Frau hatte es von ihren Eltern geerbt. Sie selbst war Schriftstellerin und beschäftigte sich mit Zeitgeist und Frauenfragen. In verschiedenen Publikationen war sie schon abgedruckt worden, und ihre teils sehr engagierten Kommentare hatten schon für Aufsehen gesorgt. Zudem war sie knapp zwanzig Jahre jünger als der Professor, und sie stand mit beiden Beinen fest in der Mitte des Lebens.
    Kinder hatte das Ehepaar Palmer nicht, und der Wissenschaftler bedauerte dies. Es war seine zweite Ehe gewesen, die erste hatte einfach nicht geklappt. Beide Partner ließen sich genügend Freiheit, um sich nicht auf die Nerven zu gehen.
    Der Weg nach Süden war relativ frei. Er fuhr die M 23 Richtung Brighton, wollte zuvor nach Osten abbiegen, wo die große Hektik nicht zu spüren war und man noch
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