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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum
Autoren: Jason Dark
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nicht hindern.
    »Hast du dich entschieden, John?«
    »Das habe ich.«
    »Und wie?«
    »Wann startet das nächste Flugzeug in Richtung Amsterdam?«
    Sie lächelte. »Das, mein Junge, kann ich dir in ein paar Sekunden sagen…«
    ***
    Es war einsam, es war Nacht, und es war verdammt stürmisch. Der kalte Wind fuhr mit langen Eisfingern durch die zu dünne Kleidung der Frau und verkrallte sich in ihrer Haut wie ein Tier. Linda Vermool war noch immer benommen. Sie hatte kaum begriffen, was in den letzten Stunden alles passiert war.
    Es ging um sie, das stand fest. Nicht mehr um diese Gangster-Beerdigung, die sie besucht hatte. Es war ein Fehler gewesen, sie hatte sich über- und den Hass eines Jan de Rijber unterschätzt. Er gab ihr allein die Schuld am Tod des Bruders, und es stand fest, dass sie dafür mit ihrem Leben bezahlen sollte. Ein de Rijber hatte bisher jede Rechnung beglichen und seinen Schuldnern nie eine Chance gegeben.
    Nur allmählich klärte sich Lindas Gedankenwelt. Dass der Sturm immer wieder in harten Böen gegen ihren Körper peitschte, nahm sie zwar wahr, wusste aber keine Erklärung. So windig war es auf dem Friedhof nicht gewesen, und ein Sturm war auch nicht angesagt worden.
    Der Kopf tat ihr weh. Überall klopfte es schmerzhaft. Die Zunge lag in ihrem Mund wie ein pelziger Ball, der zudem noch widerlich schmeckte. Nicht allein durch den Wind spürte sie die Kälte, es gab auch noch einen anderen Grund, und Linda identifizierte ihn als eine düstere Vorahnung. Die Kälte des Todes kroch in ihr hoch. Das begann bei den Füßen und fand seinen Weg bis hinauf in den Kopf, wo selbst die hämmernden Schmerzen allmählich einzufrieren schienen.
    Linda Vermool hatte den Mund weit geöffnet. Sie saugte die kalte Luft tief in ihre Lungen. Trotzdem ging es ihr nicht besser, der Schwindel blieb, auch die weichen Knie. Sie spürte, dass sich zwei Hände in ihre Schultern krallten und sie aufrecht hielten. Bisher hatte sie die Augen noch nicht geöffnet. Mit den anderen Sinnen tastete sie die Umgebung ab und merkte, dass nicht nur eine Person in ihrer unmittelbaren Nähe stand.
    Da waren mehrere…
    Ohne die Augen zu öffnen, dachte sie sofort an de Rijber und seine verdammten Leibwächter. Nur sie konnten sie an diesen Ort geschafft haben, den sie nun sehen wollte.
    Linda Vermool öffnete die Lider.
    Den Schrei hätte ihr der Wind sicherlich von den Lippen gerissen, denn was sie sah, ließ ihr Herz rasend schlagen und presste Furcht in ihr hoch.
    Vor ihr war nichts!
    Nur Wind, Dunkelheit und eine grauenvolle Tiefe, die wie ein schwarz-graues Meer von einer Seite zur anderen schwappte, sodass sie Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Ein halber Schritt nur nach vorn, und die Tiefe hätte sie verschlungen. Nur wäre sie nicht ins Nichts gefallen, sondern irgendwann dort unten auf eine harte Fläche aufgeschlagen, die sich sehr schwach abzeichnete, weil sich dort der Lichtschimmer einiger Laternen spiegelte.
    Da war kein Wasser, auch kein weicher Erdboden. Da war nur dieser verfluchte nackte Beton.
    Tödlich für sie!
    Linda holte Luft. Ihre Knie wurden noch weicher. Sie spürte den Schwindel und gleichzeitig den Sog, der sie nach vorn in die Tiefe ziehen wollte. Er lockte sie, er spielte mit ihr, was auch der hinter ihr Stehende merkte, denn seine Griffe an ihren Schultern wurden fester. »Nein, Süße, noch nicht.«
    Er zerrte sie von der Kante weg. Lindas Beine bewegten sich automatisch. Bei jedem Tritt hörte sie ein seltsam hohl klingendes Geräusch, dann kehrte der Schwindel zurück, und sie ließ sich nach hinten fallen, wo sie aufgefangen wurde.
    Man schleifte sie zurück. Dabei spürte sie den Druck an ihren Knöcheln, dachte aber nicht darüber nach und wunderte sich auch nicht, als sie mit dem anderen Fuß über einen am Boden liegenden Gegenstand schleifte, der sich wie ein Stück Schlauch unter ihrer Schuhsohle anfühlte.
    Alles war so anders, so unwirklich, nur die harte Männerstimme, die ihr aus dem Dunkel entgegenschallte, war real. »Jetzt bist du da, wohin ich dich haben wollte…«
    Linda Vermool riss die Augen noch weiter auf, weil sie den Sprecher sehen wollte. Jan de Rijber war es, der sich in ihr Gesichtsfeld schob. Er trug noch immer seinen dunklen Mantel. Der Blick seiner Augen war bösartig, er brannte sich in Lindas Gesicht fest. Nur mühsam beherrschte er sich, der Hass trieb ihn beinahe in den Wahnsinn.
    Linda schwieg.
    Er schlug zu.
    Zweimal klatschte sein Handrücken gegen
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