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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres
Autoren: Larry Brent
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Mähr von den Mahren erzählte. Patloff kramt die tollsten Dinge aus. Doch
nun ist Patloff tot, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Und
eigenartigerweise: Jetzt, wo er auf mysteriöse Weise verschwunden ist, macht es
mir so richtig Freude, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Manchmal denke
ich, daß mein Verstand nicht mehr normal funktioniert. Hat Patloff wirklich
gelebt? Habe ich mit ihm gesprochen? Es kommt mir vor, als wäre ich ihm vor
einer Ewigkeit begegnet. Ich werde heute nacht nicht in der Rue Demurs, sondern
in meiner Wohnung in der Rue de Paradis bleiben. Mit dem Pendel habe ich
ermittelt, daß sich dort heute nacht Kräfte auswirken werden, welche für die
Wiederkehr des Nachtmahrs maßgebend und notwendig sind. Werde ich Erfolg haben?
    Eine Seite weiter veränderte sich die Schrift. Sie war in größter
Eile und in sichtlich großer Aufregung hingekritzelt worden. Es war jene Seite,
die Monette letzte Nacht aufgeschlagen auf dem Boden vor dem Telefontisch
gefunden hatte.
    Paris, 29. Januar
    Ich habe den Nachtmahr gesehen! Er war vor einer Stunde in der Rue
de Paradis. Es ist jetzt wenige Minuten nach eins in der Nacht. Ich sitze in
meiner Wohnung in der Rue de Paradis, jenem Haus gegenüber, wo ein junges
Mädchen allein im fünften Stockwerk wohnt. Ich stehe noch immer am Fenster,
während ich diese Zeilen zu Papier bringe, ich starre hinüber auf die andere
Straßenseite. Das Fenster ist geöffnet, ein dünner Vorhang vorgezogen. Das
Mondlicht fällt darauf, und dahinter zeichnet sich jede Bewegung wie ein
Schatten ab.
    Das Bett steht direkt unter dem Fenster. Ich kann fast
hineinsehen, weil meine Kammer ein Stockwerk höher liegt.
    Sie ist schon früh zu Bett gegangen. Sie schläft unruhig, sie
wechselt im Schlaf o f t die Lage.
    Und mit einem Male ist er da. Er, der Nachtmahr.
    Ich sehe ihn am Fußende stehen, er starrt auf sie herunter. Obwohl
ich ununterbrochen das Zimmer im Blick hatte, ist mir nicht aufgefallen, wie
und wann der unheimlich nächtliche Besucher eingetreten ist. Hat er die Tür
benutzt? Ich kann es nicht sagen.
    Als ich die Schattengestalt so plötzlich vor mir sehe, glaube ich
erst zu träumen.
    Ich reibe mir die Augen und blicke wieder hin.
    Sie ist noch immer da. Aber sie hat ihre Stellung geändert. Sie
sitzt nun auf dem Fußende des Bettes. Eine merkwürdige Stellung.
    Ich nehme das Fernglas an die Augen, habe alles greifbar nahe vor
mir. Ich nehme teil wie ein Zuschauer an einer Filmhandlung. Aber hier läuft
kein Film ab. Es ist blutwarme Wirklichkeit.
    Eine unbeschreibliche Erregung hat von mir Besitz ergriffen.
    Ich sehe das Mädchen im Bett — und ich sehe den Mahr, der sie
beobachtet.
    Die Schlafende spürt die Nähe des nächtlichen Eindringlings. Sie
ist unruhiger als je zuvor. Sie wirft die Zudecke zurück, dreht sich von einer
Seite auf die andere.
    Und dann ist sie plötzlich wach! Sie muß wach sein, denn sie
richtet sich auf.
    Ich stehe am dunklen Fenster und höre den Entsetzensschrei, der
von drüben aus der Wohnung kommt.
    Das Mädchen hat den Mahr erblickt!
    Aber sie sieht ihn sicherlich genauer als ich.
    Ich sehe ihn nur als Schatten, als Silhouette. Er hat menschliche
Umrisse— verschwommen, schemenhaft, nicht klar auszumachen.
    Der Mahr erhebt sich!
    Ich zittere am ganzen Körper.
    Auch das Mädchen springt auf, sie stürzt quer durch den Raum, ich
kann sie nicht mehr wahrnehmen. Sie ist zu weit im Schatten.
    Und dann flammt das Licht auf.
    Alles ist zu sehen.
    Die hin- und her schwingende Lampe, die sie in der Eile mit dem
Kopf berührt hat, an der gegenüberliegenden Wand ein alter, wuchtiger Kleiderschrank,
ein Tisch, die Stühle, ein altmodisches Sofa.
    Ich sehe die Silhouette des Mädchens.
    Aber ich sehe nicht mehr die Gestalt, die vor wenigen Augenblicken
noch deutlich wahrnehmbar auf dem Fußende des Bettes hockte. Sie ist
verschwunden, wie vom Boden verschluckt.
    Auch das Mädchen sucht sie. Sie sieht sich um, sie umkreist das
Bett und bückt sich plötzlich, um nachzusehen, ob auch niemand darunterliegt.
    Da scheint niemand zu sein.
    Die Fremde kommt ans Fenster. Ich trete etwas zur Seite, damit sie
mich nicht sieht.
    Das Mädchen streckt den Kopf heraus und läßt die kühle Nachtluft
über ihr sicherlich erhitztes Gesicht streichen.
    Minutenlang steht sie so da, schön wie eine in Stein gehauene
Statue.
    Dann geht sie ins Zimmer zurück, zieht die Vorhänge zu und legt
sich auf das Bett.
    Sie läßt das Licht
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