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0791 - Diondra - einfach mörderisch

0791 - Diondra - einfach mörderisch

Titel: 0791 - Diondra - einfach mörderisch
Autoren: Jason Dark
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Eindruck, dass etwas Schreckliches auf ihn zuschwebte…
    ***
    Auf einem Feld war Professor Palmer stehen geblieben. Der Wind wehte über die freie Fläche, sollte seine Probleme mitnehmen, doch das war nur ein Wunsch. Wie eine Säule stand Palmer auf der weichen Erde und schaute in die Ferne zu dem dunklen Hügel hin, als könnten sie ihm eine Antwort geben.
    Aber gab es überhaupt Antworten? Gab es überhaupt Fragen?
    Beides musste existieren, nur schaffte er es nicht, die Fragen in eine erklärbare Form zu bringen. Der Professor schwebte in einem luftleeren Raum, er wusste nicht, wo er hingreifen sollte, denn wenn er seine geistigen Fühler ausstreckte, dann fasste er ins Leere. Da war dann plötzlich nichts mehr vorhanden, und Erklärungen gab es leider auch nicht. Er wusste nur, dass sein beunruhigender Zustand mit dieser Diondra Mayne zusammenhing, sie war ein Rätsel, eine harte Nuss, an der er sich die Zähne ausbeißen würde.
    Sie war nicht allein ein mathematisches Genie, nein, hinter ihr steckte noch etwas anderes, das er nicht fassen konnte, es aber irgendwie als eine Bedrohung empfand. Es war eine Wolke, ein düsteres Etwas, das aus irgendwelchen Seelenschächten gestiegen war, froh darüber, sich endlich befreien zu können.
    Professor Palmer hatte weder ihre Worte noch ihren Blick vergessen. Sie war eine Frau mit einem tiefen, rätselhaften und auch gefährlichen Geheimnis, an dem er ebenfalls zerbrechen konnte, wenn er nicht haarscharf Acht gab.
    Und dann diese Vision, die ihn urplötzlich auf der Abfahrt überfallen hatte. Sie war so schrecklich gewesen, dass er am liebsten nicht daran gedacht hätte. Ein grauenvoller Anblick hatte sich vor seinem geistigen Auge aufgebaut. Diondras Gesicht im Mittelpunkt, dann die Hände, die etwas hielten, das wie ein menschlicher Arm aussah, Zähne, die hineinbissen, das Fleisch, das Blut…
    So etwas kam doch nicht von ungefähr.
    Professor Palmer war Mathematiker und Realist. Ein reiner Zahlenmensch, der sich um die Psyche der Menschen nicht gekümmert hatte, so etwas überließ er seiner Frau, die kannte sich damit aus. Er selbst beschäftigte sich mit anderen Problemen, denn er gehörte auch zu den Menschen, die noch immer der Illusion nachhingen, die Welt endlich zu begreifen und sie in eine mathematische Formel zu bringen. Der Autor Haekings hatte mit seinem Buch über die Zeit schon den Anfang gemacht, Denkanstöße gegeben, aber jetzt musste es weitergehen, andere waren gefordert, sich mit seinen Theorien auseinanderzusetzen. Zu diesem Menschen gehörte auch Professor Palmer, eine zusätzliche Bürde, die er sich neben dem Rätsel Diondra Mayne noch aufgelastet hatte. Für ihn war ein finsteres Tor geöffnet worden, um Dinge zu entlassen, die selbst er sich rational nicht erklären konnte.
    Dass es Visionen gab, stand außer Frage. Darüber hatte er gehört, auch gelesen, manchmal gelächelt, aber dass es ausgerechnet ihm passieren würde, beunruhigte ihn. Und in dieser plötzlichen Vision hatte ausgerechnet Diondra die Hauptrolle gespielt.
    »Wer bist du, Mädchen?«, fragte er halblaut in den Wind. »Wo kommst du her? Was steckt hinter dir?« Von seinen eigenen Worten bekam er eine Gänsehaut. Er strich über sein Gesicht, und sogar seine Handflächen waren feucht geworden.
    Seine Augen brannten, als hätte er in der vergangenen Nacht nicht geschlafen. Etwas brummte in seinem Schädel. Geschlagen hatte ihn niemand, es mussten einfach die schlechten und trüben Gedanken sein, die da auf Wanderschaft gingen.
    Warum schlechte Gedanken? Oder war es etwas anderes? Angst möglicherweise? Waren Visionen tatsächlich schon ein Vorgriff auf die Zukunft? Würde er das Grauen dann life erleben?
    Er hatte eine trockene Kehle bekommen, als er daran dachte. Und er hätte sich nie vorstellen können, dass so etwas überhaupt passierte. Ausgerechnet ihm, wo er doch so nüchtern dachte.
    Die letzte halbe Stunde hatte ihn erschüttert. Er fühlte sich alt und schwach, und den über das freie Feld jagenden Wind empfand er nicht mehr als angenehm.
    Über ihm segelten die Wolken dahin wie monströse Gestalten aus der Urzeit. Die fern liegenden Hügel wirkten bedrohend, das flache Land vor ihm war eine düstere Fläche, über die kaum ein Lichtreflex hinwegtanzte, und die Gestirne hatten sich zurückgezogen, als würden sie sich schämen.
    Der Professor wusste nicht, wie lange er auf dem Feld gestanden hatte. Er dachte wieder an seine Frau, sein Zuhause, an das warme Feuer im
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