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0785 - Angriff der Wölfischen

0785 - Angriff der Wölfischen

Titel: 0785 - Angriff der Wölfischen
Autoren: Andreas Balzer und Geralt di Cordoba
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sodass er sich auch bei Tageslicht gefahrlos hier aufhalten konnte. Die anderen schliefen längst. Friedhelm hatte ihnen nichts von der Verwundung gesagt. Und sie durften es auch nie erfahren.
    Denn Friedhelm Steiner war schon so gut wie tot.
    Niemand widerstand dem Keim der Tulis-Yon, selbst ein Vampir nicht. Und doch war er noch er selbst, die Wunde hatte sich sogar etwas geschlossen.
    Das kann nicht sein, dachte Friedhelm. Das muss eine Sinnestäuschung sein. Ich sehe nur, was ich sehen will. Der Tulis-Yon-Keim verflüssigte das Blut und sorgte so dafür, dass das Opfer selbst bei der kleinsten Verwundung ausblutete. Sobald es tot war, erwachte es zu neuem Leben - als Diener Kuang-shis.
    Und jetzt war er an der Reihe.
    Fu Long hat auf den falschen Mann gesetzt, dachte der Vampir bitter. Du warst zu selbstsicher, Friedhelm Steiner, hast dich für unverwundbar gehalten, nur weil du mit viel Glück ein Dutzend Kriege überlebt hast. Das hast du jetzt davon. Du stirbst. Und in wenigen Stunden bist du eine dieser hässlichen Wolfsfratzen.
    Friedhelm spürte, wie das Blut in seinen Adern kochte. So als würden sich Vampir- und Tulis-Yon-Keim einen unerbittlichen Kampf liefern, dem er nur hilflos zusehen konnte. Und dann brach sich das infizierte Blut wieder Bahn.
    Friedhelm stieß einen lauten, gotteslästerlichen Fluch aus. Fassungslos sah er zu, wie das schwarze Rinsall anschwoll und minutenlang ungehindert aus der kleinen Wunde floss. Dann wurde der Blutstrom wieder schwächer, bis er schließlich ganz versickerte.
    Vorerst.
    Denn so ging es schon seit Stunden. Immer wenn Friedhelm in einem Moment aberwitziger Hoffnung glaubte, den Keim besiegt zu haben, brach die Wunde von neuem auf und machte alle seine Illusionen zunichte.
    Und plötzlich ahnte Friedhelm, was mit ihm los war. Miranda! Seine Gefährtin hatte zu keiner der etablierten Vampirfamilien gehört. Nachdem rivalisierende Blutsauger vor Jahrhunderten ihre Familie niedergemetzelt hatten, war sie als einsame Kriegerin durch die Welt gezogen, bis sie vor fast zweihundertfünfzig Jahren auf den Schlachtfeldern des Siebenjährigen Krieges einem sterbenden preußischen Offizier - ihm - ein neues Leben geschenkt hatte.
    Friedhelm Steiner hatte sie seitdem begleitet - als Schüler, Kampfgefährte und Liebhaber.
    Miranda hatte ihm nie ihr genaues Alter verraten, doch sie konnte nicht viel jünger sein als Sarkana oder Tan Morano. Je älter ein Vampir wurde, desto stärker war er. Konnte es sein, dass Miranda Durant immun gewesen war gegen den Tulis-Yon-Keim? Vielleicht war das der Grund, warum die Wolfsköpfigen damals gar nicht erst versucht hatten, die Vampirkriegerin zu einer der ihren zu machen. Sie mussten gespürt haben, dass ihr Blut gegen den Tulis-Yon-Keim resistent war.
    Und Friedhelm war ihr direkter Abkömmling. Mehr noch: In unzähligen Liebesnächten hatte er von Mirandas Lebenssaft getrunken und die Blutsbande damit erneuert.
    Vielleicht hatte sich ein Teil ihrer Immunität dabei auf ihn übertragen. Friedhelm spürte, dass das nicht ausreichen würde, um ihn zu retten. Aber es schien den Prozess der Umwandlung zumindest zu verlangsamen. Fu Long, alter Freund, vielleicht hast du doch nicht auf die falsche Karte gesetzt, dachte Friedhelm mit einem grimmigen Lächeln.
    Entschlossen sprang der Vampir auf. Er riss sich ein Stück Stoff aus einer alten Decke und improvisierte daraus einen Verband, mit dem er die brennende Wunde bedeckte. Anschließend durchwühlte er den Schrank, bis er ein Paar Handschuhe gefunden hatte, das er eilig überstreifte. Dann machte er sich auf den Weg.
    Das Schicksal hatte Friedhelm einen Aufschub gewährt. Er würde ihn nutzen.
    ***
    Château Montagne
    Angespannt hörte Zamorra O’Neill zu. »Wir bekommen seit einiger Zeit seltsame Berichte aus den San Bernardino Mountains«, begann der Detective. »Dort haben sich eine ganze Reihe von Leuten gemeldet, die seltsame Gestalten mit Wolfsköpfen gesehen haben wollen. Die meisten Sichtungen gab es in der Nähe eines kleinen Örtchens namens Three Oaks. Der örtliche Sheriff ging zunächst davon aus, dass die angeblichen Zeugen ein paar Mal zu oft ihrem Selbstgebrannten zugesprochen haben, doch als sich die Sichtungen häuften, hat er sich an uns gewandt. Und da ich hier als Spezialist für übersinnlichen Quatsch gelte, habe ich das Ganze auf den Schreibtisch bekommen.«
    Dem Dämonenjäger entging nicht der bittere Unterton in O’Neills Stimme. Mit Zamorra zusammenzuarbeiten,
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