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0791 - Der COMP und der Kybernetiker

Titel: 0791 - Der COMP und der Kybernetiker
Autoren: Unbekannt
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würden sie für einen bösen Traum halten, ausgelöst durch Überarbeitung und Erschöpfung. Sie durfte den Vorfall nicht dem ersten besten melden.
    Sie beschloß, sich an Vigo Hynes zu wenden.
    Aber in diesem Augenblick war Vigo Hynes schon nicht mehr in der Lage, ihr zu antworten.
     
    *
     
    Der summende Leuchtpunkt drang durch Wände und Decken und gelangte schließlich auf einen Hauptkorridor, dessen grelle Beleuchtung das Leuchten des Punktes überdeckte und ihn so gut wie unsichtbar machte. Dicht unter der Decke, in der Nähe der Kante, an der Wand und Decke sich vereinigten, setzte das winzige Materiestück seinen Weg unbeirrbar fort.
    Unter ihm bewegten sich Menschen, die es nicht bemerkten.
    Von unsichtbaren Kontrollimpulsen gelenkt, wandte sich das Materiestück in Richtung des Labors, in dem Joscan Hellmut mit seinen beiden Robotern an der Arbeit war.
    Joscan Hellmut blickte auf, als er das leise Summen hörte. Im Labor brannte in diesem Augenblick nur eine schwache, blaue Leuchte. Deutlich war der Lichtpunkt zu erkennen. Er mußte geradewegs durch die Wand gedrungen sein.
    Joscan Hellmut stand auf. Sein Blick wich nicht von dem kleinen, rötlich strahlenden Punkt, der diesseits der Wand eine Zeitlang verharrte und dann langsam auf den Wissenschaftler zukam.
    Unwillkürlich formte sich ein Gedanke in Joscans Bewußtsein.
    „Du kommst, um mich zu holen?"
    Es überraschte ihn nicht, daß er Antwort bekam. Fast hatte er so etwas erwartet. Eine Gedankenstimme, unglaublich fremd in ihrer Artikulation, sprach zu ihm aus weiter Ferne: „Ich komme, um dich zum Ersten COMP-Ordner zu machen.
    Das ist der Wille der Herrscherin, und so soll es geschehen!"
    Joscan Hellmut neigte den Kopf.
    „Ich gehorche der Herrscherin", antwortete er demütig.
    Der Leuchtpunkt näherte sich ihm. Joscan fühlte das Prickeln.
    Ein nie gekanntes Glücksgefühl erfüllte ihn bis hin zu den äußersten Nervenenden.
    Der leuchtende Punkt schien an ihm vorbeigleiten zu wollen.
    Aber im letzten Augenblick änderte er den Kurs und senkte sich auf Joscans Nacken.
    Joscan empfand einen brennenden Stich wie mit einer glühenden Nadel. Das Gefühl war nur von kurzer Dauer und nicht übermäßig unangenehm. Das Prickeln aber, und die Empfindung höchsten Glücks - sie blieben. Eine Zeitlang stand Joscan Hellmut starr.
    Er empfand die Flut fremder, freundlicher Gedanken, die sich in sein Bewußtsein drängte.
    Es waren sanfte Gedanken, die nicht danach trachteten, ihn zu unterjochen. Fremdes Wissen und die Erkenntnis fremder Zusammenhänge strömten in Joscans Gehirn. Er begriff, was es mit dem Amt des Ersten COMP-Ordners auf sich hatte.
    Er verstand, daß er von nun an niemand mehr Gehorsam schuldig war als der Kaiserin von Therm, der Herrscherin dieser Mächtigkeitsballung. Er begriff auch, daß es Konflikte geben würde - vor allen Dingen mit den Menschen an Bord dieses Raumschiffs, die den Willen der Kaiserin nicht verstanden und den COMP als Feind betrachteten.
    An ihm, dem Ersten COMP-Ordner, lag es, diese Konflikte zu dämmen. Er war das Sprachrohr des COMPs - und damit der Kaiserin.
    Auf ihn würde es ankommen, daß man den Wünschen der Kaiserin keine Schwierigkeiten in den Weg legte.
    Gedankenverloren griff er sich in den Nacken. Das Haar deckte die Stelle, an der ihm der winzige Kristall unter die Haut gedrungen war. Von dem Kristall selbst war nichts mehr zu spüren, nur noch von der Wirkung, die er ausstrahlte.
    Joscan Hellmut schaltete die Deckenbeleuchtung an. Vor ihm standen Romeo und Julia und musterten ihn stumm aus glitzernden Linsenpaaren.
    „Wir hören hier auf", sagte Joscan. „Es gibt wichtigere Dinge für uns zu tun!"
     
    *
     
    Mehr aus Neugierde als irgend etwas sonst kehrte Vigo Hynes an diesem Tag noch einmal zu seinem Meßplatz zurück. Das war gegen sechzehn Uhr. Vigo hatte inzwischen erfahren, daß die Abteilung Rechnerinstallationen mit der Fehlersuche bei SENECA beschäftigt war.
    Also würde man seiner Fehlermeldung erst später nachgehen.
    Ihm selbst aber war inzwischen eine Idee gekommen, wie man der Ursache des falschen Inhalts von Register 15 auf die Spur kommen könne.
    Es gab nur zwei Orte, von denen aus ein Registerinhalt dieses Rechners verändert werden konnte. Der eine davon war Vigo Hynes' Arbeitsplatz, eben die Datenendstelle, von der aus er den Fehler bemerkt hatte.
    Die Datenendstelle jedoch führte Buch über alle Transaktionen, die von ihr aus getätigt wurden. Dieses Log sah Vigo sich an.
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