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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres
Autoren: Larry Brent
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Zähne blitzten hinter den feuchtschimmernden, verführerisch roten
Lippen. Monette mußte daran denken, wie leicht diese schöne Frau ihm hätte
gehören können. Solange sie ihn für Gilbert hielt, konnte er alles von ihr
bekommen. Aber er war nicht Gilbert. Und im Wachzustand sah sie nur den Arzt,
den Psychiater in ihm.
    Er ertappte sich dabei, daß er sie länger und mit anderen Augen
ansah, als es ihm eigentlich zukam. Er fühlte sich zu ihr hingezogen.
    „Nanu, Doktor", hörte er ihre vertraute Stimme, die ihn aus
seinen Gedanken riß, „so nachdenklich? Sehen Sie keine Chance, mir helfen zu
können?"
    „Doch, doch", beeilte er sich zu sagen. „Wir sind heute einen
großen Schritt weitergekommen. Ich glaube, daß Sie in den nächsten Stunden ein
paar neue Erkenntnisse gewinnen werden. Wir werden uns dann das nächste Mal
weiter unterhalten."
    Mit ihrem graziösen, unnachahmlichen Gang durchquerte sie den
Raum. Dr. Monette begleitete sie nach draußen. Er verabschiedete sie an der
Tür. Diesmal machte er etwas, was er noch nie gemacht hatte: Hinter dem Vorhang
seines Arbeitszimmers blieb er stehen und verfolgte von dort aus die Abfahrt
der hübschen Tänzerin, die sich ihm anvertraut hatte, die einer vergangenen
Liebschaft nachtrauerte und offensichtlich an der Seite eines fünfunddreißig
Jahre älteren Ehemannes keine Erfüllung fand.
    Monettes Lippen bildeten einen schmalen Strich in seinem Gesicht.
    Eigentlich hatte er gehofft, Virginie de Ayudelle bis spätestens
vier Uhr loszuwerden. Doch es war fünf geworden.
    Und nach der eben beendeten Sitzung fand er nicht gleich die
nötige Konzentration, um sich mit den Aufzeichnungen seines toten Patienten
Felix Lucelion zu beschäftigen.
    War der medizinisch so überaus aufschlußreiche Erlebnisbericht
bereits zweitrangig geworden?
    Virginie spukte ihm im Kopf herum. Sie und ihr Leben.
    Er mußte sich dazu zwingen, Lucelions Tagebuch in die Hand zu
nehmen.
    Aber dann vergaß er die Episode von vorhin. Als er den Text vor
sich hatte, waren seine Gedanken sofort woanders.
     
    ●
     
    Erste Seite aus dem Tagebuch von Felix Lucelion.
    Paris, 5. Januar
    Heute habe ich mir die Wohnung in der Rue Demurs angesehen. Eine
Dachwohnung. Genau nach meinem Geschmack. Sie liegt einem Haus gegenüber, das
einer Comtesse gehört, die die Wohnung besonders gern an Kunststudenten
vermietet. Die Wohnungen dort sind in schlechtem Zustand, und die Comtesse kann
keine hohe Miete dafür verlangen. Doch das interessiert mich nicht besonders.
Wichtig ist für mich, daß in der Dachwohnung gegenüber eine junge und besonders
hübsche Studentin wohnt. Ich habe die Bude hier sofort gemietet und die Miete
für drei Monate im voraus bezahlt. Es sind alle grundsätzlichen Bedingungen
erfüllt, die mir bekannt sind: Sie wohnt allein, sie ist jung und sie ist
ausgesprochen schön. Und sie wohnt erst seit vierzehn Tagen in der Wohnung. Wird
der Nachtmahr sie holen?
    Es folgen seitenlange Beschreibungen von Überlegungen, ob er mit
seinen Vermutungen richtig lag. Am Anfang, als Lucelion die
Tagebuchaufzeichnungen begann, mußte er unter einer ungeheueren inneren
Spannung und Erregung gestanden haben.
    Die ersten Aufzeichnungen erschöpften sich darin, daß er in der
von ihm gemieteten Dachkammer in der Rue Dernurs mehrere Nächte hintereinander
wach saß und das gegenüberliegende Zimmer beobachtete, in dem die Studentin
wohnte.
    An den Tagen danach war nur der lapidare Satz „Keine besonderen
Vorkommnisse" vermerkt.
    Auf den folgenden Seiten erfuhr Monette, daß Lucelion außer seiner
Hauptwohnung, in der er gestorben war, noch fünf weitere Dachkammern gemietet
hatte. Und dies nur, um einsam lebende Mädchen zu beobachten?
    Den wahren Grund sollte Monette bald erfahren.
    Auf Seite 16 des Tagebuches, unter dem Datum vom 28. Januar,
folgte Lucelions Erklärung und Rechtfertigung.
    Sie sind alle Bräute. Wenn Patloffs Berechnungen stimmen, dann
befinden sie sich in der Zone, die als mögliche Orte in Frage kommen. Mit dem
Pendel hat Patloff die Punkte errechnet. Und ich muß ihm recht geben: Die
Chancen, daß der Mahr dort seine Bräute findet, sind wirklich groß. Hier wohnen
besonders viele junge und hübsche Mädchen. Keine ist älter als fünfundzwanzig,
keine jünger als achtzehn. Es ist verrückt, daß ich mich in den Gedanken
verrannt habe, ihn zu beobachten. Patloff behauptet, daß noch niemand einen
Nachtmahr gesehen — und überlebt, hat. Anfangs habe ich ihn ausgelacht, als er
die
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